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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Registrierter Benutzer Avatar von Spongebob88
    Mitglied seit
    28.06.2008
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    Hallo!

    Ich klinke mich mal wieder ein. Vielleicht erinnert sich noch der ein oder andere an mich, meist in Verbindung mit sehr "pessimistischen" und provokaten Threads. ...ich werde auch dieses Mal zuschlagen

    Kurz zu meiner Situation:
    Ich werde vermutlich dieses WS ein Medizinstudium beginnen, bin aber wieder an einem Punkt angelangt wo die Zweifel so groß sind wie selten.
    Nach meinem Zivi im Rettungsdienst habe ich jetzt auch 1 Monat Pflegepraktikum hinter mir, dazwischen habe ich unzählige Stunden Ehrenamtlich beim DRK gearbeitet. Genau dieses Praktikum hat mir aber noch einmal so richtig die Suppe versalzen und alle bis dato negativ gesammelten Erfahrungen bestätigt (durchschnittliche Überstunden der Ärzte pro Tag: 1-2, ständiges hin und her hetzen, morgens 30min früher Anfangen und 2 Stunden später gehen, nur 20min Mittagspause machen...).

    Mich interessiert die Materie ungemein, der Umgang mit Menschen liegt mir und macht Spaß, ABER: Ich habe verdammt nochmal keinen Bock mich für eine beschissene Klinik totzuarbeiten. Eine Praxis kommt wenn überhaupt erst mit Berufserfahrung und fortgeschrittenem Alter in Frage und all zu viele Alternativen gibt es einfach nicht, auch wenn viele das irrtümlicherweise immer wieder behaupten. Ganz davon abgesehen, dass ich gerne in einer Klinik arbeiten würde wenn die Bedingungen stimmen würden.

    Deshalb meine Frage: Wie macht ihr das hier? Erstellt man einen "negativ"-Thread schreiben zu 80% Verfechter des jetzigen Systems. Woher nehmt ihr diesen Optimismus? Seid ihr einfach nur naiv, unerfahren (was ich den allermeisten hier KEINESFALLS unterstellen will) oder habt ihr wirklich keine Angst vor Wochenarbeitszeiten jenseits von 50St pro Woche? Wie vereinbart ihr das z.B. mit der Familie?

    Ich kann mir das nur so erklären, dass eventuell viele bis jetzt wenn überhaupt "nur" das Pflegepraktikum absolviert haben. Selbst wenn es die vollen 3 Monate am Stück waren finde ich diese Erfahrungen bei weitem nicht ausreichend. Meiner Meinung nach sollte man am eigenen Körper gespürt haben, was es bedeutet im sozialen Bereich über viele Monate u.a. eine ganze Woche hinweg 10St Schichten zu schieben, 12 Stunden am Stück oder länger zu Arbeiten, Nachtschichten zu leisten und an Feiertagen und am WE regelmäßig von früh bis spät zu arbeiten. Das kann eventuell sehr lange gut gehen, aber irgendwann zermürbt es einen, zumindest habe ich diese Erfahrung gemacht.
    An alle die schon eine medizinische Berufsausbildung haben und jetzt studieren: Hut ab!

    Ich habe einen Beitrag in einem anderen Forum gefunden und hier bekennen sich erstaunlich viele zu genau meinen Gefühlen:
    http://www.studis-online.de/Fragen-B...php?102,350179

    Es werden jetzt bestimmt wieder einige Antworten die sagen, ich betriebe Schwarzmalerei und es so schlimm doch garnicht sei, aber es ist definitiv so schlimm und andere Fälle sind nicht die Regel sondern absolute Ausnahmen! So viel kann ich nach 1 Jahr, in dem ich fast täglich in verschiedenen Kliniken unterwegs war und mit Ärzten zu tun hatte sagen.

    Allen Neuabiturienten mit einem 1,x Schnitt kann ich nur empfehlen, seid nicht so naiv und studiert Medizin wegen eurem Schnitt, sondern sammelt Erfahrung. Damit meine ich NICHT das Pflegepraktikum, sondern etwas längerfristiges (Zivi, FSJ [Anmerkung: kann man nach 6Mon. abbrechen und bekommt es anerkannt]), denn am Anfang überwiegt all zu oft die Euphorie und man macht sich selbst Dinge vor die sich später als Farce herausstellen.



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  2. #2
    Summsummsumm Avatar von Feuerblick
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    38.370
    Schön, dass jemand schon vor dem Studium die rosarote Brille abnimmt. Freut mich! Nur... wenn du das alles so siehst, warum willst du wirklich Medizin studieren. Ich würde es mir an deiner Stelle gut überlegen. Andererseits hast du einen immensen Vorteil gegenüber den Leuten, die sich den Arztberuf als einzigen Traum in Weiß vorstellen. Bei dir wird nicht im ersten Weiterbildungsjahr die Ernüchterung zuschlagen.
    Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob Hektik und Überstunden der Preis sind, den er oder sie zu zahlen bereit ist. Ich für meinen Teil habe mir ein Fach gesucht, in dem ich (vernünftige Arbeitseinteilung vorausgesetzt, deren Fehlen vermutlich bei 90% aller Kollegen der ausschließliche Grund für Überstunden sein dürfte) keine oder wenig Überstunden mache. Und eine Klinik, die Freizeitausgleich für geleistete Überstunden zulässt. So lässt sich das Ganze gut ertragen.
    Viele andere Dinge lernt man einfach hinzunehmen. Das wird dir leider in jedem Beruf passieren. Vorschriften, Abläufe u.ä. gibt es überall. Oft genug Grund für Frustration. Aber wie gesagt: Damit kämpft man in jedem Beruf.

