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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #32121
    Diamanten Mitglied Avatar von annekii
    Mitglied seit
    26.10.2003
    Ort
    Mainz und Jena
    Semester:
    Sesshaft geworden in der Pädiatrie
    Beiträge
    3.329
    Das Problem, dass die Kinder nicht sprechen, begegnet mir beruflich sehr oft. Wir konnten einige Male hier Momente fürs Sprechen finden. Es muss einen Rahmen geben, der sich für beide eignet. Sehr eindrücklich fand ich einen Bericht, dass eine Familie temporär kein Auto hatte und daher den nicht ganz so nahen Schulweg laufen mussten. In den wenigen Wochen hat sich der Heimweg einfach so als Gesprächsmoment ergeben und das Kind hat viel erzählt, ohne dass gefragt werden musste. Als sie dann wieder ein Auto hatten, haben sie den Heimweg trotzdem weiter zu Fuß beibehalten, weil es so einen Benefit für alle hatte.

    Ich habe den Moment mit A. abends im Bett, wenn das Licht aus ist und sie schlafen soll. Unser Ablauf war so, dass ich ihr vorgelesen habe, sie dann weiter gelesen hat und zur festen Uhrzeit ich mich zu ihr gelegt habe, sie in meinem Arm, Licht aus. Anfangs haben wir jede immer das dümmste und schönste des Tages genannt, später sind wir Schulfächer des Tages durchgegangen, irgendwann brauchte es keinen Rahmen mehr, aber man kann immer mal wieder drauf zurückgreifen. Manche Tage wurde gar nichts erzählt, andere Tage ganz viel.

    Ich mag zwar kuscheln, aber nur wenn ich es will Und ich mag es gar nicht, wenn man an mir rumzuppelt und ständig sich an mich drückt. Aber abends im Bett ist es passend und angenehm. Daher ist das für uns ein super Moment für Gespräche.

    Vielleicht könnt ihr auch so einen Moment finden, der zu euch passt?

    Zur Erziehung: Ich finde, die Kinder können alle gut lernen, wann etwas nötig ist, ohne Diskussion zu tun, wann Kompromisse möglich sind und wann sie freie Auswahl haben. Und da sind wir Eltern die mit der Verantwortung der Führung, nicht die Kinder. Wir entscheiden, wann Mitsprache möglich ist.

    Wenn ich hier in der Praxis immer die Fragen mitbekomme, ob ein Kind sich vielleicht mal ausziehen könnte, kommentiere ich das meistens. Und ich lehre es auch den Studierenden und Assistenten, dass eine Ansage oft besser ist. Was soll man auch tun, wenn man gefragt hat "darf ich dir in den Mund schauen?" und das Kind sagt "nein"? Wenn Nein keine mögliche Antwort ist mit der Konsequenz, dass ich es nicht tue, dann brauche ich auch nicht zu fragen.

    Wir erleben sehr oft, dass sich die Eltern völlig über all ihre Grenzen gehen lassen, zum Wohle des Kindes. Das macht mich immer ganz verrückt, weil ich mich frage, wohin das führen soll und ob sie ihren Kindern wirklich beibringen wollen, dass ihr Wille immer der richtige ist. Oder ob deren Vorbilder dann auch bewirken, dass sie selbst irgendwann ihre Grenzen zugunsten jemanden stärkeren aufgeben? Vieles dauert viel länger, wenn die Eltern nicht einfach mal kurz festhalten. Ich habe in wenigen Sekunden den Rachen angeschaut, wenn das Kind nicht wegdrehen kann oder mir dazwischen greifen kann. Mir ist unklar, warum die Eltern sich nicht sofort die Hände schnappen, wenn diese mir dauernd dazwischen gehen. Man muss die meisten dazu anleiten. Aber gut, kann man ja machen, aber irgendwie beim 3. oder 4. Mal erwarte ich, dass sie es selbst können?

    Wir kämpfen hier gerade am meisten mit dem Medienkonsum. Hier ist alles an social media sehr interessant, am liebsten freie Zugänglichkeit zu Messengern, TikTok, Instagram, Snapchat, Facebook, Among us und was auch immer. ALLLLLLLEE dürften das unbeschränkt und sie kriege ja nur 2 von all diesen Apps.
    Ein Standpunkt ist kein Grund, sich nicht zu bewegen.



