Es stimmt nicht, daß in Bayern und Baden-Würtemberg besonders viele Abiturienten sind. Eher das Gegenteil ist der Fall. In Bayern machen nur etwa 25 % eines Jahrgangs Abitur, in NRW sind es 50 %. Das heißt, eigentlich müßte hier der Konkurrenzdruck größer sein. Aber offensichtlich sind die Noten in Bayern derartig gut, daß selbst die geringere Abiturientenquote noch für einen höheren NC als in NRW sorgt. Ich weiß nicht, wie die durchschnittliche Abinote an bayerischen Schulen wirklich ist, aber zumindest bin ich immer wieder erstaunt, was für glänzende Abinoten Leute aus Süddeutschland haben, wenn man mal mit welchen darüber spricht. Man kann ja über das Niveau von NRW-Schulen sagen, was man will, aber sicher nicht, daß es eine Noteninflation gäbe. In meiner Stufe lag zum Beispiel der Abischnitt aller Abiturienten bei 2,9. Ich habe mit 1,6 als Zweitbester der Stufe abgeschlossen. Das würde im Moment in BaWü im WS nichteinmal zur direkten Zulassung reichen. Das hieße, daß ein einziger von 60 Schülern in meiner Stufe einen Platz bekäme. Das kann nicht sein und ist natürlich in BaWü auch nicht so. Dort haben die meisten Schulen offensichtlich einen Schnitt von 2,0-2,2. Ich habe sogar von einem Kommilitonen aus BaWü gehört, daß in seiner Stufe von 70 Leuten über 30 eine 1 vor dem Komma hatten und 15 zwischen 1,0 und 1,5 rangierten. Unter solchen Bedingungen ist es logisch, daß eine 1,6 in BaWü, die im Moment nicht zur Zulassung reichen würde, auch keine tolle Note wäre, während man in NRW damit ganz gut dasteht.
Wo ich Dir Recht gebe ist, daß der NC nicht das ideale Kriterium ist. Ich würde allerdings nicht davon abrücken, das Abi als Kriterium heranzuziehen, allerdings nur beschränkt auf die für ein Medizinstudium relevanten Fächer. Am besten würde man auch nur Leute zulassen, die mindestens einen naturwissenschaftlichen LK hatten. Wer z.B. mit LK's Deutsch und Englisch Abi gemacht hat, müßte eben noch nachträglich einen Physik-oder Chemie-LK nachmachen, wenn er Medizin studieren will. Ich würde es aber keinesfalls einsehen, daß das Abi garnicht relevant sein soll. Wer Medizin studieren will, soll sich eben in der Schule anstrengen. Es kann doch nicht sein, daß einer 13 Jahre auf der Faulen Haut liegt, mit 3,0 Abi macht und ihm dann einfällt, er will doch Medizin studieren und findet es unfair, wenn er nicht direkt einen Platz bekommt. Ich könnte mir eine Zwischenlösung vorstellen. Man ließe, sagen wir mal doppelt soviele Leute zum Studium zu, wie es letztlich Plätze gibt. Diese sucht man aus allen Leuten bis zu einem Schnitt in den Fächern Mathe, Physik, Chemie und Biologie im Abi von 2,5 aus. Anschließend findet dann eine Selektion bis zum Physikum um die Hälfte statt. Was ich aber nicht gut finde ist, daß man in Deutschland mit jedem noch so schlechten Abi Medizin studieren kann. Wer 3,0 hat, kann sich auch nicht beschweren, wenn er damit seine Chance auf ein Medizinstudium verspielt hat. Ihm könnte man höchstens noch Seitenwege einräumen, wenn er z.B. ein naturwiss. Studium mit hervorragendem Erfolg abgeschlossen hat.