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Jule, dass alle alles wollen habe ich weder in Deutschland noch in Kanada so erlebt. Es kommt doch immer darauf an, wie man die Eltern berät. Außerdem muss man die lokalen Daten betrachten. Ich arbeite zur Zeit in einem Zentrum in dem noch kein 22 Wochen Kind überlebt hat. Aus dem Grund ist unsere Empfehlung für 22+0 bis +6 Palliativversorgung. Kann ich auch gut vertreten. Wenn ich mir dagegen die Daten aus Köln z.B. anschaue (sind ja im Internet frei verfügbar) würde ich dort "offener" beraten mit 22+ Wochen.
Was ich hier gut finde ist, dass wir sehr offen mit den Eltern über die Folgen sprechen (in Kanada bis 25+6 SSW). Ich war nie ein großer Freund von Zahlen - aber wir nutzen hier spezielle Decision aid-karten mit den Daten zu Mortalität und major oder possibly major disability. Darauf ist das schön visualisiert und wir haben zusätzlich noch Karten, die ein intensivmedizinisch versorgtes oder palliativ verstorbenes Kind zeigen. Damit setzt du dich (sofern so viel Zeit ist) mit den Eltern zusammen, bemühst dich dein eigenes Werte-Bild außen vor zu lassen und den Eltern zu einer informierten Entscheidung zu helfen. Schließlich sind sie es, die Zeit ihres Lebens mit dem Kind und ihrer Entscheidung leben müssen. Ich kann und muss das schließlich nur für einige Wochen / Monate begleiten.
Noch kurz zu Moonchen: Die "ausdrücklichen Lebenszeichen" in 23+ Wochen sind ein heikles Thema. Man hat gute Daten (kann ich b. Bedarf mal raussuchen), dass der Zustand des Kindes auf der Erstversorgungseinheit kein prognostischer Marker ist. Die Entscheidung kann / sollte also nicht in der 1. Lebensminute fallen, sondern davor.
"Wir hatten Zeit. Er, weil er alt, ich, weil ich jung war."
Eric-Emmanuel Schmitt: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran