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So...
Als Dank für diesen sehr hilfreichen Thread hier meine Prüfung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin:
Kleidung: ich nenne es mal Business-Kleid in schwarz, der Vorsitzende und der 2. Prüfer im Anzug ohne Krawatte, der 1. Prüfer in Jeans, Jacket (glaube ich)
Vorbereitungszeit: den Termin habe ich 3 Wochen vorher erfahren, richtig gelernt habe ich aber nur 14 Tage, am Wochenende und nachmittags (vormittags gearbeitet).
Vorbereitungsmaterial: Dieser Thread (Themen herausgesammelt), Leitlinien der Degam (alle in der Kurzversion) ein Teil der NVL (schwierig zu lesen), das neue Buch "Der Prüfungsguide Allgemeinmedizin" (wirklich gut!), und am Tag vor der Prüfung noch die "50 Fälle Allgemeinmedizin" überflogen (auch sehr gut, solltet ihr mehr Zeit für einplanen als 1 Tag, sehr gut zum Selbstvertrauen tanken und Lernzielkontrolle).
Prüfung:
Entspanntes Klima (soweit möglich), es wurde gleich gesagt, dass nur praxisrelevante Dinge gefragt werden.
Prüfer 1:
1. Frage:
EKG einer bis dato unbekannten Patientin, seit 1/2 Jahr Atemnot, jetzt akut schlimmer, 1-2 Schachteln Zig/d
Im EKG ein Rechtsschenkelblock ("warum genau ist das ein RSB?" genaue Terminologie), Sättigung bei ca 80, was tun?
Rechtsherzbelastung, erhöhte Thromboseneigung, schlechte Sättigung, war mir bei einer Pat. die ich nicht kenne zu heikel, ich habe sie zum Ausschluss einer Lungenembolie eingewiesen.
"OK, können Sie so machen, am nächsten Tag steht die Patientin wieder in der Praxis, sie wurde schon entlassen. Warum wurde sie entlassen?" "Nun, vermutlich wurde in der Spiral-CT und durch D-Dimere eine LE ausgeschlossen". "Richtig, was hat sie statt dessen, was machen Sie jetzt?" Eine Lungenfunktionsprüfung. Richtig. Was sehen Sie da? Eine COPD...
Detaillierte COPD-Therapie mit allen Stufen, Präparatenamen (2 pro Gruppe lernen), Verhaltensmaßnahmen insb. Rauchreduktion. Hatte ich gründlich gelernt, war ok.
2. Frage: Ultraschall:
Was gibt es für Schallköpfe (Sektor, Linear, Konvex), wofür (Kardiologie, Schilddrüse, Abdomen), was noch (Stabsonden für Gyn und Prokto, Endosonographie, z.B. TEE); Wo liegt der Unterschied (unterschiedliche Eindringtiefe und Auflösung, hohe MHz Zahlen für die oberflächlichen Strukturen, niedrige für tiefer gelegene Organe). Hatte ich gut gelernt, ging gut.
3 Ultraschalluntersuchungen mit jeweils der Blase im Längs- und Querschnitt:
1) Blasentumor (breitbasig, nicht wie ein Polyp)
2) Balkenblase mit einer Art breiten Septe ("das ist doch aber viel zu dick für eine Septe. Das ist eine Muskelschicht"). Wusste ich nicht (immer noch nicht), ich hab beschrieben was ich sehe.
3) Blasenkatheter mit Ballon in einem Schnitt und Schlauch im anderen
Nicht direkt geflutscht, war aber ok.
Prüfer 2 (Prof. Klein, der Autor u.a. des "50-Fälle" Buches) am Laptop, Bilder via Beamer an die Wand.
Frage 1)
Diese Patientin (Bild einer dicken Frau) kommt zu Ihnen und sagt "ich kann mich nicht mehr sehen"
Ziemlich detailgetreu der Fall aus seinem Buch, das ich ja nur überflogen hatte. Folgeerkrankungen Adipositas (DM, Gelenkschäden, etc.), welche Therapien gibt es? Diät und Sport, Medikamente (zwei, mit Präparatename und Wirkmechanismus) alternativ OP durch Magenteilresektion (übernehmen die Kassen ab einem BMI von 40). Bisschen ge-scherze weil ich gesagt habe schwimmen wäre ein geeigneter Sport, mir aber nicht vorstellen konnte, dass diese Patientin in ein Schwimmbad gehen würde.
2. Fall:
Hundebiss in die Hand, Bild einer Phlegmone (nicht Erysipel an der Hand). Therapie: bei solchen Bildern KH-Einweisung und handchirurgische Sanierung zur Vermeidung einer Funktionsminderung, sonst Schiene, Antibiose, Reinigung, wurde nur noch ganz kurz angeschnitten.
Dann musste ich raus, drinnen wurde eifrig diskutiert bis ich doch noch ein bisschen nervös wurde (wie sich herausstellte aber gar nicht über meine Prüfung), dann wieder hereingeholt, Urkunde und Gratulationen bekommen, gefragt ob ich die Praxis meines Vaters in München übernehme oder ob ich nicht vielleicht zu einem Umzug aufs Land zu bewegen wäre, ich habe mich für das Gespräch bedankt - fertig.
Zusammenfassung: Ich war jahrelang von einer leichten Prüfung ausgegangen, die war es mit der richtigen Vorbereitung dann auch tatsächlich. Ich wusste nicht alles, hab recht lang gebraucht (fast 40 min!), war aber alles nicht schlimm, nette Atmosphäre.
Sich die Leitlinien vorher schon durchzulesen wäre sicher gut gewesen, so ging es aber auch.
Viel Erfolg! Ist ein ziemlich geiles Gefühl danach ;)