- Anzeige -
Interesse an einer Werbeanzeige hier?
mehr Infos unter www.medi-a-center.de
Hallo zusammen,
ich bin schon lange nicht mehr hier gewesen und möchte zur Sicherheit auch meine Erfahrungen teilen.
Auch ich habe damals eine Alternative zur Klinik gesucht und letztendlich in einem globalen Pharmaunternehmen in in einer Großstadt gefunden gehabt. Zu Beginn war ich sehr euphorisch, begonnen hatte ich in einer Medizinischen Abteilung, erst Medizinische Information, dann Safety (alles Callcenter-und Schreibtischarbeit). Das Team war nett, Gehalt angelehnt an Marburger Bund Tarif und keine Dienste. Im Freundeskreis habe ich geschwärmt wie toll es ist, keine Dienste, Ausgleich von Überstunden etc. Nach mehreren Jahren dann und auch der Frage nach Gehaltserhöhungen (da nicht einmal eine erhalten) oder weiteren Entwicklungsmöglichkeiten wurde man dann vertröstet mit "es ist doch immer noch besser hier als in der Klinik" "ihr Ärzte erhaltet schon mehr als die anderen Fachgruppen von Biologen, Apothekern, Chemikern und eigentlich brauchen wir Ärzte nicht, den Job kann jeder Naturwissenschaftler machen". Das meine Freunde und damaligen Kommilitonnen nach ihrem Facharzt an einem vorbeigezogen sind, ihre eigenen Praxen eröffnet haben, bei weitem mehr verdienen und selbstbestimmter sind etc. hat die Medizinischen Direktoren in den Abteilungen nicht interessiert. Man war weiter an seine Leiter gebunden und musste Anweisungen folge leisten (egal wie unsinnig sie waren). Die Überstunden wurden mehr und mehr (aber nach 10 Stunden täglich, werde diese abgeschnitten und man arbeitet wie in der Klinik für lau) Das höchste der Gefühle war ein Studiengang der einem berufsbegleitend angeboten wurde, aber damit einherging sich für weitere 3 Jahre für das Unternehmen zu verpflichten zu arbeiten oder ihn ansonsten zurückzahlen zu müssen. Und drei Jahre in der Industrie können sehr lang sein.
Danach dann typisch Industrie-eine Umstrukturierung nach der nächsten mit der Folge dass Teile der Medizin des Unternehmens nach Indien ausgelagert worden sind, Job war weg (trotz Milliardenumsatz des Unternehmens), Sozialplan wurde erstellt und mit seinem nicht vorhanden Facharzt wurde es mit einem neuen Job schwieriger als zunächst angenommen (insbesondere für die Klinik war man nciht mehr interessant genug bzw. zu lange raus). Letztendlich mussten wir samt Kindern in eine neue Stadt ziehen und versuchen neue Kitaplätze zu finden, was uns auch vor Herausforderungen gestellt hat. Mein Partner ist zum Glück Unternehmensberater und brauch nur einen Flughafen und Bahnhof in der Nähe zwecks Arbeit.
Da ich im Bereich Medical Affairs neu starten wollte (da bessere Entwicklungsmöglichkeiten und höheres Gehalt) aber die Dienstreisen zu Kongressen, Auslandsaufenthalten, Kick-off Meetings etc. deutlich unterschätzt habe, kam es auch zu familiären Herausforderungen. Wöchentliche Arbeitszeit lag bei 60-70 Stunden. Eine Teilzeitmöglichkeit gab es nicht und war auch in anderen Abteilungen nicht gerne gesehen, aber manche Kollegeninnen haben es für einige Jahre arrangiert bekommen.
Der Tag begann um 7 Uhr und hörte manchmal nicht vor Mitternacht auf (gerade wenn ein neues Produkt gelauncht werden musste). Es warteten auch hier Haufenweise Papierkram auf einen, Literatursuchen und was man nicht vergessen darf man ist Werber für sein neues Arzneimittelprodukt bei Ärzten. Ein gewisses Kunden-und Verkaufsfeeling sollte man hier schon mitbringen und sich für sowas auch nicht zu fein sein. Auch das viele Reisen und aus dem Koffer leben sollte man mögen. Nach zwei-drei Jahren wurde die Sparte des vertriebenen Produktes allerdings samt Belegschaft an ein anderes Pharmaunternehmen verkauft, da sich das Unternehmen neu strukturiert hat. Es hätte ein erneuter Umzug organisiert werden müssen, wo ich dann die Reißleine gezogen habe, da man sich eigentlich gerade erst eingelebt hatte und die Kinder gerade eingeschult waren. Ich habe zum Glück eine WB-Stelle in Allgemeinmedizin im Vorort in einer Praxis gefunden und auch wenn das Gehalt geringer ist, der Spaß und die Abwechslung die der Arztberuf mit sich bringt ist nicht zu unterschätzen. Mein Fazit Chefärzte sind manchmal mit Chefs anderer Branchen sehr vergleichbar. Man muss dahingehend Glück haben und man hat noch bei weitem mehr Möglichkeiten mit Facharztausbildung und Selbstständigkeit als ständig im Angestellten dasein. Viele meiner Kollegen +50 waren mit den ständigen Umstrukturierungen kaum vermittelbar, hatten Schwiergkeiten neue Stellen zu finden (trotz des angeblichen Fachkräftemangels) und wer sich hier kein zweites Standbein aufgebaut hatte oder mehrjährige Führungs-und Leitungsfunktionserfahrungen hatte, war raus aus dem Geschäft bzw. einige noch heute ohne Job. Die Mentalität ist und bleibt "Hire and Fire".