Ich habe (als Laie) auch meistens das Gefühl dass mein Arzt Murks macht. Ich bin allerdings auch nicht oft beim Arzt, habe also nicht so viele Erfahrungen. Einmal hatte ich in der Schule ganz plötzlich Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Ohrensausen, etc. Bin dann zu meinem Kinderarzt (der praktischerweise direkt neben der Schule ist) und der ist überhaupt nicht auf meine Beschreibungen eingegangen. Hat einmal in meinen Hals geschaut, eine Angina diagnostiziert (Halsschmerzen o.Ä. hatte ich aber nicht) und hat mir Antibiotika verschrieben. Naja, Hauptsache ich hatte mein Attest.
Ein anderes mal hatte ich beim Gehen Schmerzen in der Hüfte. Der gleiche Arzt hat dann direkt eine Sakroiliitis festgestellt. Nachdem ich aber schon wieder Antibiotika schlucken sollte und leichte Zweifel geäußert habe, hat er mich zum Orthopäden geschickt. Der hat dann einmal an meinem Bein gezogen und alles war wieder wunderbar.
Auf jeden Fall hatte ich nach den beiden Geschichten nicht mehr so viel Vertrauen und war eigentlich eh schon zu alt für den Kinderarzt. Letztens musste ich dann nach langer Zeit nochmal zum Arzt, weil ich seit mehreren Wochen Husten hatte und er einfach nicht wegging. Daraufhin bin ich dann zu einer Allgemeinärztin, die eine Nasennebenhöhlenentzündung festgestellt hat und mir irgendeinen Kräutersaft verschrieben hat. Sie meinte in einer Woche müsste eigentlich alles besser sein. Nachdem drei Wochen später gar nichts besser war, hab ich das Zeug dann mal gegooglet. Da stieß ich dann auf zahllose Berichte von Patienten, bei denen das "Medikament" überhaupt nicht gewirkt hat. Außerdem fand ich die Info, dass eine Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden konnte. Deswegen musste ich das wohl auch selber zahlen. Ich kam mir dann irgendwie verarscht vor, auf jeden Fall wollte ich dieser Quacksalberin nicht noch einen Besuch abstatten. Nach weiteren 3-4 Wochen war der Husten dann glücklicherweise auch weg.
Egal wie oft ich versuche mir einzureden, dass ich als Laie die ganzen komplizierten Zusammenhänge nicht verstehen kann, irgendwie werde ich den Gedanken nicht los, dass meine Ärzte nicht den blassesten Schimmer haben, was sie da eigentlich tun.
Auf jeden Fall ist das für mich eine Motivation, anders zu werden. Ich habe keine Lust, irgendwann eine Praxis zu eröffnen und dann 30 Jahre lang "so viel wie nötig, so wenig wie möglich" zu tun, während mein Wissen aus dem Studium immer weiter verstaubt, veraltet und zu Halbwissen verkommt. Ich will am Ball bleiben, selbstkritisch sein und versuchen, Jahr für Jahr fachlich immer sicherer zu werden.
Und ich glaube schon dass das Möglich ist. Wahrscheinlich geht es einfach darum, ob man sich für Medizin entscheidet weil man halt ein ganz gutes Abi hatte, oder weil Papa auch schon Arzt war - oder ob man Arzt werden will, weil einen die Medizin interessiert und weil man sich wirklich intensiv damit beschäftigen will.