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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #41
    Durch den Wind Avatar von stud_tir
    Mitglied seit
    18.12.2007
    Ort
    Tübingen
    Semester:
    Diplomarbeit Bioinformatik
    Beiträge
    380

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    1. Was ist wichtig im Informatik-Studium?
    Mathematik. Gut in der Schulmathe zu sein bedeutet noch lange nicht, dass man die Uni-Mathe kapiert. Schlecht zu sein bedeutet verdammt viel Arbeit. Die Mathe für Informatiker ist anspruchsvoll - und Themenübergreifend. Egal ob Stochastik, Analysis, Numerik, etc - man braucht einfach Alles. Und Alles leider auf einem hohen Niveau.
    Dann interessiert es spätestens ab dem Vordiplom niemanden mehr, welche Programmiersprachen Du gelernt hast. Du musst einfach die liefern, die gerade in der Vorlesung benötigt wurde. Oder sie schnell lernen. Bei mir sind es mittlerweile (zugegeben mit Arbeit) C, C++, Java, Java, Perl, R, diverse Assembler, etc. In einer Vorlesung behandelt wurden davon immerhin Java und Teile von Assembler. Den Rest muss man nebenher lernen. Insgesamt Programmieren - es wird verlangt, geht aber davon aus, dass es einem niemand beibringt. Und dass es schwieriger ist, als ihr Anfangs denkt.
    Die Informatik verlangt eine eigene Art zu denken - teilweise wie Mathematiker, teilweise wie Naturwissenschaftler, aber irgendwie ... Anders. Eben Informatik. Ihr wisst vorher nicht, ob ihr das könnt oder es erst lernen müsst. Beibringen wird euch auch das niemand.
    Selbstständig arbeiten können. Nächte durcharbeiten können.

    2. Was ist Informatik eigentlich?
    ÖÖöh, gute Frage. Ein bißchen Computerlehre, ein bißchen Mathe, ein bißchen Programmieren, ein bißchen Logik, ein bißchen hiervon gewürzt mit ein bißchem davon. Ihr behandelt Sprachtheorie (zusammen mit den Philosophen), Mathe und Algorithmik (zusammen mit den Mathematikern), theoretische und praktische Informatik (Alleine) und technische Informatik (mit den Physikern). Dann noch die Spezialgebiete wie Kryptologie (Mathe), Server (Informatiker), Datenbanken (Informatiker), Chemoinformatik (Chemiker, Biochemiker, Physiker, Informatiker, ...), Medizininformatik (Mediziner, BWLer, Informatiker, ....), . . . . . .
    Praktische Informatik - hört sich schon nach einem Widerspruch an. Sie ist auch extrem theoretisch. Aber keine Angst - die theoretische ist nochmal theoretischer. In der theoretischen Informatik hat man nichtmal Computer ;)

    3. Wie läuft ein Informatikstudium ab?
    Ich erklärs mal an Hand des Bioinformatik-Studiums (Diplom) an der Uni Tübingen...
    1. Semester: Praktische Informatik I (zumeist Java oder Scheam als Programmiersprachen und Vermittlung "was ist ein Algorithmus", etc), Mathe I, Tierphys, Genetik, Chemie
    2. Semester: Praktische Informatik II (zumeist Assembler und der Versuch "Maschinennahes Programmieren" zu vermitteln), Mathe II, wiederum viel Nebenfach
    3. Semester: Theoretische Informatik (Sprachtheorie, Berechenbarkeit, Komplexität), Mathe III, Technische Informatik I, Nebenfach
    4. Semester: Algorithmen, Technische Informatik II, Basispraktikum Technische Informatik, Stochastik, Numerik, Nebenfach
    -- Vordiplom.
    Jede Vorlesung, jedes Seminar, etc wird mit einer Prüfung abgeschlossen.
    Dann kommt das Diplom - und jetzt wird es skuril. In jedem der Teilbereiche (Praktische Informatik, Technische Informatik, Theoretische Informatik, Nebenfach) muss eine bestimmte Anzahl an Stunden in der Diplomprüfung drankommen. Insgesamt 56h, 20h aus dem Nebenfach, 36h aus der Informatik.