    Kurz gesagt: Wenn du keinen Bock hast zu akzeptieren, dass Lehrjahre halt hart sein können (die Weiterbildung ist letztlich der praktische Teil einer "Lehre", nichts anderes) und du nicht in der Klinik oder in einer Praxis arbeiten möchtest, weil dir die Arbeitsbedingungen nicht gefallen, dann überlege dir gut, ob du dir das Studium antun möchtest. Frustrationstoleranz wirst du nämlich auf jeden Fall brauchen...
    Erinnerung für alle "echten" Ärzte: Schamanen benötigen einen zweiwöchigen Kurs mit abschließender Prüfung - nicht nur einen Wochenendkurs! Bitte endlich mal merken!

    „Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ (Matthias Claudius)



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  3. #3
    Registrierter Benutzer Avatar von Spongebob88
    Mitglied seit
    28.06.2008
    Beiträge
    32
    Zitat Zitat von Feuerblick Beitrag anzeigen
    Kurz gesagt: Wenn du keinen Bock hast zu akzeptieren, dass Lehrjahre halt hart sein können (die Weiterbildung ist letztlich der praktische Teil einer "Lehre", nichts anderes) und du nicht in der Klinik oder in einer Praxis arbeiten möchtest, weil dir die Arbeitsbedingungen nicht gefallen, dann überlege dir gut, ob du dir das Studium antun möchtest. Frustrationstoleranz wirst du nämlich auf jeden Fall brauchen...
    Gegen etwas mehr Arbeit habe ich nichts, aber bei den Ärzten würde ich schon eher das Wort ausufernd benutzen. Trotzdem schön zu hören, dass es auch Leute gibt die ohne übermäßig Überstunden den Klinikalltag bewältigen! Solche Berichte brauche ich jetzt dringend ;)



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  4. #4
    *hat sich verabschiedet* Avatar von hennessy
    Mitglied seit
    27.02.2007
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    5.925
    mal sehen, wie es in 6 Jahren aussieht, wenn Du mit dem Studium fertig sein wirst. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Meinungen wie die Deine anzahlmäßig ansteigen werden. (Das bitte ich ohne Wertung zu verstehen). Vielleicht entwickelt sich dann im Lauf der Jahre ein anderes Zeitsystem in Kliniken. Meine Vision ginge dann zu Arbeitszeit-Konten (gibts ja jetzt schon), die man erfüllt und dementsprechend Geld bekommt. Die Arbeitgeber müssen einfach flexibler werden, sonst laufen ihnen die Leute davon. Es liegt, wie Feuerblick schon erwähnt hat, sehr viel am Engagement jedes Einzelnen, sich die Arbeitszeiten vernünftig einzuteilen. Und, was ich selbst als höchst wichtig empfinde: Man muss auch mal "Nein" sagen können, auch wenns anfangs schwer fällt und die Kollegen mit schiefen Blicken und anderen Hieben das schlechte Gewissen anheizen.
    Ein Freund ist jemand, der Dich durchschaut
    und trotzdem nicht enttäuscht ist



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  5. #5
    Registrierter Benutzer
    Mitglied seit
    17.04.2009
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    9
    Hallo Schwammkopf,

    vielleicht ist eine gewisse Naivität und Blauäugigkeit der einzige Weg, um das Studium zu schaffen. Mit der "Wahrheit" im Hinterkopf noch die notwendige Motivation aufzubringen ist doch fast unmöglich. Niemand studiert Medizin, weil er gerne Überstunden macht, am Wochenende und an Feiertagen arbeitet und viele Jahre lang nicht (manche vielleicht auch nie?) überdurchschnittlich gut bezahlt wird.
    Ich glaube, dass zwei Dinge mehr oder weniger in jedem Medizinstudenten brennen. Idealismus und der Wille zu verstehen, "was die Welt [den Körper] im Innersten zusammenhält". Untergeordnet sind dann Punkte wie das Arbeiten mit Menschen oder auch die Anerkennung in der Gesellschaft. In gewisser Weise ist also auch der Weg - das Studium - das Ziel.
    Wie Feuerblick schon schreibt, folgt dann häufig im PJ oder im ersten WJ der Schock, weil bis dahin garnicht so weit gedacht wurde. Wer vorher doch schon so weit denkt - wie Du - wird eventuell Probleme haben, sich für das Studium aufzuopfern, denn für geregelte Arbeitszeiten von 9 bis 16 Uhr und einen guten Verdienst gibt es definitiv andere Wege mit weniger Widerstand. Dafür wird einem dann vielleicht der menschliche Körper für immer ein Rätsel bleiben und die Chance, die Welt ein klein wenig besser zu machen, lässt man ungenutzt verstreichen.
    Wenn es dir irgendwie weiterhilft: Ich habe für einige Zeit in einer Tierklinik gearbeitet und die Ärzte dort haben ebenfalls nur einen festen Startzeitpunkt ihrer Arbeit. Wann man nach Hause kommt, steht jeden Tag in den Sternen. Schichtdienst unter der Woche, am Wochenende und an Feiertagen ist, genauso wie Rufbereitschaft, wenn man eigentlich nicht arbeiten muss, selbstverständlich. Der "durchschnittliche" Tierarzt verdient ~ 1600 Euro im Monat. Aufstiegschancen gibt es nicht wirklich, da keine Hierarchien zwischen Chef und "normalen" Ärzten vorliegen. Eine eigene Praxis zu eröffnen ist sinnlos, da das nötige finanzielle Engagement nie mehr 'reingeholt wird.
    Der Vergleich mag ein wenig hinken, aber was ich damit sagen will ist einfach, dass es auch noch schlimmer geht .
    Geändert von riodoro (19.07.2009 um 09:22 Uhr)



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