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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Hallo Leute,

    ich wollte nur kurz erzählen, was mir in den letzten Wochen passiert ist:

    Also, nach Studium und Doktorarbeit wollte ich meine erste Stelle antreten und zwar - natürlich - im Ballungsgebiet Berlin.
    Vorstellungsgespräch problemlos, Jobzusage bekommen und anschliessend Treffen mit dem Personalleiter:

    Der eröffnet mir, dass nicht mehr über das Krankenhaus direkt eingestellt würde, sondern über eine extern gegründete Gesellschaft, die auch eigene Tarifverträge benutzt. Soweit so gut, was er mir vorgerechnet hatte klang einigermaßen o.k., und die schriftliche Ausfertigung des Arbeitsvertrages wollte er mir mailen.

    Und dieser hatte es in sich:
    Der angewendete Tarifvertrag ist weder BAT noch TVÖD, AVR, Caritas oder sonstirgendwas (schon gar nicht MB-ausgehandelt), sondern ein speziell ausgehandeltes Konstrukt der Tarifgemeinschaft Christliche Gewerkschaften Zeitarbeit (!). Das Vertragswerk nennt sich B.O.L.E.R.O. und ist offiziell für Zeitarbeitsunternehmen ausgehandelt, also vorrangig für Anzustellende die mittelfristig Krankheit oder Urlaub vertreten (Stichwort Firmen wie Manpower oder Adecco).

    Einzelheiten:
    - 20 Tage Jahresurlaub (wobei von der Verwaltung schon großzügigerweise 25 Tage abweichend vom Tarifwerk angeboten wurden)

    - 6 Monate Probezeit, während der Probezeit werden nur 85% des Gehaltes (sogenannte Eingangsstufe) ausgezahlt (entspricht = Brutto 300 E weniger)

    - Der Arbeitgeber behält sich vor, den Einsatzort des Angestellten zu ändern:
    d.h.: Möglichkeit der Versetzung sowohl in eine andere medizinische Abteilung als auch in die Küche oder in die Bettenzentrale!!! Weiterhin ist ebenfalls die Versetzung in die Schwesterkrankenhäuser dieses kirchlichen Trägers möglich (die natürlich nicht im Großraum Berlin sind!)!

    - Dienste während der 6 monatigen Probezeit werden geringer vergütet, als Dienste nach Ablauf der Probezeit!

    - selbstverständlich kein Weihnachts- oder Urlaubsgeld, dafür ist aber eine Gratifikationspauschale als Bonus vorgesehen. (Diese wird aber grundsätzlich nicht im ersten Jahr bezahlt + der Arbeitgeber behält sich Höhe und das Überhaupt selbstverständlich vor!)

    - Einkommensanpassungen durch erhöhte Altersstufe oder Tariferhöhung sind ausgeschlossen (bzw. werden von einer von diesem Tarifvertrag unabhängigen Zulage gleich wieder abgezogen!)

    - Der Tarifvertrag beinhaltet 9 Tarifstufen. Stufe 1 (Hilfskräfte) bis Stufe 9 (qualif.Hochschulabschluss notwendig). Als Beispiele für Stufe 9 sind Dipl.Ingenieure, Dipl. Kaufleute oder Dipl. Informatiker genannt - KEINE Ärzte!!
    Alle da angegebenen Berufe lassen sich auch an Fachhochschulen erlernen und die wenigsten dieser Fachkräfte sind als Berufsanfänger promoviert oder tragen eine vergleichbare Verantwortung!!


    Ich habe diesen Vertrag nicht unterschrieben, obwohl ich sehr gerne dort angefangen hätte. Das Klima erschien mir sehr nett, die viele Arbeit schreckt mich nicht - die gibts überall - aber eine angemessene Entlohnung ist m.E. die Grundlage für ein zufriedenstellendes Arbeitsverhältnis!

    Nach etwas Recherche wird klar, dass es andere Häuser, insbesondere in Berlin gibt, die Gesellschaften aus den gleichen Gründen ernannt haben - hier gibts einen sehr guten Artikel über die Machenschaften eines anderen Hauses:

    http://www.aerztezeitung.de/docs/200...9/187a0601.asp

    Wer sich den Tarifvertrag in seinen Einzelheiten durchlesen möchte, kann das genau hier tun:

    http://www.fau.org/artikel/tarife/bv...fvertraege.pdf

    Es kann sich glücklich schätzen, wer an einem Haus kirchlichen Trägers nach Caritas bezahlt wird!

