Meine Berufserfahrung beläuft sich inzwischen immerhin auf 2 Wochen
und ich möchte mal über das Briefediktieren diskutieren.
Ich arbeite auf einer geschlossenen Station (entspricht der Aufnahmestation) der Suchtabteilung eines psychiatrisch-neurologischen Krankenhauses.
Noch bin ja in der Einarbeitungsphase (hatte Psychiatrie nicht als Wahlfach im PJ) und es läuft erwartungsgemäß sehr chaotisch ab, weil kein Kollege Zeit für eine strukturierte Einarbeitung hat. Häufig bin ich auch alleine auf der Station, weil die beiden Kollegen (eine Kollegin hat eine 75%-Stelle und ein mittelmäßig Deutsch sprechender Kollege arbeitet sehr sehr zäh und langsam) dienstplanbedingt halt nicht anwesend sind.
Jede für mich neue Situation führt also dazu, daß ich mich erstmal durchfragen muß, was natürlich Zeitverlust bedeutet. Mal ist ein per PsychKG eingewiesener Patient abgängig und ich muß eine Fahndung einleiten, mal fällt einer vom Bett und muß zum chirurgischen Konsil gebracht werden, mal hat einer einen riesigen Krampfanfall, mal einer einen vermeintlichen Apoplex. Für einen gut eingearbeiteten Kollegen sind das Standarddinge, für mich noch nicht. Wenn ich also, so wie gestern, den ganzen Tag alleine auf der Station bin (Oberarzt hilft zwar zeitweise und ist auch gut erreichbar), weil die Ambulanzkollegin, die helfen wollte, eine Aufnahme nach der anderen hat und kaum auf meiner Station ist, komme ich definitiv nicht zum diktieren.
Bisher bin ich nie absolut pünktlich gegangen, 'ne halbe bis eineinhalb Überstunden waren fast täglich angesagt, um den Schreibtisch von den brennendsten Dingen zu befreien.
Jetzt frage ich mich halt, in wie weit man das Diktieren in seiner Freizeit machen sollte (man ist ja dankbar für den Job und legt die 40h-Woche, die im Vertrag steht, auch nicht unbedingt immer auf die Goldwaage), und wo die Ausbeute anfängt, gegen die man sich wehren sollte.