Ich nehme die Anästhesisten teilweise auch als Hindernis wahr. Alleine schon wenn ein Dialog am Samstag mittag abläuft abläuft wie "ich hab da grad zwei akute Shuntverschlüsse in der Notaufnahme gesehen, die müssen wir machen" - "Alles klar, dann kannst du ja den einen heute machen und den anderen morgen" -> NEIN, es werden selbstverständlich beide Shuntverschlüsse heute gemacht. Nur weil du mal wieder keinen Bock hast zu arbeiten, heißt das nicht dass ich ohne sonstigen Grund einen Shuntverschluss liegen lasse. Genauergesagt nehme ich in unserer Klinik 1 Anästhesist als expliziten Gefäßchirurgie-Hinderer wahr (bei dem hat jeder noch so Kleinkram aller anderen Fachrichtungen irgendwie Vorrang), 2 Anästhesisten als "Wechselzeiten am Wochenende dauern mindestens 3h", 2 Anästhesisten als "wenn die da sind läuft alles extrem schnell und unkompliziert", ein paar weitere als "hochqualifiziert und mit vernünftigen Ansichten" usw. wahr. Genauso wie in anderen Abteilungen auch. In der Radiologie haben wir auch einen Voll..., zwei extremst hilfreiche und qualifizierte Leute, ein paar Mittelmaß usw...
Es gibt aber eine Sache in unserer Klinik die meine Wahrnehmung bzgl. Anästhesie und meine "ich muss mich mal wieder sowas von aufregen über die Anästhesie"-Frequenz massivst gesenkt hat: Die Anästesisten müssen inzwischen SELBST den Kardiologen erklären wie deren Fragestellung lautet.
Bisher lief das so ab: Patient kommt, wird von Anästhesie und Chirurgie gesehen und Anästhesie sagt "ich will ein Kardiokonsil, Chirurg kümmer dich drum". Der Chirurg dann "wieso? der Patient ist fit. Wie lautet die Fragestellung?". Der Anästhesist "Kardiokonsil! Oder Patient wird nicht freigegeben!". Chirurg: "Aber die Fragestellung?". Anästhesist: "Ist der Patient OP-fähig?".
Dann folgt die Kommunikation zwischen Chirurg und Internist nach dem Motto: "Wir brauchen ein Kardiokonsil" - "Wie lautet die Fragestellung?" - "ob der Patient op-fähig ist" - "ist der Patient denn über 2 Stockwerke belastbar?" - "ja" - "was will der Anästhesist dann?" - "ob der Patient op-fähig ist" - "das muss doch der Anästhesist entscheiden" - "ja, aber der verlangt ein Kardiokonsil"... usw...
Und inzwischen müssen die Anästhesisten dem Internisten SELBST die Fragestellung die sie haben erklären. Seither ist meine präoperative Vorbereitung viel viel entspannter.