    Leute - verkauft Euch nicht unter Marktwert! Das habt Ihr nicht nötig!!


    Ich bin gespannt auf hoffentlich zahlreiche Kommentare!!



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  2. #2
    Registrierter Benutzer
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    2.283
    Zitat Zitat von schwuermel
    (...) Tarifgemeinschaft Christliche Gewerkschaften Zeitarbeit (...)
    Bei Geld hört die Nächstenliebe eben auf. Ich hätte auch um ein Haar in meiner Nebentätigkeit einen Arbeitsvertrag nach den Bedingungen obiger "Gewerkschaft" angetreten, habe aber noch etwas anderes finden können, das ich jetzt bis zum Ende des theoretischen Studiums machen werde.

    An der Uniklinik Frankfurt am Main werden neue Kräfte in der Pflege nur noch nach diesem Tarif bezahlt, was ein netto von knapp 1200 Euro Einstiegsgehalt bedeutet (Steuerklasse 1, keine Kinder), bei einer 42-Stunden-Woche ohne Urlaubs- und Weihnachtsgeld. In meinen Augen ist das schlimmste Ausbeutung. Mangels eines an diese hohe Stundenzahl adaptierten Arbeitszeitmodells haben Pflegekräfte in Vollzeit mit diesem Vertrag im Monat häufig nur 5 Tage oder weinger frei.

    Meiner Meinung nach sollten sich diejenigen, die sich das im christlichen Gedanken ausgedacht haben, schämen und es schleunigst ändern.

    Möp.
    winter is coming to us all



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  3. #3
    Ehemaliger User 20130505
    Guest
    BERLIN. Die Umstellung auf das Fallpauschalensystem generell und die Überkapazitäten auf dem Berliner Krankenhausmarkt im speziellen lassen kirchliche Klinikträger zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen. Sie versuchen, um Kosten zu sparen, ihre Mitarbeiter in Beschäftigungsgesellschaften mit Billig-Tarifen unterzubringen.........
    Muss es denn unbedingt Berlin sein? Eine der Ursachen der Probleme wird doch in Deinem Link genannt: Überkapazitäten auf dem Berliner Krankenhausmarkt.

    Davon abgesehen: Ich habe mit einem katholischen Arbeitgeber auch ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Die haben mit mir beim Einstellungsgespräch einen Vertrag abgeschlossen, den sie "vorläufiger Arbeitsvertrag" genannt hatten. (Über das 'vorläufig' habe ich damals als naiver Berufsanfänger nicht nachgedacht.)

    Beim Einstellungsgespräch hatten die mir das Blaue vom Himmel herunter versprochen: prima Arbeitsbedingungen mit genau den Tätigkeitsschwerpunkten, die allen meinen Wünschen entsprechen sollten, und einen Vertrag nach BAT.

    Wegen der versprochenen super Arbeitsbedingungen und weil die Stelle in einer für mich sehr attraktiven Stadt war, habe ich zwei finanziell attraktivere Stellen abgesagt.

    Die Wirklichkeit sah dann ganz anders aus: Kein einziges der Versprechen in Bezug auf die Arbeitsbedingungen ist eingehalten worden.

    Zwei Monate später haben sie mir dann auch noch einen 'endgültigen' Arbeitsvertrag zum Unterschreiben vorgelegt, der einige inakzeptabe Passagen enthielt. Statt den zu unterschreiben habe ich gekündigt und mir eine andere Stelle gesucht. Die war dann zwar in einer weniger attraktiven Stadt, aber dafür waren die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung wesentlich besser.
    Geändert von Ehemaliger User 20130505 (26.01.2007 um 17:49 Uhr)



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  4. #4
    Gold Mitglied Avatar von Festus
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    Auf keinen Fall so ausbeuten lassen


    Das ist ja eine Super-Frechheit. Aber irgendwann muss denen klar werden, dass so gutes und motiviertes Personal nicht zu bekommen ist.


    Damit mich keiner Falsch versteht, ich liebe meinen Job... aber eine angemessene Bezahlung ist einfach auch eine Frage der persönlichen Bestätigung.
    Ich bin kein Zyniker, ich habe nur meine Erfahrungen; aber das kommt ungefähr auf das Gleiche heraus.



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  5. #5
    Urologischer Goldfinger Avatar von Doktor_No
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    2 linke Handschuhe bitte!
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    bei uns ist TRUS ein muß!!!!
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    einfach völlig asozial sowas. finger weg, das ist das allerletzte.
    ich denke urologisch!




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