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1. In welcher Weiterbildungsrichtung bist du tätig und in welchem Jahr deiner Weiterbildung befindest du dich?
Urologie, 3. WBJ
2. Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus: wann startest du, wie lange arbeitest du und mit welchen Dingen bist du regelmäßig beschäftigt?
Frühbesprechung 7:00, danach Visite (nur Assistenzarzt ohne OA), Blutabnahmen, dann Entlassungsbriefe fertigstellen, wenn noch Zeit ist, kurz frühstücken gehen, dann entweder in den OP oder alternativ Neuaufnahmen, Notfälle, Ambulanz, Urinuntersuchungen.
Dann wenn möglich kurz mittagessen gehen, anschließend wieder Visite (wieder nur Assistent, einmal pro Woche mittags Chefvisite)
weiterhin Ambulanz, OP und Notfälle sowie ggf. noch Aufnahmen fertigmachen, ca. 15h Nachmittagsbesprechung (findet aber meistens erst später statt), danach alles was liegengeblieben ist sowie Organisatorisches und Briefeschreiben und alles, was noch so aufläuft an Notfällen und in der Ambulanz. Zudem Problempatienten und Operierte nochmal ansehen, Angehörigengespräche immer zwischendurch... Open end, irgendwann entscheidet man, daß man jetzt mal so langsam gehen muß (obwohl es immer noch etwas zu tun gäbe), meist ist das so 17-18h, manchmal auch länger.
3. Wie viel Zeit in Stunden nehmen folgende Dinge schätzungsweise an einem durchschnittlichen Arbeitstag ein:
Visiten vor- und nachbereiten sowie Durchführen: 1-3h je nach Anzahl der Angehörigen, die einen erwarten
Schreiben von Arztbriefen: bis zu 3h
Aufnahmegespräche und Eingangsuntersuchung: ca 2-4h
Gespräche mit Angehörigen: ca. 30 Min. außerhalb der Visiten
Gespräche mit Kollegen: ca. 30 Min., aber sehr schwer zu schätzen
Sonstiger Schriftkram: außer Briefen bis zu 1h
Frühstück 0-20 Min.
Mittagessen: 0-30 Min.
4. Wo liegen bei den unter Frage 2 behandelten Themen die Arbeitsschwerpunkte bei deinen Tätigkeiten?
Patientenaufnahme und -Versorgung, einschl. Notfälle und Ambulanz, Dokumentation. An manchen Tagen auch nur oder fast nur OP-Assistenz
5. Was war das absolute Highlight deiner bisherigen Berufslaufbahn, da das du dich auch heute noch gerne und lebhaft erinnerst?
nichts Besonderes, auch das Stellen von guten Diagnosen und Schnelligkeit beim Abarbeiten der Aufnahmen und Notfälle
6. Welche Erfahrungen und Tipps im Umgang mit dem Pflegepersonal kannst du weiter geben?
Gute Zusammenarbeit mit gegenseitigem Respekt und sich gegenseitig ernst nehmen und als gleichberechtigt Zusammenarbeitende sehen, ich finde, damit fährt man am besten.
Überheblichkeit hat noch keinen weitergebracht und letztendlich ist man in der Zusammenarbeit aufeinander angewiesen.
7. Wie geht man aus deiner Erfahrung geschickt mit den ärztlichen Kollegen aus dem Kreise der Assistenzärzte um? Welche Probleme können hier auftauchen?
Zuviele Frauen in einem Team können eher schaden
Ansonsten können schlimmstenfalls alle zwischenmenschlichen Probleme auftauchen, die auch sonst im täglichen Leben auftauchen können.
8. Chef- und Oberärzte als Vorgesetzte lassen sich leider nicht umgehen. Wie sind hier deine Erfahrungen im täglichen Umgang im positiven wie auch im negativen Sinne?
In Deutschland finde ich bisher die Hierarchie (im Gegensatz zu meinen Erfahrungen in der Schweiz) immernoch viel zu ausgeprägt.
