@ Threadstellerin:
Ich geb dir einen kleinen Tipp. Lies dir das genauer durch von den Leuten hier, die schon studieren und schon in der Klinik sind. Die können annähernd beurteilen wie alles vielleicht mal sein wird, weil sie schon einige Zeit in der Materie stecken.
Zweiter Tipp: diese Rettungshengste und Elite-Retter haben vielleicht Ahnung wie man ne Omi von A nach B fährt und wo der Oxylog im Rettungswagen ist, aber von einem Krankenhaus haben sie keine Ahnung, weil sie das meist nur 2 Wochen lang von innen gesehen haben. Also haltet mal den Ball flach.
In der Tat ist ein KPP nicht besonders gut geeignet, um zu wissen, was ein Arzt später genau zu tun hat, aber du kriegst die Atmosphäre mit wie es in einem Krankenhaus zugeht.
Und jetzt von mir noch einen Nachtrag: Ich hab 9 Monate meinen Zivildienst im OP gemacht und war anschließend 8 Monate auf einer Intensivstation. Also insgesamt 17 Monate kontinuierlich in einem Krankenhaus mit verschiedenen Perspektiven.
Ärzte retten nicht nur Leben! Wie in Scrubs und Dr. House und wie sie alle heißen, im Gegenteil viele Patienten die ins Krankenhaus kommen ist kaum zu helfen, man macht nur palliativ was. Der Intensivjob ist oft ein undankbares Geschäft genauso wie der, eines Chirurgen. Fällt eine ältere Dame mit 80 und bricht sich den Schenkelhals MUSS er versorgt werden, sprich die alte Dame muss operiert werden, obwohl es absehbar ist, dass sie das Prozedere danach nicht überstehen wird. Sie kommt auf Intensiv und wird mit Arterenol und Dobutamin zugepumpt, dass der Blutdruck oben bleibt, die Ausscheidung wird mit Furosemid forciert .... sprich der Körper dieser Frau bekommt selbst eigentlich nichts mehr auf die Reihe .... beatmet wird sie vielleicht auch noch.
Ich sag dazu, ES MUSS NICHT SO SEIN ... es gibt durchaus auch rüstige alte Damen, die so einen Eingriff ohne große weitere Einbrüche wegstecken.
Sprich der Beruf kann ganz schön undankbar sein! Man rettet nicht jeden Tag Leben!
Dann zur Arbeit eines Arztes: Ein Arzt steht lang im OP, muss Blutabnehmen, muss diagnostizieren, muss verordnen, muss untersuchen ... ich denke das dürfte jedem bekannt sein!
Aber er muss noch viel mehr ... das Stichwort heißt Dokumentation!
Der Papierkam ist enorm, frag wirklich mal einen Arzt wie viel er in seinem Job ausmacht (bitte nicht die Anästhesisten, die nur für Prämedikationen und Intensivpläne zuständig sind). Internisten müssen haufenweise Briefe schreiben an Hausärzte, andere Kliniken usw. Müssen Tabletten umsetzen, müssen Sonos dokumentieren, und und und. Ein Chirurg muss OP Berichte dokumentieren, muss OPs verschlüsseln (der Internist muss Diagnosen verschlüsseln), muss Aufnahmezeugs machen, es ist ein Irrer Papierkram. Aufnahmen in der Ambulanz müssen dokumentiert werden, von dem Alter, zum Name über was er gemacht hat usw. ... so jetzt stell dir mal vor, du hast an nem Sonntag Dienst 24h lang und fertigst 45 Patienten ab ... also ich kann mir gut vorstellen, dass bei 30 Patient einem das irgendwann auf den Sack geht, so ein Formular auszufüllen, vor allem, wenn du zwischen durch immer wieder auf Station, im OP und sonst wo bist und deine Suppe schon seit 2 Std. wieder kalt ist.
Und jetzt musst du dir vorstellen, du arbeitest in der Neurochirurgie oder Herzchirurgie zum Beispiel, wo man stundenlang am Tisch steht, nichts isst, nichts trinkt, vom Chefarzt noch angepflaumt wird, weil man die Hakenspitze nicht betont und dann darfst du nach der OP aus dem OP raus und Papierkram machen und die Station vielleicht noch auf Fordermann bringen.
Grey's Anatomy ... das wär für jeden Arzt wahrscheinlich ein Traum, wenn es so zuginge, aber es ist in Deutschland meiner Meinung definitiv nicht so oder würden die Ärzte sonst auf die Straße gehen? Die gehen ja nicht nur auf die Straße, weil sie keine Kohle haben, nein, sie gehen auf die Straße, weil sie keine Kohle kriegen, für das was sie leisten müssen. Unzufriedenheit ist das Stichwort.
Und jetzt meine persönliche Meinung: Jeder der sich mal zu etwas höherem Berufen fühlt ist in diesem Job fehl am Platz meiner Meinung nach. Der Job ist nichts für Leute, die meinen sie könnten trotz 24 h Dienst am Wochenende die Füße hochlegen, für Leute die pünklich beim Essen daheim sein wollen.
Und der letzte Punkt, der hinzukommt, zu diesem ganzen ist, die Verantwortung. Ich glaube, das kann oft sehr unangenehm werden mit so einer Verantwortung sich ins Bett zulegen.
Das was ich hier schilder sind Erfahrungen, die ich selbst gemacht habe, aber die ich auch durch Diskussionen und Anregungen erfahren habe von sowohl Pflegepersonal als auch Ärzten mit denen ich in meiner bisherigen Zeit mehr als genug zu tun hatte.
so long ...
P.S: Wenn du eine Frau bist, darauf hab ich jetzt nicht geschaut, solltest du dir auch noch die Kinderfrage stellen. Ich finde, das wird oft viel zu sehr vernachlässigt. In einem Krankenhaus kann man nicht allzu viel Karriere machen. Man macht nach 4-6 Jahren seinen Facharzt, kann irgendwann Oberarzt werden. Chefärzte werden die wenigsten Leute.
Du studierst 6 Jahre lang, sagen wir es läuft alles glatt und du fängst mit 19 an, bist du mit 25-26 Jahren Ärztin. Dann wirst du dir eine Stelle suchen müssen und deinen Facharzt machen, Facharzt bedeutet man muss untersuchen oft gemacht haben, bei vielen OPs dabei gewesen sein und ne Prüfung bestehen, mal laienhaft formuliert. Die Fachärzte dauern unterschiedlich lang. Machst du nen Facharzt in Chirurgie brauchst du 6 Jahre, wenn alles glatt läuft, dann bist du 32 Jahre. Wenn alles perfekt läuft und nahtlos ineinander übergeht. Du kannst deshalb aber noch nicht operieren! Sprich mehr Berufserfahrung muss her und so ist es in anderen Bereichen genauso. Sprich Kinder passen in diese Entwicklung oft nicht so rein, wie man sich das ausgemalt hat ...