    In meinem Fall sieht das so aus:
    Praktische Informatik - 22 Semesterwochenstunden (Algorithmen der Bioinformatik, Wirkstoffentwurf, das sind dann zusammen 4 Vorlesungen und 1 Praktikum)
    Technische Informatik - 7 Semesterwochenstunden (Sparprogramm Robotik, 2 Vorlesungen)
    Theoretische Informatik - 7 SWS (Krypto und Datenkompression)
    Nebenfach - 20 SWS (Genetik, Neurophys. der Tiere, 7 Vorlesungen, 2 Praktika).
    Hä? Nur 56h? Hab ich doch in 2 Semestern??? Jau. Vielleicht. Allerdings wird man damit die Prüfungen nicht bestehen. Im Zweifelsfall hat man dann eben noch "Grafische Datenverarbeitung I und II", "Datenbanken I-II", "Client/Server I-III", ... gehört, hat in der Biologie mehr Praktika als gut für einen ist, ...
    Fast niemand schließt das Studium in weniger als 12 Semestern ab, viele brauchen 14 oder mehr.
    Alle Vorlesungen haben Übungen - d.h. Übungsblätter jede Woche, häufig mit 12h und mehr pro Woche. Oder Projekte (mit 80-120h pro Projekt), etc. Mehr als 2 "richtige" Vorlesungen sind pro Woche kaum machbar.


    4. Was macht ein Informatiker
    Da gibt es eigentlich Alles. Ich kenne Informatiker (sehr viele) die mehr-oder-weniger als Computeradministrator arbeiten. Sie arbeiten im Service der Computerhersteller, verwalten die Rechner großer Firmen, halten Internetserver am Laufen, etc. Andere entwerfen Computerprogramme oder stehen einer Gruppe Programmierer vor. Sie leiten Projekte, entwerfen Mikroprozessoren, entwerfen Websites, ...
    Meine Jobs (neben dem Studium) bisher: Computeradministration (Server und Cluster verwalten), Websites verwalten (nebenher), Netzwerke und Backups verwalten, Backupstrategien entwerfen, eine große Datenbankanwendung für eine Arbeitsgruppe entwerfen und programmieren.
    Informatiker gibt es einfach überall ...


    --- Zu den Fragen:

    1. Informatik ohne Computerkenntnisse?
    Klar. Ist *sehr* viel Arbeit. Sehr viel mehr Arbeit als ein normales Informatikstudium. Eine Verwandte von mir hat es völlig ohne Unterstützung und ohne Kenntnisse gemacht - und etwa 6-10h am Tag (jeden Tag) gearbeitet.
    Eine Bekannte studiert Informatik und hatte ebenfalls kaum Kenntnisse - einfach ein stressiges Studium, aber nicht übermäßig unmenschlich. Die Meisten geben allerdings auf ...
    Also wie gesagt: Machbar ist es, einfacher wird es dadurch nicht. Denn es fragt dich (zumindest an der Uni) einfach niemand ob Du dich mit irgendwas auskennst (brauchst Du Linux? Windows? Latex oder Word? Perl oder Java? ....... es wird einfach verlangt)

    2. Mit Assistenzarztstelle vereinbar?
    Ich hatte eine 80h/Monat Stelle nebenher - mehr ist IMO nicht machbar. Wenn man genug Zeit hat vielleicht - dann braucht das Studium aber länger als normal.

    3. Jobaussichten?
    Göttlich. Arbeitslose Informatiker gibt es kaum. Nur ob man die Stellen auch kriegt, die man will ... mMn sind die meisten Informatikerstellen Müll ...

