Da das Thema gerade wieder aktuell zu sein scheint, erlaube ich mir, eine Sammlung von Nettigkeiten aus einem vorklinischen Semester Zahnmedizin hier niederzuschreiben. Alles selbst (mit)erlebt.
Los geht alles an einem noch milden Oktobernachmittag. Wer schonmal das elendige TPK-Kurs verhauen hat und deswegen ins Wiederholerkurs gekommen ist, weiß es, aber die Erstis sind noch gutgelaunt, keiner denkt sich, daß der berühmte "Arbeit macht frei"-Schriftzug genauso vor dem Eingang zum Kursraum stehen könnte und dieselbe Bedeutung hätte, wie einst.
Blockvorlesung in der ersten Woche fängt schon an, jeden Tag 3-4 Stunden Vorlesung. Professor interessiert sich nicht und hat null Verständnis dafür, daß sich die Vorlesung mit der Eingangsklausur zum Präpkurs überschneidet. Als er von meiner Wenigkeit als Semestersprecher darauf angesprochen wird, zieht er sein Kinn hoch, die Mundwinkel nach unten und schweift demonstrativ den Blick zur seite, bevor er sagt: "na dann bekommen diejenigen eben ein Fehltermin". Kein Problem. Nur daß es in diesem Kurs insgesamt nur zwei Fehltermine gibt, und das gilt für Vorlesung und Kurs zusammen. Schon werden auch die ersten Testataufgaben verteilt - Zähne zeichnen und Zähne kneten. Na dann los, zeichnen, kneten, testieren lassen, fertig. Denkste. Diese Aufgaben müssen in der Freizeit erledigt werden. Dazu noch darf man eine Zeichnung maximal 1/Tag zum Testat vorlegen. Und natürlich hat man vier Assistenten und sechs Meinungen.
Nicht so übel? Oh doch, ohne diese Testate wird man nicht zur Abformung zugelassen. Und die Abformung (inklusive ein davon angefertigtes Schaumodell) muß auch testiert werden. Ganz separat von dem "normalen" Schaumodell-Testat. Und (wer hätte es geahnt - in dem Kursprogramm ist dafür KEINE Zeit vorgesehen). Schon fängt das Spiel an - man muß sich Zeit von den regulären Kursaufgaben klauen, um damit fertigzuwerden. Organisation der Abformungstermine gelingt, auch wenn nur schwer. Zum Glück darf man seine Arbeit auch nach hause nehmen. Muß man auch. Aber noch macht es Spaß, auch wenn zunehmend weniger.
Erste Abgabe, erste Benotung Und schon ist es soweit, erste Woche um, Zeit für die erste Arbeitsabgabe und der ersten Benotung. Wer seine Arbeit nicht zeitig abgibt, fliegt aus dem Kurs raus. Abgabe und Benotung erfolgt anonym. Anonym? Na eigentlich sollte sie. Aber am Tag nach der Abgabe informiert mich der Professor, alle Arbeiten wären schon benotet und den Schlüssel habe er selbst aufgemacht, um die Noten zuzuordnen. Wo eigentlich in der Kursordnung festgehalten worden ist, daß die Entschlüsselung in Anwesenheit eines Studenten zu erfolgen hat. Angesichts einiger nicht so gut zu erklärender Notenunterschiede aber darf man doch an die Anonymität der Benotung glauben. Oder zumindest daran, daß jeder fair benotet wurde. Ob die Noten durch würfelwerfen, kaffeesatzlesen oder ziehen von Tarotkarten vergeben wurden, bleibt offen. Aber wer wagt es schon, an die Fairness der Profs und Assistenten zu zweifeln. Wollen wir doch nicht frech werden
So, soviel zu den ersten zwei Wochen. Die meisten haben eine gute Note erwischt und jetzt geht es ins erste Wochenende. Und falls ihr wollt, demnächst auch weiter mit der zweiten und den Wochen danach.