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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #40886
    Diamanten Mitglied
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    Der Punkt, den Autolyse hier doch schon seit einiger Zeit im Forum wiederholt und worauf er hinweisen möchte ist doch, dass sich jemand einfach mal trauen müsste standhaft zu bleiben, die "aufgedrückten" Dienste ablehnt und auch damit mal vor Gericht geht. Dort würde das Konstrukt des Arbeitgebers recht schnell zur Umkehr der Beweislast/Lage (wie auch immer man das in juristisch klug ausdrücken mag) führen und lt. seiner Einschätzung kein positives Urteil für den Arbeitgeber nach sich ziehen.

    Zitat Zitat von Endoplasmatisches Reticulum Beitrag anzeigen
    ... und alle Assistenzärzte mit einst großer Klappe im Arztzimmer werden spontan aphasisch ...
    Das ist ja viel eher das Problem. Angepasstheit und Abhängigkeitsdenken durch und durch. Ich kann mich davon selbst schlecht frei sprechen. Ich habe selber mal versucht etwas an schlechten Umständen zu ändern aber der Rückhalt im Assistententeam war.... mäßig. Vor ein Gericht wäre (und bin) ich damals auch nicht gegangen. Ich habe einfach eine sehr gute Stelle gefunden und würde hoffen, es in Zukunft in einer ähnlichen Situation mal zu wagen.
    Doubt kills more dreams than failure ever will.



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  2. #40887
    Diamanten Mitglied
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    Zitat Zitat von ][truba][ Beitrag anzeigen
    Das ist ja viel eher das Problem. Angepasstheit und Abhängigkeitsdenken durch und durch.
    Abhängigkeitsdenken....

    Das Problem mit dem Abhängigkeitdenken ist doch eher, dass es in weiten Teilen zutrifft!
    Als Assistent ist man darauf angewiesen ausgebildet zu werden und die Zahlen fürs Logbuch zusammenzukriegen (die teils nur in speziellen Funktionen zu sammeln sind).
    Am Ende ist man auf die Unterschrift des Chefarztes angewiesen, dass man alles gemacht hat.
    Außerdem haben wegen der Weiterbildung fast alle Assistenzärzte (alle?) nur befristete Verträge.

    Also die Abhängigkeit IST schon groß.

    Zwei weitere Punkte darf man auch nicht vergessen: Ärzt:innen sind durch Schule und Studium zu einem Großteil so sozialisiert, Anforderungen zu erfüllen. Eigentlich egal welche. Nichterfüllen wird als persönliches Scheitern wahrgenommen.
    Und: Kollegen aus dem Ausland sind noch VIEL abhängiger vom Arbeitgeber als deutsche Kollegen: bei ihnen hängt Berufserlaubnis und Aufenthaltserlaubnis an der Arbeitsstelle. Und da die Bedingungen in einigen Ländern außerhalb der EU noch schlechter sind, sind diese Kollegen gerne bereit, die Bedingungen hier zu ertragen, bzw.würden sich nie aktiv wehren.

    Vor ein Gericht wäre (und bin) ich damals auch nicht gegangen. Ich habe einfach eine sehr gute Stelle gefunden und würde hoffen, es in Zukunft in einer ähnlichen Situation mal zu wagen.
    Naja, es ist halt immer eine Abwägungsfrage. Ich würde behaupten, die meisten wägen an diesem Punkt ab, und entscheiden für sich, dass sich ein Gang vor Gericht nicht lohnt.
    Stattdessen wird dann mit den Füßen abgestimmt.
    Und es ist doch auch logisch: wenn ich einen befristeten Vertrag habe und gegen meinen Arbeitgeber klage, muss ich selbst bei einem eher fairen Arbeitgeber, der mir meinen weiteren Weg nicht verbauen will, damit rechnen, dass dieser Vertrag nicht verlängert wird...
    Geändert von Nefazodon (10.06.2022 um 09:44 Uhr)



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  3. #40888
    The cake was a lie. Avatar von Endoplasmatisches Reticulum
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    1.499
    Sehe ich auch so.

    Weder die Abhängigkeit vom restlichen Team, noch eine Umstellung auf rechtswahrende aber als noch ätzender empfundene Dienstmodelle, noch ein Anziehen der Daumenschrauben im Reigen der ärztlichen Assistenz und Zuarbeit sind irrationale Bedenken. Eine Furcht vor Sanktionen im Rahmen der Weiterbildung und Vertragsverlängerung auch nicht. Deshalb ist die Idee "Es müsste sich einfach nur mal jemand wehren und das durchziehen" juristisch betrachtet vermutlich korrekt, schießt den Ball aber am Tor der Realität vorbei.

    Wäre das Ziel ausschließlich, vor einem Gericht Recht zugesprochen zu bekommen, mag das hinhauen. In der Praxis stehen da aber viel diversere und teils gegenläufige Überlegungen und Interessen im Raum: Was ist für mich karrieretechnisch sinnvoller? Was ist für mich familientechnisch sinnvoller? Was ist für vom gefühlten Wohlbefinden auf der Arbeit sinnvoller? Kann ich auf diese Stelle verzichten? Will ich auf sie verzichten? Womit erkaufe ich mir die Konfrontation mit dem Weiterbildner und Arbeitgeber?

    Hier wird gerne lamentiert, dass Ärzte keine Eier haben und nicht Nein sagen. Sehe ich auch so. Das alleine ist aber nur die halbe Wahrheit. Müsste man einfach nur Nein sagen und alle Probleme würden sich unter einem strahlenden Regenbogen in Wohlgefallen auflösen, dann würden Ärzte das vermutlich sehr viel öfter tun. Tatsächlich tauscht man oft Pest gegen Cholera mit einem bestenfalls unüberschaubaren, schlechtestenfalls hohen Risiko, sich gesamtsituativ am Ende schlechter gestellt zu haben.



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  4. #40889
    The cake was a lie. Avatar von Endoplasmatisches Reticulum
    Mitglied seit
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    Zitat Zitat von Nefazodon Beitrag anzeigen
    Und es ist doch auch logisch: wenn ich einen befristeten Vertrag habe und gegen meinen Arbeitgeber klage, muss ich selbst bei einem eher fairen Arbeitgeber, der mir meinen weiteren Weg nicht verbauen will, damit rechnen, dass dieser Vertrag nicht verlängert wird...
    Und dann schicke ich noch die galoppierende Privatisierung und Oligopolisierung ins Rennen. Ketten wie Helios oder Asklepios verklagen wird perspektivisch gleich noch viel attraktiver, wenn die je nach Ort und Fach auch sämtliche Alternativkliniken betreiben. Neu bewerben in einer anderen Klinik desselben Arbeitgebers, den man gerade vor Gericht gezerrt hat? Have fun.



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  5. #40890
    Banned
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    Genau: Die Abhängigkeit vom Weiterbilder ist hier ein Problem. Auch wenn Weiterbildung und korrektes Dienstmodell zwei verschiedene Dinge sind.

    Man kann nur raten: Schaut euch das Haus vorher an, lasst euch Dienstsystem und Rotationen erklären. Sprecht mit Mitarbeitern und ehemaligen Mitarbeitern bzw. in der Community "wie wird der Laden so bewertet".
    Letztendlich kommen immer neue Absolventen (egal ob deutsch oder nicht-deutsch) und werden Lücken füllen. Die Löhne für die Zeit in der Weiterbildung sind definitiv konkurrenzfähig.



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