9. Wie spielt sich konkret die Weiterbildung ab: arbeitest du einfach nur oder gibt es Unterricht durch Ober- und Chefärzte, um den Anforderungen der Weiterbildungsordnung gerecht zu werden? Führst du ein Nachweisheft zur Weiterbildung? Fühlst du dich gut betreut?
Einmal jährlich findet ein Gespräch statt, in dem beiderseits Ziele vereinbart werden und entsprechend im darauffolgenden Jahr ausgewertet wird, was davon man erreicht hat und wenn nein, dann warum nicht etc.
Es gibt ein Logbuch für die Weiterbildung, daß hier allerdings noch nicht zur Anwendung kommt. Generell ist oft zuwenig Zeit zum Fragen, weil einfach zuviel abgearbeitet werden muss.
10. Was sind aus deiner Sicht die Vorteile deines Fachgebietes im Vergleich zu anderen Fachrichtungen? Und andersherum: wo liegen die Nachteile des Gebietes, die man in Kauf nehmen muss?
Vorteil: meistens im Vergleich zur Inneren oder Chirurgie etwas ruhigere Dienste, (aber auch nur meistens, und lange nicht immer!), gute Niederlassungsmöglichkeiten
Nachteil: wie oben geschrieben, ziemlich arbeitsintensive Dienste ( jedoch im Vergleich zu Innere und Chirurgie meist "ruhiger")
11. Wie beurteilst du die Chancen im Hinblick auf deine weitere Karriere nach der Facharztprüfung? Möchtest du eine Kliniklaufbahn anstreben oder dich niederlassen bzw. was hast du vor und wie sieht es dabei speziell für dein Fachgebiet aus?
Habe keine Oberarzt-oder Chefambitionen. Eher sowas wie Aufnahmearzt
( aber dann auf jeden Fall ohne Wochend- und Nachtdienste!!) Ansonsten auch gerne Gemeinschaftspraxis, am liebsten in einem Praxishaus mit vielen anderen Fachgebieten vor Ort.
12. Stress, Überstunden und lange bzw. häufige Dienste gehören leider immer noch zum Berufsalltag. Fühlst du dich häufig gestresst, machst du viele Überstunden oder schiebst häufig Dienste oder geht es bei dir eher locker zu? Wie gehst du persönlich mit Stress und derartigen Belastungen um?
Die Dienste nerven generell und Stress und Überstunden auch. Ich versuche, soviel wie möglich mein Privatleben zu erhalten, auch wenn ich zu oft zu nichts mehr Lust habe. Ich sage mir, halt, daß es nach dem Facharzt für mich definitiv mit den Diensten vorbei ist, und die Zeit ist ja zum Glück absehbar.
13. Auch die Familie darf nicht zu kurz kommen: findest du als Vater oder Mutter Betreuungsangebote für eigenen Nachwuchs oder sonstige Unterstützung für ärztliche Eltern im Berufsleben? Wenn ja, welche? Falls es keine gibt: was konkret könnte dir helfen?
Hm, was würde mir helfen? Endlich ausreichend Assistentenstellen, so daß die Dienste auf ein Minimum reduziert werden und es keine Überstunden mehr geben muss. Des weiteren müsste es jemanden zum Briefeschreiben geben.
Betreuungsabgebote finde ich ebenfalls wichtig, Z.B. klinikeigene KiTa
14. Was möchtest du angehenden Assistenzärzten oder ärztlichen Kollegen als deine zwei wichtigsten Tipps mit auf den Weg geben?
Sich selbst und seine Arbeitszeit möglichst gut organisieren lernen
Unter den Kollegen einen speziellen Ansprechpartner suchen und v.a. : sich gut mit dem Pflegepersonal stellen, das erleichtert vieles und öffnet einem einige Türen
15. Heute nochmals vor deine Berufswahl gestellt: würdest du noch einmal den Beruf des Arztes wählen?
Bin mir nicht sicher, ich glaube eher nicht
"Mit leerem Kopf nickt es sich leichter."undefined
(Zarko Petan, slowenischer Aphoristiker)