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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #31311
    wieder an Bord :-) Avatar von Muriel
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    Klingt doch nach vernünftigem Plan. Letztendlich muss es für Eure kleine Familie passen, nicht für "die Leute".



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  2. #31312
    little red riding bitch Avatar von agouti_lilac
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    Vorweg, wie hier schon mehrfach geschrieben: du musst mit deinem Kind und der Situation klar kommen und glücklich werden. Und für Aussenstehende macht man es oft falsch. Aber man lebt ja nicht für Aussenstehende.

    Ich schildere einfach mal, wie es bei uns war.

    Es war recht schnell klar, dass ich sehr wahrscheinlich meine Tochter N. allein erziehen werde. Ich habe mir, um Stress rauszunehmen und weil ich es mir finanziell leisten konnte, 19 Monate Elternzeit genommen und wollte sie so mit 16 Monaten eingewöhnen, mit genügend Zeit, um die Krippenkeime abzufangen. Soweit die Theorie.

    Es war furchtbar anstrengend, alleine für ein Baby da zu sein, häufig nicht (genügend) essen zu können, mit weinendem Kind vor der Dusche duschen zu müssen, ... . Und es war so furchtbar langweilig. Intellektuelle Höchstleistung war die Berechnung der vegetarischen Beikost und wie der Stuhlgang aussieht, aber dabei so furchtbar müde und erschöpft zu sein, tagtäglich aufs Neue.

    So habe ich mich entschieden, einen Krippenplatz für N. zu suchen, was zu der Zeit schwierig war (inzwischen scheint es etwas entspannter zu sein). Ich hatte irgendwann Glück und wir bekamen einen Krippenplatz (keinen KiTa-Platz, den müssen wir dann neu suchen) in einer Krippe in einem sanierungsbedürftigen Plattenbau auf dem Weg zu meiner Arbeitsstelle (und das ist Gold wert!). So ist N. mit etwa 6 Monaten in die Krippe gekommen. Die Eingewöhnung klappt echt super, war auch noch nicht Fremdelphase, nur mit den Stunden hoch wollte die Krippe ewig nicht - 5h bezahlt zu kriegen, aber sich nur 2,75h kümmern zu müssen war halt angenehmer . Insgesamt fühlt sich N. sehr wohl da, hat ihre Freunde, mit denen sie Schabernack macht und erzählt auch daheim von ihren Lieblingstanten.

    Ich bin sooooooo froh, dass ich mich dafür entschieden habe, auch wenn ich mir natürlich auch Gedanken gemacht habe. Aber ich habe meinen Frieden damit gemacht. N. ist so ein aufgewecktes, fröhliches, selbstbewusstes Kind (eine Rakete! sagt meine Freundin) und hatte dann eine deutlich entspanntere Mama daheim, die dann ihre Diss vorantreiben konnte und auch in der Elternzeit für eine wichtige Prüfung lernen konnte (europ. Diplom d. Anästhesie).
    Ich bin selbst im Süden Deutschlands in den Achtzigern auf dem Dorf aufgewachsen und noch heute ticken die Uhren da anders. Mit dem ersten Kind ist die Emanzipation da erstmal vorrüber, wie ich jetzt an meinen alten Freundinnen miterlebe. Ich bin zum Studium in den Osten und hier ist es normal, dass Frauen arbeiten gehen (müssen) und die Kinder in der Regel mit 1 in die Krippe kommen. Ein Glück, externer Druck ist natürlich mies udn ich glaube auch, das ist der Grund, warum eine Freundin keinen Kontakt mehr zu mir hat. So what.

    Ich war mit meiner Tochter, als sie 10/11 Monate alt war, allein für 8 Wochen in Neuseeland und wir sind mit einem Campervan durchs Land gefahren. Oft haben mir Leute gesagt, wie "out-going" mein Kind doch ist, neugierig, nicht ängstlich, fröhlich... das schreibe ich definitiv der Krippe zu. Für mich überwiegen die Vorteile, auch wenn nicht alles toll da ist und man sich unterordnen muss (bei mir Stichwort Ernährung). Aber die Eierlegende Wollmichsau gibt es nicht, muss ich mir auch selbst immer wieder sagen.

