...sind die Erinnerungen an die wahren Gründe liebe Christin...
Die Wahrheit ist: Sehr viele Zahnmedizinstudenten sind (oft) sehr unglücklich mit ihrer Entscheidung. Wenn du dir einige alte threads anschaust, wirst du feststellen, daß dieses Studium die reinste Knochenmühle ist!
Hohe Kosten, Willkür der Verantwortlichen, Schikanen und die Tatsache, daß wir meist die ersten an der Uni sind und die letzten, die sie abends wieder verlassen, haben (zumindest bei mir) im Laufe der Zeit dazu geführt, daß sich Reue und Widerwillen mit Wut und Unverständnis gepaart haben.
Die Folge: Ursprüngliche Motivation und Ehrgeiz wurden ersetzt durch Arroganz (irgendwie muß man ja die fehlende medizinische Kompetenz ja kompensieren) und Gleichgültigkeit...
Da ich eben wohl mehr meinem Unmut Luft gemacht habe, als deine Frage zu beantworten (das Studium macht eben auch ein bisschen mürbe im Schädel!), folgendes:
- Ca. die Hälfte (meine Schätzung) meiner "Kollegen" ist familiär vorbelastet (Mama, Papa oder der Wellensittich sind ZÄ), d.h. setzt sich nach dem Studium ins gemachte Nest ---> das motiviert, oder!?
- Einige (wenige) ausländische Zahnis haben das Studium gewählt, weil das gesellschaftliche Prestige von Medizinern (und deren Abkömmlingen) in ihrem Land das "Nonplusultra" ist und sie dort (z.B. in arabischen Ländern) weitgehend freie Hand in der Ausübung dieses Berufes haben --> Freie Behandlungsalgorithmen, kaum Dokumentationspflicht, keine Vertragszahnärztlichen Knebel-/Almosengebührenordnungen etc.
- Einige lebten vorher in der irrigen Vorstellung, ein ZA mache so viel Kohle, daß er sich seine Zahnbürsten vergolden lassen könne ---> Nein, nein!
- Einige sind gelernte Zahntechniker und wollten selbst mal im Rampenlicht stehen und die props für ihren tollen Zahnersatz kassieren (arme Techniker: Unterbezahlt und Ausgebeutet (nur UPS ist schlimmer!))
- Einige dachten sich wohl: Toll, ich kann Menschen helfen und Schmerzen nehmen...*räusper* (Unser ärztlicher Direktor meinte dazu: "Wenn ich mir ihr Semester so anschaue (ca. 70% Mädels), erkenne ich zwei Dinge: 1. In der Zahnheilkunde läßt sich kein Geld mehr machen und 2. Frauen sind doch die besseren Menschen - wenn auch deutlich naiver!)
- Und ich dachte mir: Cool, kein überlaufener Massenstudiengang (Informatik läßt grüssen!), du bist dein eigener Chef (in realo ist das die LZÄK, die DGZMK, die Kassen, die zahnärtzlichen Gremien, die Dentalindustrie, der Fiskus und andere "Reinquatscher") bist handwerklich tätig (stimmt sogar), verdienst einen Haufen Kohle (siehe oben), bist Angesehen (nur solange die "Stiftung Warentest", die Verbraucherschutzzentralen oder Günther Jauch nicht einige Leichen aus den zahnärztlichen Kellern kramen und dem ganzen Berufsstand Geldgier und Inkompetenz attestieren) und Akademiker (quo vadis Wissen?).
Cave:
Die hehren Ziele, die ganze Motivation und alle Gründe, die einen zu diesem Studium bewogen haben, kann man getrost in die Tonne treten. Vollblut-ZA wird kaum einer, und letztlich kommt es wohl eher darauf an, daß man sich die Rosinen/Schönen Seiten dieser Arbeit herauspickt (selbst wenn sie unter einem Meter ******** vergraben sind!), Sinn in der eigenen Arbeit erkennt und v.a seine Erwartungen nicht zu hoch steckt. Schritt für Schritt mag aus "nur ein Job" ein erfüllter Beruf werden - alles andere ist nur Theorie.
Liebe Grüße und viel Mut,
MOUSE