Hallo liebe Gemeinde,
ich will mal einen Gedankengang ansprechen, der mir bereits einige Male durch den Kopf geflattert ist während der letzten Zeit.
Das Vergabeverfahren ist ungerecht, das ist klar - übrigens auch den meisten Politikern - da es das Studienplatzvergabeverfahren auf ein einziges Eignungskriterium reduziert, dass leider auch noch nur sehr bedingt aussagekräftig ist: Die Durchschnittsnote im Abi. Diese ist bekanntermaßen (nich nur vom Hörensagen sondern durchaus auch von wissenschaftlicher Seite bestätigt) von einer Vielfalt an sozialen Rahmenbedingungen abhängig.
Nehmen wir aber mal an, es war so geplant, dass diejenigen ihren Studienplatz zuerst erhalten, die im Abi besser waren: Dann hätte das vor 10 Jahren noch locker gegolten, da konnte man mit 2WS auch mit 2,5 noch nen Platz bekommen. Es war also die Rangfolge
1) Die hervorragenden Zuerst
2) Die guten
3) Die, die noch das Zeug dazu ham
4) Die Warter
das war die Rangfolge und das Zielgruppenfeld, dass vor Jahren mal angesprochen wurde. Es hat jedem prinzipiell ermöglichst, ein zulassungsbeschränktes Fach zu studieren. Und innerhalb dieses Kontexts konnte man (und ich) das Kriterium Durchschnittsnote auch noch halbwegs als begreifbar fassen. Nun, nach der Bewerberexplosion sieht es aber wie folgt aus: Die Aller-, Aller-, Aller-, Allerbesten bekommen über Durchschnittsnote einen Platz. Der Rest wartet, und zwar bis er schwarz wird.
Dieser Sachverhalt verstärkt aber, was einem auf den ersten Blick gar nicht klar ist, die Gravidität von Kriterien wie "soziales Umfeld", "Streß während des Abis", "falsche Vorbereitung seitens Lehrer oder Schüler" in einer Art und Weise, die nicht mehr tragbar sein kann.
Es gibt Jahrgänge, ich kenne welche, in denen hatte keiner von 60 Schülern ein Abi besser als 1,2. War nun in dem Jahrgang keiner, der klug genug war, nen glatten Durchschuss zu schaffen, oder war es, was wesentlich wahrscheinlicher ist, einfach ein Problem des Lern- und Lebensumfelds?
Was ich damit sagen will. Die Zehntel zwischen 1,4, 1,2 oder 1,0 (das kann Sport schon reissen, SPORT, oder bildende Kunst in JgSt. 12... euch is klar, was das heisst, oder?) stellen großteils überhaupt kein Eignungskriterium für Medizin mehr dar UND unterliegen nur noch bedingt der Kontrolle des Schülers/Studenten. Somit hat sich eine Wandlung vollzogen von dem Ordnungskriterium NC ("bessere früher, mittlere später, schlechte ganz spät") hin zu einem System der "Chosen Few" ("wenn Du über 2 Jahre ohne Probleme, hochbegabt und effizient, von zuhause unterstützt und selbstbewusst getragen, permanent HÖCHSTleistungen bringst, bist du dabei").
Dadurch landen Leute mit 1,3 auf der Warteliste; das KANN nicht sein. Konnte ich das System vor ein paar Jahren noch zum Teil mittragen (im Sinne von Akzeptieren) verletzt es jetzt meiner Ansicht nach den Gleichheitsgrundsatz der Verfassung UND das Recht auf freie Berufswahl.
Nicht, dass das was ändert, aber es ist einfach eine logische Schlussfolgerung.
---> FÜR Bewerbungstests
Gruß,
Meridion