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  2. #32122
    Diamanten Mitglied
    Mitglied seit
    12.09.2006
    Beiträge
    5.507
    Genauso wie annekii es beschrieben hat, versuche ich es mit K3 auch Er darf vieles (altersentprechend) alleine versuchen oder Dinge auswählen, aber es gibt auch einige Punkte, an denen ich keinen Spaß verstehe und das wird dann auch durchgezogen. Dazu gehört für mich u.a. ordentliches Verhalten im Straßenverkehr, Zähne putzen und Untersuchungen beim Arzt. Das klappt bisher ganz gut, allerdings finde ich es mit nur einem Kind in dem Alter auch relativ einfach machbar. Mit zwei oder gar drei, die alle andere Bedürfnisse haben, ist es wahrscheinlich nicht so einfach. Und ich gebe ehrlich zu, dass ich mich auf den Tag der Kita-Wiedereröffnung sehr freue, für andauernde Ganztagesbespaßung fehlt mir einfach langsam die Lust Zur Zeit ist er in einer extremen "Nein, ich will aber nicht"-Phase kombiniert mit ständigem Rumgeheule, das nervt schon manchmal.



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  3. #32123
    Diamanten Mitglied
    Mitglied seit
    10.01.2009
    Beiträge
    3.908
    Das mit dem Verhalten der Eltern beim Arzt finde ich auch immer amüsant, manche fühlen sich echt gar nicht zuständig etwas dazu beizutragen dass die Untersuchung klappt. Ich gebe inzwischen auch klare Ansagen. Oder auch bei den Augentropfen - die wenigsten Kinder machen da entspannt mit, egal wie viel man rumdiskuziert.
    Ich selbst musste mit der 4jährigen zum zweiten nasopharyngealen Abstrich. Zufällig war bei mir zunächst eine blutentnahme dran, sie schaute interessiert. Fragte ob die das auch gemacht bekommt... ich beteuerte: nein. Sagte der Schwester auf Englisch dass die kleine noch nicht weiß dass sie gleich dran ist. Die bereitete alles vor, und als sie mit dem Tupfer kam, hielt ich Kind kurz fest, und Zack in 10 Sekunden war es erledigt.
    Beim ersten Mal hatte sie schon krass gebrüllt, und Erklärungen wären sinnlos gewesen, hätte sie nie freiwillig über sich ergehen lassen.



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  4. #32124
    Neonaten-Schaukeldienst Avatar von aschenputtel1977
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    01.05.2003
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    war Gryps
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    vorbei
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    Hier klappt Arzt mit Papa zusammen ganz gut, deswegen macht er auch den nächsten Zahnarzttermin mit ihr und auch den nächsten Fußsprechstunden-Termin. Mit mir zusammen nur Geschrei und Gehele und Geschnotter, da kann ich machen was ich will. Vor allem die 2 bisherigen Zahnarztversuche waren eine grandiose Katastrophe an Verweigerung.... Impfen geht ganz gut mit Ansage und hinterher Aushalten, aber Zahnarzt ging überhaupt kein Weg rein.



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  5. #32125
    Auf dem Weg zurück... Avatar von McBeal
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    war tief im Westö-hö-hön
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    Fertig!!!
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    Wir hatten bisher auch nur Zahnarztprobleme ohne Beschwerden mit einem und zwei Jahren, dann wurde das Kind eben nicht untersucht (meine Entscheidung, ich fand das so in Ordnung). Beim Kinderarzt klappt es immer gut, der erste Corona-Abstrich war mit Festhalten durch mich im Mai schnell gemacht, als wir zum Ende unserer Quarantäne im Oktober zu viert getestet wurden, hat es bei allen dreien mit Erklärung sogar ohne Festhalten geklappt. Doof war, als ich vor fünf Tagen unsere Familie komplett per nasopharyngealen Abstrichen schnellgetestet habe. Das fanden die Kinder echt ätzend.

    Bei der Arbeit erkläre ich immer und lasse gut festhalten, am Liebsten von einer KKS.

    LG
    Ally
    Junior-Mitglied der "Das/Dass-Polizei"



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