    4. Bezahlung?
    Vergleichbar Arzt im Krankenhaus ohne Dienste. Manche Stellen schlechter bezahl, manche (v.A. Consulting) besser. Häufig ist der reine Monatslohn schlechter, dafür gibt es Weihnachtsgeld oÄ. Natürlich nur wenn man in die Industrie geht - mit Allem Stress der dazu gehört. An der Uni verdient man als Arzt besser.
    Aber man kann auch sehr viel mehr verdienen.

    5. Praktikum ....
    Die Informatik ist viel zu vielseitig. Es gibt reine Theoretiker - bsp. Kryptologen, Datenkompressionsleute, Grafische Datenverarbeitung, CPU-Design, etc , Praktische informatiker .. Programmierer, Projektleiter, Administratoren, ... und ob man nun ein paar normale Server verwaltet und nebenher ein paar Clients, oder ob man für einen Mainframe zuständig ist, oder für ein 99,999% Verfügbarkeits-Cluster oder für ein paar Hochleistungsrechner - sind einfach Welten (und das sind nur Administratorenstellen). Manche entwerfen Backupstrategien, manche entwerfen Computernetzwerk, manche CPUs oder Betriebssysteme.
    Das ist ungefähr so wie zu sagen "Ich möchte ein Praktikum im medizinischen Bereich machen" - und damit alles von der Pflege bis zur Forschung, Lehre, ärztlichen Tätigkeiten, Pharmakologie und Medizininformatik abdecken ;)

    Ein Quote "Was machen Bioinformatiker" die ich per PN verschickt habe:
    Oh da gibt es noch sehr viel mehr Anwendungen - beispielsweise die gesamte Immunologie braucht Bioinformatiker ("Computational Immunomics" ist gerade eine Modebezeichnung). In ein paar Jahren wird die Bioinformatik aus der Krebs-Bekämpfung und Impfstoffforschung nicht mehr wegzudenken sein, etc (Stichwort: Wirkstoffentwurf, Protein-Protein-Wechselwirkung, etc). Meines Erachtens nach der interessanteste Bereich überhaupt - Immunsystem. Da weiß man noch mehr-oder-weniger gar nichts, kann rein Computergestützt noch nichts - aber andererseits schon sehr viel mit Mischmethoden. Ich kann für ein neu entdecktes Protein beispielsweise mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es eine DNAse ist - wenn es eine ist. Ist es ein Hüllenprotein kann ich darüber gar nichts sagen, etc. Ich kann also (noch) keine neuen Erkenntnisse gewinnen, aber mit alten sehr gut vergleichen (was im Übrigen verdammisch schwierig ist und die Biologen *sehr*freut). Entdeckst Du eine Methode ein Protein rein Computergestützt zu entwerfen (d.h. Wirkung eingeben, Protein rausholen) oder zu analysieren, kannst Du auch Geld oder Preise drucken...
    Ergo kann man dort relativ gut und frei arbeiten - andererseits ist es ein unglaublich komplexes Gebiet und Immunologie lernt man eben nur als Mediziner oder Biochemiker.

    Die Chemoinformatik als solche (d.h. computergestützte Chemie) gibt es noch, medizinische Informatik ist teilweise Bioinformatik, Algorithmen aus der Bioinfo lassen sich auf "allgemeine Probleme" übertragen, etc

    Ein Beispiel: Ein Algorithmus für das Zusammenfassen von Daten in Gruppen konnte erfolgreich auf die Vorhersage von Unternehmensprozessen angewandt werden, etc

    Forschung gibt es natürlich - die meisten Bioinformatiker arbeiten in der Forschung, aber da in sehr trockenen Bereichen. Eigentlich ist die gesamte Bioinformatik so neu, dass das meiste Grundlagenforschung ist. Oder eben Algorithmenentwurf, ... Bioinformatiker arbeiten auch recht viel als Controller, begutachten oder betreue Projekte, ... Sie müssen in 2 Welten (Naturwissenschaft und Informatik) denken können - das ist der eigentlich wichtige Teil dabei.
    Meine Mutter beispielsweise wertet Microarrays für die Mikrobiologen in Tübingen aus, da geht es dann weniger um die reine Datenverarbeitung und mehr um das Begutachten der Datenauswertung, um die Kontrolle der experimentellen Aufbauen (Biologen haben keine Ahnung von Statistik), um den Entwurf neuer Chips, etc

