Hallo!
Ich klinke mich mal wieder ein. Vielleicht erinnert sich noch der ein oder andere an mich, meist in Verbindung mit sehr "pessimistischen" und provokaten Threads. ...ich werde auch dieses Mal zuschlagen
Kurz zu meiner Situation:
Ich werde vermutlich dieses WS ein Medizinstudium beginnen, bin aber wieder an einem Punkt angelangt wo die Zweifel so groß sind wie selten.
Nach meinem Zivi im Rettungsdienst habe ich jetzt auch 1 Monat Pflegepraktikum hinter mir, dazwischen habe ich unzählige Stunden Ehrenamtlich beim DRK gearbeitet. Genau dieses Praktikum hat mir aber noch einmal so richtig die Suppe versalzen und alle bis dato negativ gesammelten Erfahrungen bestätigt (durchschnittliche Überstunden der Ärzte pro Tag: 1-2, ständiges hin und her hetzen, morgens 30min früher Anfangen und 2 Stunden später gehen, nur 20min Mittagspause machen...).
Mich interessiert die Materie ungemein, der Umgang mit Menschen liegt mir und macht Spaß, ABER: Ich habe verdammt nochmal keinen Bock mich für eine beschissene Klinik totzuarbeiten. Eine Praxis kommt wenn überhaupt erst mit Berufserfahrung und fortgeschrittenem Alter in Frage und all zu viele Alternativen gibt es einfach nicht, auch wenn viele das irrtümlicherweise immer wieder behaupten. Ganz davon abgesehen, dass ich gerne in einer Klinik arbeiten würde wenn die Bedingungen stimmen würden.
Deshalb meine Frage: Wie macht ihr das hier? Erstellt man einen "negativ"-Thread schreiben zu 80% Verfechter des jetzigen Systems. Woher nehmt ihr diesen Optimismus? Seid ihr einfach nur naiv, unerfahren (was ich den allermeisten hier KEINESFALLS unterstellen will) oder habt ihr wirklich keine Angst vor Wochenarbeitszeiten jenseits von 50St pro Woche? Wie vereinbart ihr das z.B. mit der Familie?
Ich kann mir das nur so erklären, dass eventuell viele bis jetzt wenn überhaupt "nur" das Pflegepraktikum absolviert haben. Selbst wenn es die vollen 3 Monate am Stück waren finde ich diese Erfahrungen bei weitem nicht ausreichend. Meiner Meinung nach sollte man am eigenen Körper gespürt haben, was es bedeutet im sozialen Bereich über viele Monate u.a. eine ganze Woche hinweg 10St Schichten zu schieben, 12 Stunden am Stück oder länger zu Arbeiten, Nachtschichten zu leisten und an Feiertagen und am WE regelmäßig von früh bis spät zu arbeiten. Das kann eventuell sehr lange gut gehen, aber irgendwann zermürbt es einen, zumindest habe ich diese Erfahrung gemacht.
An alle die schon eine medizinische Berufsausbildung haben und jetzt studieren: Hut ab!
Ich habe einen Beitrag in einem anderen Forum gefunden und hier bekennen sich erstaunlich viele zu genau meinen Gefühlen:
http://www.studis-online.de/Fragen-B...php?102,350179
Es werden jetzt bestimmt wieder einige Antworten die sagen, ich betriebe Schwarzmalerei und es so schlimm doch garnicht sei, aber es ist definitiv so schlimm und andere Fälle sind nicht die Regel sondern absolute Ausnahmen! So viel kann ich nach 1 Jahr, in dem ich fast täglich in verschiedenen Kliniken unterwegs war und mit Ärzten zu tun hatte sagen.
Allen Neuabiturienten mit einem 1,x Schnitt kann ich nur empfehlen, seid nicht so naiv und studiert Medizin wegen eurem Schnitt, sondern sammelt Erfahrung. Damit meine ich NICHT das Pflegepraktikum, sondern etwas längerfristiges (Zivi, FSJ [Anmerkung: kann man nach 6Mon. abbrechen und bekommt es anerkannt]), denn am Anfang überwiegt all zu oft die Euphorie und man macht sich selbst Dinge vor die sich später als Farce herausstellen.