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Ich habe mir doch gedacht, daß mit Deinen Aussagen irgendetwas nicht stimmt. Jetzt weiß ich, was es ist. Ich weiß nicht, welche Erfahrungen Du auf welchem Gebiet als Freiberufler gesammelt hast, aber es erschien mir doch arg zweifelhaft, daß es das Gebiet der Medizin war. Du bist noch im Studium, vermutlich noch nicht mal sonderlich weit, und das erklärt Deine blauäugigen Vermutungen, denn Theorien sind's keine. Mehr als polemisieren und polarisieren kannst Du nicht, weil Du ganz offensichtlich einen auf kompetent machst, aber das Objekt Deiner Ausführungen nur rein theoretisch kennst. Ich zeige Dir ein Paar Beispiele:
Wofür soll ein "Paying-for-performance"-Modell gut sein? Meine Vorstellung beruht auf mehr oder weniger freiem Wettbewerb, aus dem sich automatisch ergibt, dass erfolgreiche Behandler mehr verdienen als weniger erfolgreiche.
Offenbar hast Du keine Ahnung, was "Paying for perfomance" eigentlich ist. Informiere Dich erst, dann kannst Du fragen, wozu das gut sein soll.
Was die Qualität der Versorgung durch mehr Wettbewerb angeht, so möchte ich meine Vision hierzu nochmal näher ausführen:
Patienten, die mit ihrem Geld wirtschaften müssen (weil sie Maßnahmen, die den Rahmen ihrer Möglichkeiten nicht übersteigen, selber tragen müssen), werden künftig ihren Behandler sorgfältiger und mehr als bisher nach qualitativen Gesichtspunkten aussuchen.
Da geht der Unsinn auch schon los. Nach welchen Gesichtspunkten suchen die Leute denn ihre Ärzte aus? Qualität und Verfügbarkeit, nichts anderes. Und das würde sich durch noch so viel Wettbewerb nicht ändern. Ändern würde sich etwas für die Patienten, nämlich die Verfügbarkeit. Wie ich schon sagte, würde es zwangsläufig so kommen, daß die "guten" Ärzte, die mehr Geld für ihre Leistungen fordern würden, automatisch nicht mehr für alle verfügbar wären; denn die höheren Honorare könnte bei weitem nicht jeder zahlen. Letztlich würden die Leute nach wie vor nach Qualität und Verfügbarkeit entscheiden, bloß wäre für viele gute Qualität nur bedingt verfügbar. Toll. Man merkt, daß Du noch wenig Patientenkontakt hattest.
Weil die Patienten gleich den Arzt ihres Vertrauens aufsuchen, werden Mehrfachkonsultationen wegfallen. Hierdurch (und weil sich künftig jeder dreimal überlegt, ob er überhaupt zum Arzt geht) wird sich die Lage in den Wartezimmern deutlich entspannen. Der Behandler hat wieder mehr Zeit für den einzelnen Patienten, was sich wiederum auf die Compliance und die Patientenzufriedenheit auswirkt.
Und Du nennst uns Sozialromantiker? Alter, Du bist ein Brüller. Diese Vorstellung ist einfach realitätsfremd. Merke: Patienten suchen grundsätzlich den Arzt ihres Vertrauens auf. Mehrfachkonsultationen gibt es hauptsächlich aus zwei Gründen: entweder hat der Patient noch keinen "Arzt des Vertrauens", beispielsweise durch einen Umzug bedingt, was in der modernen Gesellschaft nun weiß Gott nicht selten vorkommt, und immer häufiger vorkommen wird; oder aber der Patient besucht einen Arzt, und dieser kann dem Patienten, aus welchen Gründen auch immer, kein Vertrauen einflößen. Wenn ein Patient aber einen Arzt gefunden hat, dem er vertraut, dann geht er auch zu diesem Arzt. Dieser Punkt Deiner Strategie ist schon mal heiße Luft.
Weiter: Die Vorstellung, die Lage in den Wartezimmern, und auch die Behandlungskosten pro Patient, würden sinken, wenn jeder erstmal aus finanziellen Gründen drei Mal überlegen müßte, ob ein Arztbesuch wirklich nötig sei, ist völlig abwegig. Du redest nur Allgemeinplätze nach, ohne auch nur ein einziges Mal den Gedanken weiterzuspinnen. Nehmen wir Deine Vorstellung: Viele Menschen, auch Versicherte, überlegen es sich mehrmals, bevor sie zum Arzt gehen. Die Folge ist keineswegs eine Entspannung der Situation in den Wartezimmern. Die Folge ist lediglich, daß zwar auf der einen Seite die Patienten mit Lapallien wegfallen, dafür aber umso mehr Patienten mit Erkrankungen im Spätstadium hinzukommen, die bei rechtzeitigem Arztbesuch viel schneller und effektiver hätten behandelt werden können. Beispielsweise ein Patient mit akuter bakterieller Endokarditis: bei frühzeitiger Konsultation eines Arztes wäre i.d.R. eine Antibiose ausreichend, dann noch ein-zwei Kontrolluntersuchungen, und die Sache ist durch. Wenn aber der Patient sich denkt, das gebe sich schon, und den Besuch beim Arzt aufs Letzte hinauszögert, dann kommt er mit fettester Klappeninsuffizienz sowie Metastasen und Embolien im ganzen Körper. Erstens kostet die priäre Behandlung viel mehr, zweitens wird aus dem Patienten ein chronischer Fall, mit Herzinsuff, Niereninsuff und allen möglichen weiteren netten Sachen. Du fragst Dich, warum die Amis so viel mehr Geld für Krankenhausbehandlungen ausgeben? Das ist einer der wichtigsten Gründe.
Ein langfristiger Effekt ist die gewonnene Eigenverantwortung des Patienten, was dazu führt, dass sich der Einzelne mehr Gedanken darum macht, wie er sein Verhalten ändern kann, um die Wahrscheinlichkeit zu senken, krank zu werden.
Weiterhin wird die Ärztedichte in D langfristig sinken, denn vom zu verteilenden "Kuchen" wird sicherlich weniger übrig bleiben. Ärzte, die dem Wettbewerb nicht gewachsen sind (wofür es diverse Gründe geben kann), werden z.B. aufs flache Land ausweichen müssen (womit jenes Argument entkräftet wäre) oder in andere Bereiche abwandern.
Und weiter geht die wilde Fahrt. Ich lach mich schepp. Erster Absatz ist reines Gelaber, typisch politisches bla-bla. Nichts davon würde eintreffen. Die Leute werden auch weiterhin saufen, rauchen, ohne Kondome bumsen etc. Gott, bist Du naiv.
Wenn die Ärztedichte sinken sollte, wären die Übrigen nur noch mehr belastet. Schau nicht auf andere Länder; deren Ärztedichte ist nur deswegen geringer, weil erstens die Bevölkerungsdichte geringer ist, und zweitens weil denen ganz banal Ärzte fehlen, um eine höhere Dichte zu gewährleisten.
Und die Sache mit dem "aufs flache Land ausweichen" der Ärzte, die der Konkurrenz der "Guten" nicht gewachsen seien, ist der passende Schlußpunkt. Sollen halt die dummen Bauern von den dummen Ärzten behandelt werden, so schließt sich der Kreis.
Ohje. Du solltest Dich mal von Deinem Morbus theoreticus befreien. Ein Patient ist keine abstrakte Größe, kein ideales sphärisches Pferd im Vakuum. Es ist ein Mensch, der leidet.