Ehrlich? Also Gefäße operieren darf man nicht, aber ein pulsierendes Hämatom muss man adäquat versorgen können? Vergiss es.
Der Punkt ist folgender: Eine Konzentration bestimmter diagnostischen und therapeutischen Optionen auf große Zentren hat sicher eine Menge Vorteile; das Problem ist, dass das aktuelle System für eine solche Art der Versorgung nur sehr bedingt aufgestellt ist. Man müsste die gesamte Krankenhauslandschaft durchpflügen und die Verteilung der Zentren verändern, weil das aktuelle Vorhaben, einfach große Häuser zu lassen und kleine zu schließen, nur für größere Städte aufgehen kann, und selbst da nur sehr bedingt.
Beispiel kolorektales Karzinom: rund 70.000 neue Patienten pro Jahr, davon müssen mehr als 60.000 (der Einfachheit halber rund gerechnet) operiert werden, und sei es eine Stomaanlage. Der ursprüngliche Plan der Krebsgesellschaft, die Zahl der Darmkrebszentren auf ca. 200 zu begrenzen, hätte bedeutet, dass jedes Zentrum im Schnitt ca. 300 Patienten pro Jahr operieren müsste. Macht im Schnitt etwas mehr als 1 OP pro Tag. Hinzu kommen zu erwartende 25-30 Anastomoseninsuffizienzen (mit den Zahlen der großen Datenbanken gerechnet). Die müssen auch operiert und versorgt werden. Da kann man schon
mal die nötigen Kapazitäten im OP und der ITS/IMC berechnen, samt Normalstation. Scheint problemlos machbar? Cool! Aber das ist nur ein Krankheitsbild. Große Zentren müssen halt sehr viele Krankheitsbilder versorgen; und wenn man die dafür notwendigen Kapazitäten addiert, wird man feststellen, dass diese Summe die vorhandenen Kapazitäten um mindestens 30-40% (sehr optimistisch geschätzt) übersteigt. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Vor allem das Personal. Das wird halt nicht einfach durch das Schließen kleiner Häuser auf dem Land frei, weil insbesondere Pflegepersonal und sonstige Assistenzberufe zu wenig verdienen, um vom Land in die Stadt zu ziehen.