Es wäre toll, wenn Bier oder andere sich noch etwas umfassender zur Pharmaindustrie äussern könnten (Tagesabluaf, Reisetätigkeit, wie ist es in der klinischen Forschung oder in der Pharmakovigilanz?).
Hallo MatzeXXL,
Ich bin seit fast 8 Jahren in der Klinischen Forschung, hab als Klinischer Monitor (CRA) begonnen und mich zum Klinischen PM hochge"dient" - allerdings arbeite ich nicht so wie "Bier" beim Pharmaunternehmen direkt, sondern in einer CRO (Auftragsforschungsinstitut) welche, wie der Name schon vermuten lässt von den Pharmaunternehmen beauftragt wird, klinische Prüfungen durchzuführen.
Hier hast Du auch alle Möglichkeiten, die Dir die Pharmaunternehmen selbst auch bieten; vom Klinischen Monitoring, Pharmacovigilance, Regulatory Affairs etc. pp. - ok, der Gehaltseinstieg mag nicht ganz so gut, wie direkt bei einem Pharmaunternehmen sein, aber immer noch deutlich höher als im öffentlichen Dienst oder in privaten Krankenhäusern. (hab ca. 15 Jahre vorher in Kliniken gearbeitet und von daher ziemlich gut mit den Gehaltsgepflogenheiten beider Seiten vertraut..)
Auch wenn viel Idealismus, Flexibilität und in jedem Fall auch "ein wenig" bis mittelprächtige Reisebereitschaft dazugehört, der Beruf macht mir selbst nach 8 (manchmal sehr anstrengenden) Jahren noch sehr viel Spass!
Als CRA in einer CRO z.B. arbeitest Du i.d.R. an einer Studie von A-Z und durchläufst von daher mehere verschiedene Phasen. Am Anfang kann es sein, dass Du viel im Büro bist und viel Schreibkram zu erledigen hast (Einreichungen an Ärztekammern, Behörden und Regulatorien), in der Zeit hast Du ein paar Termine um Zentren (Kliniken) zur Evaluierung zu besuchen. Wenn es in die Studienphase mit Patientenbehandlung geht, fährst Du in bestimmten Abständen zu den Dir zugeteilten Zentren und bist in der Regel 1-2 Tage unterwegs (pro Zentrum). Normalerweise kannst Du Dir auch Deine Zentren aussuchen und Deine Routen strategisch günstig so zu verteilen, dass man es prima mit privaten Annehmlichkeiten verbinden kann. Die Oma in Münster besuchen, oder einen Freund, den man ewig nicht mehr gesehen hat in Berlin... ;o) - klingt nach mehrtätigen Reisen, dürfte auch in ca. 75% der Fälle mit mind. 1 Nacht zutreffen.. - man muss Hotels schon mögen..
Am Ende der jeweiligen Studie wird es dann auch wieder ruhiger, so dass man wieder ein wenig vom Reisen verschnaufen kann..
Je nach Indikation darf ein CRA mit 2-10 Zentren rechnen (natürlich je schwieriger die Studie/Indikation umso weniger Zentren) und dass er oder sie an 2-3 Studien gleichzeitig arbeitet. Das richtet sich ganz nach der Firmenstruktur der jeweiligen CRO und natürlich nach der Erfahrung des jeweiligen CRAs.
Reisetätigkeiten erstrecken sich aber nicht nur auf die regelmässigen Besuch der Kliniken (vorzugsweise in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz), sondern es finden auch häufig Meetings irgendwo in Europa statt (Teaminterne Treffen, Prüfarzttreffen etc.) ..
In a nutshell: man ist viel unterwegs, trifft viele nette, weniger nette und vor allem auch viele interessante Leute - hat (meistens) interessante Indikationen und damit auch interessante Studien und man lernt jede Menge.. für sich und den Job!
So, ich hoffe, das hilft wieder ein wenig weiter!
Weihnachtliche Grüsse,
Thelma