Heute mal wieder der bemerkt, dass Pädiatrie nix für mich wäre. Das Eine sind Schicksale, die ich tatsächlich nur schwer verknusen könnte, etwas Anderes, dass ich auch tatsächlich nicht ausschließlich Lust hätte, mich um Kinder zu kümmern (mache ich zwischendurch super gerne und ich bin der Praxis auch diejenjge, die es meist macht), aber was ich heute wieder total ätzend fand, sind Eltern... Entweder doof, aber da es ja nicht um sie selber sondern die ihnen anvertrauten kleinen Menschen geht, kann man ja nicht so schnell "dann halt nicht, ist ja jeder seines Glückes Schmied" denken. Oder diese Akademikerbesserwissertypen. Oder am schlimmsten diese Eiskunstlaufmuttis.
Heute kam ein fünfeinhalb Jahre altes Mädel, weil ja manchmal das eine Auge nach innen Klappe. Sonst sei alles total super. Visus 0,2, in Cycloplegie ne Hyperopie von +9 (neun!) plus Asti von 2dpt gemessen. Erstens verstehe ich nicht, wie das bisher nicht auffallen konnte. Die kann im Leben bei keiner U einen auch nur annähernd vernünftigen Visus gehabt haben. Aber, was ich am allerfurchtbarsten fand, war Mutti dabei. Die größte "Sorge" war, dass das Kind ja mit der Brille kein Kunstturnen machen könne. "Haben Sie schon mal eine Turnerin mit Brille gesehen?" Sie sei sooooo toll und habe drei mal die Woche drei Stunden Training, das ginge also nicht. Dass ich bei einmal die Woche anderthalb Stunden ja noch über eine brillenlose Zeit reden würde, ok, aber bei neun Stunden, wenn das Kind eh schon ganz tief drin im Brunnen steckt und nur hoffen kann, dass es wenigstens ein bisschen mit dem Kopf noch mal rausgucken kann, never. Dann kam sie auf die Idee, ob es dann nicht besser sei, die Brille ganz zu lassen, damit sie beim Turnen gar nicht merke, wenn sie sie da absetze (was sie ja eh nicht soll... Aber warum zuhören), dass es mit besser wäre und sie dann nicht mehr zurecht käme. Bisher sei ja alles total super gewesen, so schlimm könne es ja gar nicht sein.
Ich hatte schon so eine Nachwuchsolympiateilnehmerin vor Augen, da erzählte, daß Mädel, dass sie es seit Oktober, also gerade drei Monate mache und bisher ein bisschen Trampolin springe, nohh nie auf dem Balken gewesen etc. Mutti meinte dann sie habe ja früher auch geturnt. Da weiß man doch, woher der Wind weht. Kind (geiler Vorname übrigens noch, der perfekt ins "meine Prinzessin ist so besonders" passt) soll perfekt werden, weil Mutti es wahrscheinlich nicht geschafft hat. Nach drei Monaten wird ein so kleines Kind sicherlich nicht auf alleinigen Wunsch des Vereins hin sonst mit diesen Trainingszeiten überhäuft. Gott, tut das Kind mir Leid. Das Argument, dass ein Visus von 0,2 und dann noch durch Hyperopie beim Lesenlernen nächstes Jahr nicht hilfreich sei, war übrigens relativ unwichtig.