    Was mich dabei stört ist primär, dass man "Hilfswissenschaftler" ist. Im Zweifelsfall ist der Biologe / Mediziner / Chemiker / etc dein Vorgesetzter und bestimmt was Du arbeitest. Man ist zwar sehr frei in der Wahl seiner Mittel, aber nicht seines Arbeitsgebietes. Oder man entwirft Algorithmen (extrem Mathe- und Theorielastig) oder man macht Verwaltung (dann hätte ich Wirtschaft studiert). Ergo: Das Gebiet als solches ist faszinierend. Du kannst durchaus in medizinischen Bereichen arbeiten, in der Chemie, in allen Bereichen der Biologie, etc. Aber die Arbeit an sich interessiert zumindest mich nicht so sehr.
    Wieder andererseits kann man u.U. häufig wechseln und Projekte nur anwerfen, hat also den interessanten Teil, die Weiterbildung, das Neue, aber nicht das Nervige "scheitern", "rumprobieren", etc - wenn man zur Weltelite gehört. Dann kann man auch selbstständig forschen - aber das machen eben nur wenige.

    -- Nur als kleines Beispiel.


    Den Studiengang "Medizininformatik" kenne ich kaum. Von daher kann ich euch auch nicht sagen, ob ein Mediziner mit Medizininformatik gute Chancen hat. Normalerweise würde ich allerdings empfehlen, "normale Informatik" zu studieren. Falls möglich auf Diplom - und nicht auf Bachelor (!). Ich denke, als Medizinier mit "Informatikstudium" dürfte man im Bereich Medizininformatik bessere Chancen haben als ein Medizininformatiker in der normalen Info.
    Andererseits sind klassische Stellen für Informatiker immer noch Beraterstellen (da kommt es eher auf die Connections und die Weiterbildung an) und Administratorenstellen (da ist es erstmal egal was genau man studiert hat *hust*)
    Geändert von stud_tir (04.01.2008 um 19:22 Uhr)



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  2. #42
    Ehemaliger User 20130505
    Guest
    Zitat Zitat von stud_tir
    Was mich dabei stört ist primär, dass man "Hilfswissenschaftler" ist. Im Zweifelsfall ist der Biologe / Mediziner / Chemiker / etc dein Vorgesetzter und bestimmt was Du arbeitest. .
    Ist das der Grund, weshalb Du daran denkst, noch ein Medizinstudium dranzuhängen?



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  3. #43
    Durch den Wind Avatar von stud_tir
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    Nein, das ist der Grund warum ich nicht in der Bioinformatik bleiben will. Ich wollte Bioinfo studieren um zu forschen - das ist kaum möglich.
    Medizin würde ich machen um als Arzt zu arbeiten.

    Die ganz ursprüngliche Intention war übrigens: Erst Bioinformatik, denn Medizin - und in der Kybernetik-Forschung arbeiten.



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  4. #44
    Ehemaliger User 20130505
    Guest
    Ich wollte Bioinfo studieren um zu forschen - das ist kaum möglich.
    Und Forschung in der Biochemie, Mikrobiologie, Molekulargenetik... würde Dich nicht reizen?



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  5. #45
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    Doch - aber nicht als Bioinformatiker ;)
    Wöllte ich Algorithmen entwerfen - hätte ich Mathe studiert.
    Und die Biologen wollen keinen Bioinformatiker der "biologisch arbeitet"... (abgesehen davon, dass man als Bioinfo. einfach keine Laborerfahrung hat). Man ist einfach immer der Hilfswissenschaftler.
    Kann ganz interessant sein - beispielsweise Methoden entwerfen um mittels Microarrays über best. Oligo-Sequenzen gefährliche von ungefährlichen Bakterien unterscheiden zu können, etc. Aber irgendwie als Bioinformatiker auch nicht das Wahre ;)



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