Hallo Stephgurl,

Erstmal wünsch ich Dir ein möglichst gutes Wochenende trotz google-bedingter Panikattacke .

Zu Deiner Problematik:

Wie Du schon geschrieben hast, kannst Du Dir von diesem Forum natürlich nicht allzuviel konkrete Auskünfte erwarten.

Der Arzt Deines Vertrauens kann durch das ärztliche Gespräch und körperliche oder apparative Untersuchungen viel mehr Informationen gewinnen, als ein "Berater" hier im Forum und so gelangt Dein Dok mit wesentlich höhere Treffsicherheit zu korrekten Diagnosen als wir hier. Außerdem kannst Du unseren Auskünften auch nur begrenzt "über den Weg trauen", da ja jeder Hansel (in diesem Fall eben ich) hier etwas schreiben darf.

Du schreibst, dass Du den Arzt wegen eines bestimmten Verdachts, eben auf ein Sjögren-Syndrom, aufgesucht hast und dort ein Bluttest gemacht wurde, bei dem nun eine niedrige Leukozytenzahl und eine Linksverschiebung auffiel. Daraufhin hast Du in google nach Ursachen für diese Laborveränderungen gesucht und bist auf Leukämie gestoßen.

Damit bist Du aber einem Missverständnis aufgesessen, was die Interpretation von einzelnen Laborwerten angeht. Es sind nämlich bei fast jedem auffälligen Laborwert ganz, ganz viele unterschiedliche Erklärungen möglich und nicht alle haben mit einer Erkrankung zu tun, so dass gar nicht selten ein Laborwert auch bei einem ganz Gesunden auffällig ist. Es ist daher bei den meisten Laborwerten so, dass man als Arzt von einer bestimmten Verdachtsdiagnose ausgeht und überprüft, ob ein bestimmter Laborwert zu diesem Verdacht passt. Demgegenüber ist es i. d. R. nicht besonders ergiebig von einem auffälligen Laborwert auszugehen, und zu überlegen, welche Störung dahinter stecken könnte.

Dazu mal ein fiktives Beispiel: Sagen wir mal ein Test wäre bei 99 % aller Patienten mit einer Leukämie auffällig und bei 99 % aller Gesunden unauffällig (das wäre dann schon ein verdammt guter Test!). Wenn Du Dir nun vorstellst, von 100.000 Personen hätten 10 eine Leukämie (das wäre etwa so die Häufigkeit pro 100.000 Leute über einen Zeitraum von einem Jahr), dann wäre der Test bei 10 Leukämie-Erkrankten auffällig (99 % von 10) und bei 1000 Gesunden (1 % von 100.000). Die Chance bei Leukämie einen auffälligen Test zu haben, wäre also sehr hoch (99 %), aber die Chance bei einem auffälligen Test eine Leukämie zu haben wäre ziemlich niedrig (10 von 1010 Personen also etwa 1 %). Selbst bei diesem fiktiven, sehr leistungsfähigen Test, sollte man also von einem Verdacht ausgehen und diesen mit dem Test überprüfen und nicht vom Testergebnis ausgehen und eine anschließende Ursachenforschung betreiben. Bei einer Linksverschiebung, die - wie schon gesagt wurde - bei allen möglichen Zuständen auftritt, gilt dies noch viel mehr.

Das richtige Vorgehen ist also: 1) nicht weiter nach möglichen Gründen für eine Linksverschiebung zu suchen 2) das Wochenende zu genießen und 3) Deine Sorgen am Montag mit Deinem Dok zu besprechen. Dabei ist es auch für den Arzt wichtig, zu wissen, dass Du dank google wegen der Mitteilung "Linksverschiebung" eine unruhige Zeit hattest.

Alles Gute unbekannterweise!

F.