Den Schnelltest machen wir eh schon bei jedem mit ILI- und einem Teil der PAtienten mit ARE- Symptomatik. Wenn der jetzt bei PAtienten mit H1N1 auch anschlägt- um so besser. Therapie ist eh die gleiche. Und jetzt würden wir wohl zusätzlich isolieren und nachfragen wohin mit dem Patienten.
Ich fänd´s nur was übertrieben jeden Patienten mit fieberhaften Infekt mit Tamiflu zu behandeln, zu isolieren und den großen Schweinegrippealarm auszurufen.
@Schädel:weisst du zufällig ne Quelle wo man das nachlesen könnte?
This above all: to thine own self be true,
And it must follow, as the night the day,
Thou canst not then be false to any man.
Hamlet, Act I, Scene 3
mich erinnert das ganze an die Hysterie damals, als HIV in aller Munde war. Als wir den ersten HIV-positiven Patienten in der Klinik begrüßen durften, hieß der Empfang "großer Bahnhof". Will heissen, es musste ein kompletter Behandlungsraum bis auf die Wände/Decken/Böden ausgeräumt werden, Klimatisierung abgestellt, Behandler und Hilfspersonal trugen Ganzkörper-Kondom, vor dem Behandlungsraum wurde im Schnellverfahren quasi eine Schleuse eingerichtet und der Behandlungsbereich wurde weiträumig abgesperrt. Der arme Mann tat mir so leid. Der muss sich doch vorgekommen sein wie ein pesterkrankter Lepra-Patient.
Mir fiel damals der nette Spruch wieder ein: Wenn bei diesen Maßnahmen noch ein kleines Virlein durchkommen sollte, dann soll es "Houdini" heissen.
Ich möchte nicht wissen, wie viele positive Patienten ich seither behandelt habe, ohne es zu wissen und "nur" mit den normalen üblichen Hygieneregeln. Wir sind alle negativ und werden es hoffentlich immer bleiben.
Die "Schweinegrippe" stellt wie die "Vogelgrippe" eine schwer einschätzbare Bedrohung dar, weil es erneut zur Rekombination von tierpathogenen und menschenpathogenen Influenza-Viren gekommen ist.
Inwieweit dadurch die Virulenz oder Pathogenität erhöht ist, kann man derzeit schlecht sagen, möglicherweise wurde beides aber auch vermindert.
Fakt ist, laut CDC ist in den USA bei bisher rund 110 gesichert Infizierten ein Todesfall vorgekommen (http://www.cdc.gov/swineflu/), was die Gefährlichkeit aktuell nicht höher als bei der "normalen" Grippe erscheinen läßt.
Und gefährdet sind entgegen der ersten Meldungen doch eher die Immunschwächeren (Alte, Kinder, Kranke).
Nichtsdestoweniger wurden Notfallpläne zur Isolation in den Kliniken ausgearbeitet (mein Chef ist habilitierter Infektiologe), was zumindest mich direkt betrifft, weil unsere Klinik nicht weit von Regensburg entfernt ist und ich dieses WE auch im Dienst bin.
Und für die Bereitstellung von Tamiflu (Oseltamavir) wurden ebenfalls Maßnahmen ergriffen.
Wir können uns übrigens glücklich schätzen, daß nicht z.B. H3N2 oder so rekombiniert hat, weil dagegen viele Virostatika nicht wirken.
Auch sollte man nicht vergessen, daß die "normale" Grippe jährlich allein in Deutschland rund 10.000 Menschen dahinrafft.
Ein bissl gehypt wird in den Medien schon.
H1N1 (übrigens eine Unterart der "normalen" Grippe) gehörte zu den Stämmen, die im letzten Impfserum enthalten waren, eine gewisse Schutzwirkung durch die Impfung ist daher anzunehmen.
Jap. Der Influenzaschnelltest weist lediglich Infuenza A nach, das umfaßt alle HN-Subtypen, also auch z.B. die "Vogelgrippe". Der Test ist aber weder besonders spezifisch noch sensitiv, eigentlich nützt er im klinischen Alltag gar nix.
Weil er da ist!
George Mallory auf die Frage, warum er den Everest besteigen will
So wie es bislang aussieht scheint die Letalität bei 1% nicht besonders hoch zu sein - prognostisch wichtiger für den Verlauf ist wohl die Frage, wie hoch die Kontagiosität ist. Im günstigsten Falle ist es nur bei engstem Kontakt übertragbar, aber im schlimmsten Falle könnten sich an öffentlichen Einrichtungen und öffentlichen Verkehrsmitteln viele Menschen infizieren.
Das wäre dann auch wirtschaftlich eine große Katastrophe da durch viele Krankschreibungen die öffentliche Versorgung stark zu leiden hätte.
Und angenommen es infizieren sich bei hoher Kontagiosität "nur" 10% der Population in Deutschland, dann sind die 1% Letalität in absoluten Zahlen immerhin 80.000 Menschen - das ist schon etwas mehr als bei der saisonalen Influenza.