Zitat von
He-Man
Was man vielleicht einigermaßen objektiv sagen kann, ist, daß Ärzten eher ein systematisches Vorgehen, das Erstellen eines psychopathologischen Befundes, die Differentialdiagnose körperlicher Erkrankungen und natürlich die Kompetenz und Befugnis zu medikamentöser Therapie beigebracht und erteilt wird, Psychologen hingegen eher der Aufbau einer geeigneten Gesprächsatmosphäre, die Interpretation psychologischer Tests sowie die jeweiligen Techniken der verschiedenen Therapierichtungen beigebracht werden (was aber natürlich auch die Ärzte sich aneignen können).
Umgekehrt können und sollten sich Psychologen medizinische Grundlagen aneignen. Im Psychologiestudium kommen biologische Grundlagen psychischer Störungen und Pharmakologie zwar vor, aber je nach Uni und Prof. wird das Thema doch etwas vernachlässigt. Also bedeutet das für jeden angehenden Psychologen, sich selber weiterzubilden.
Schizophrenien und andere Psychosen werden fast nur von Ärzten behandelt, für Eßstörungen sollte man auch medizinisch sehr gut bewandert sein...die Liste ließe sich fortsetzen.
Das will ich nicht bestreiten. Bei Schizophrenie zahlen die Krankenkassen normalerweise keine Verhaltenstherapie. Aber obwohl diese Störung hauptsächlich mit Medikamenten behandelbar ist, sind doch auch andere Aspekte wichtig. Damit meine ich vor allem Psychoedukation für Patienten oder Angehörige: Aufklärung über die Ursachen und Folgen der Krankheit, Aufdecken von Stressoren, die zu Rückfällen führen können, Notfallplan bei drohendem Rückfall u.s.w.
Ich finde es wichtig, Therapien zu bieten, die sich als wirksam erwiesen haben, und um das zu beurteilen, muss man Studien zur Wirksamkeit von Therapien lesen und interpretieren können. Für die Interpretation von wissenschaftlichen Arbeiten scheinen mir die Psychologen durch ihr Studium und zahlreiche Stunden Statistik, Methodenlehre und Diagnostik einfach besser geeignet.
Denn wenn die Mediziner mehr über Therapiewirksamkeit wüssten, dann würde es keine psychoanalytischen Therapien mehr geben. Leider muss ich dazu sagen, dass es auch immer noch Psychologen gibt, die dieser Therapieform anhängen.
Du merkst, ich tendiere eher zu der Meinung, daß einem als Arzt mehr Wege offenstehen als als Psychologe. Aber da gibt es auch andere Meinungen.