Das Problem, dass die Kinder nicht sprechen, begegnet mir beruflich sehr oft. Wir konnten einige Male hier Momente fürs Sprechen finden. Es muss einen Rahmen geben, der sich für beide eignet. Sehr eindrücklich fand ich einen Bericht, dass eine Familie temporär kein Auto hatte und daher den nicht ganz so nahen Schulweg laufen mussten. In den wenigen Wochen hat sich der Heimweg einfach so als Gesprächsmoment ergeben und das Kind hat viel erzählt, ohne dass gefragt werden musste. Als sie dann wieder ein Auto hatten, haben sie den Heimweg trotzdem weiter zu Fuß beibehalten, weil es so einen Benefit für alle hatte.
Ich habe den Moment mit A. abends im Bett, wenn das Licht aus ist und sie schlafen soll. Unser Ablauf war so, dass ich ihr vorgelesen habe, sie dann weiter gelesen hat und zur festen Uhrzeit ich mich zu ihr gelegt habe, sie in meinem Arm, Licht aus. Anfangs haben wir jede immer das dümmste und schönste des Tages genannt, später sind wir Schulfächer des Tages durchgegangen, irgendwann brauchte es keinen Rahmen mehr, aber man kann immer mal wieder drauf zurückgreifen. Manche Tage wurde gar nichts erzählt, andere Tage ganz viel.
Ich mag zwar kuscheln, aber nur wenn ich es will Und ich mag es gar nicht, wenn man an mir rumzuppelt und ständig sich an mich drückt. Aber abends im Bett ist es passend und angenehm. Daher ist das für uns ein super Moment für Gespräche.
Vielleicht könnt ihr auch so einen Moment finden, der zu euch passt?
Zur Erziehung: Ich finde, die Kinder können alle gut lernen, wann etwas nötig ist, ohne Diskussion zu tun, wann Kompromisse möglich sind und wann sie freie Auswahl haben. Und da sind wir Eltern die mit der Verantwortung der Führung, nicht die Kinder. Wir entscheiden, wann Mitsprache möglich ist.
Wenn ich hier in der Praxis immer die Fragen mitbekomme, ob ein Kind sich vielleicht mal ausziehen könnte, kommentiere ich das meistens. Und ich lehre es auch den Studierenden und Assistenten, dass eine Ansage oft besser ist. Was soll man auch tun, wenn man gefragt hat "darf ich dir in den Mund schauen?" und das Kind sagt "nein"? Wenn Nein keine mögliche Antwort ist mit der Konsequenz, dass ich es nicht tue, dann brauche ich auch nicht zu fragen.
Wir erleben sehr oft, dass sich die Eltern völlig über all ihre Grenzen gehen lassen, zum Wohle des Kindes. Das macht mich immer ganz verrückt, weil ich mich frage, wohin das führen soll und ob sie ihren Kindern wirklich beibringen wollen, dass ihr Wille immer der richtige ist. Oder ob deren Vorbilder dann auch bewirken, dass sie selbst irgendwann ihre Grenzen zugunsten jemanden stärkeren aufgeben? Vieles dauert viel länger, wenn die Eltern nicht einfach mal kurz festhalten. Ich habe in wenigen Sekunden den Rachen angeschaut, wenn das Kind nicht wegdrehen kann oder mir dazwischen greifen kann. Mir ist unklar, warum die Eltern sich nicht sofort die Hände schnappen, wenn diese mir dauernd dazwischen gehen. Man muss die meisten dazu anleiten. Aber gut, kann man ja machen, aber irgendwie beim 3. oder 4. Mal erwarte ich, dass sie es selbst können?
Wir kämpfen hier gerade am meisten mit dem Medienkonsum. Hier ist alles an social media sehr interessant, am liebsten freie Zugänglichkeit zu Messengern, TikTok, Instagram, Snapchat, Facebook, Among us und was auch immer. ALLLLLLLEE dürften das unbeschränkt und sie kriege ja nur 2 von all diesen Apps.