    Es hilft mir bei der Bewahrung einer Unabhängigkeit, die trotzdem natürlich geringer als früher (Stichwort Teilzeit, Dienste derzeit nur jedes 2. WE möglich, wenn sie beim Vater ist...). Aber so bin ich finanziell unabhängig, kann meine Weiterbildung vorantreiben,... . Alles langsamer und anders als früher, aber trotzdem! Ich möchte die Krippe mit ihren Öffnungszeiten (6-17 Uhr, wir haben einen 10-Stunden-Vertrag bei 9h Arbeit +Anfahrt) nicht missen!!

    So, genug schwadroniert. N. ist seit 1,5h in der Krippe, ich habe Urlaub, konnte jetzt frühstücken, in Forum lesen und werde diese Woche die Formalitäten zur Abgabe meiner Promotion erledigen. Hätte ich nicht gekonnt, wäre ich die ganze Zeit mit meinem tollen Kind daheim. Eine stolze Mutter macht ein enspanntes Kind.
    Geändert von agouti_lilac (01.10.2020 um 07:55 Uhr)
    Calvin: “It's psychosomatic. You need a lobotomy. I'll get a saw.”



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  3. #31313
    wieder an Bord :-) Avatar von Muriel
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    Schöner Bericht, Agouti



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  4. #31314
    Diamanten Mitglied Avatar von Colourful
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    Ich bin sooooo alt.
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    Ja! Und vielen Dank für deine Ehrlichkeit. Mick nervt es nämlich sehr, dass diese Babyzeit oft so verklärt dargestellt wird, dass das alles toll ist und soviel Spaß macht und dass sich eine Mutter doch wünschen sollte mindestens drei Jahre zu Hause zu sein. Hier im Forum gibt es das weniger, aber sonst begegnet mir das doch häufiger mal.

    Für mich ist diese zweite Elternzeit deutlich angenehmer, weil wir in der Stadt leben und ich viel machen kann, ohne fahren zu müssen, ich Freundinnen in laufreichweite habe und wichtig - es ist mein zweites Kind und ich habe E., ihre Freunde, ihre Kita und ihre Aktivitäten. Und ich finde Kinder ab vier sehr viel interessanter als Kleinkinder. Das macht auch was aus.



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  5. #31315
    wieder an Bord :-) Avatar von Muriel
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    Ich selber fand bei allen dreien die Babyzeit ja absolut großartig und hätte mir nie vorstellen können, sie mit einem halben Jahr in die Betreuung zu geben. Aber dann dieses wirklich prinzipiell tolle Alter so ab nem guten Jahr, dem konnte ich zu Hause tatsächlich gar nicht gerecht werden. Dieser Drang nach Erlebnis, Ausprobieren, Sozialkontakt etc, nee, hätte ich niemals so leisten können. Und ganz ehrlich: Das wäre mir 24/7 tatsächlich zu anstrengend geworden. Wochenenden alleine, wenn der Papa arbeiten war, haben mich häufig (insgesamt mit drei kleinen Kindern) an den Rand der Überforderung gebracht, das dann täglich? Nee, dann ist es aus mit "entspannte Mutter, entspanntes Kind"
    Kleinkindphase so von zwei bis fünf beim zweiten und dritten Kind fand ich echt stellenweise ziemlich ätzend. K1 war bis sie vier war alleine, da waren meine Kraft und Nerven sehr viel entspannter und das Kind irgendwie auch so insgesamt. Aber zum dritten Mal macht dieses elende Rumgetrotze echt keinen Spaß mehr, ich sehne seit Jahren jedes kleinste Anzeichen des Großwerdens bei K3 herbei und vermisse dennoch mein Baby und es tut weh, dass nichts Kleines mehr kommt. Total paradox, aber meine Mutti-Kraft ist langsam aufgebraucht, wir schön, dass es jetzt alles wieder sehr viel entspannter ist.



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