Wir haben diese Entscheidng teilweise täglich zu treffen...ich bin froh, dass wir einen OA haben, der da immer einen kühlen Kopf hat und lieber im Sinne der Patienten als im Sinne diverser (teils erst da auf einmal wieder aus der Versenkung aufgetauchten) Angehörigen entscheidet.
Was mich aber an der Disskussion stört -> man stellt alles so dar, als ob wir die Macht hätten, jemanden überleben oder sterben zu lassen...das ist doch gar nicht so, das ist ein Bild des Arztes, das durch Serien und Filme geprägt ist. Die Reanimation ist eine Therapie...und damit eine medizinische Entscheidung...und wie alle Therapien hat sie Nebenwirkungen und Risiken, die "Angehörigen" so oft gar nicht klar sind...geh doch zu jemandem hin und sag "Sollen wir ihre Mutter retten?", ja, wer sagt denn dann nein? Aber wenn die 90jährige dann 3 Wochen beatmet, mit zig Anschlüssen versorgt auf ITS dahinvegitiert, du sie nicht geweant bekommst und im besten Fall eine tracheotomierte Apallikerin für die Heimbeatmung daraus wird...das ist Horror, das will NIEMAND für sich oder seine Angehörige. Das wissen sie aber oft nicht, dass das so laufen kann...deshalb bist du Arzt und musst aufklären, aber korrekt, nicht: sollen wir leben retten oder streben lassen, sondern: eine Reanimation ist eine Therapie, die im Fall ihrere Mutter/ihres Vaters wenig Chancen auf Wiederherstullung böte, so dass sie wahrscheinlich mehr Schaden zufügt und Leiden verlängert (und das ist fast immer so in dem Alter, da muss man ehrlich sein)...und man dar auch nicht alle Entscheidungen aus der Hand geben (und den oft überforderten Angehörigen aufladen...wie sollen die denn damit später leben?)...oder ruft ihr alle Angehörigen an, wenn ihr ein Antihypertensivum aufschreibt? Das ist natürtlich krass ausgedrückt, bin da aber sehr emotional...weil es eben KEINE Allmacht ist, jemanden sozusagen von den Toten wiederaufstehen zu lassen...sondern meist eher verzweifelte Vesuche, irgendwas zu retten, was schon auf dem Weg weg von hier ist...und natürlich spielt das Alter eine Rolle...welche 95jährige will nicht in Ruhe und ohne Schmerzen sterben? Hab noch keine getroffen. Wo solls sie denn noch hin? An die Dialyse, die letzten Wochen im KH? Einen 40jährigen reanimier ich auch 2 h, wenn ich den Eindruck habe, ich (oder besser wir) kann/können was reißen (und das geht leider meist auch schief...Rea hat als Therapie eine echt hohe NNT und seien wir ehrlich, ein sehr schlechtes Outcome)...aber bei der Dame in Schweden kann ich dem Kollegen nur beipflichten, das ist menschlich...aber ich würds trotzdem mit der Pat. besprechen, wenns noch geht...ich könnte 1 Mio. Euro wetten, dass die pat. sich gegen Rea und Beatmung aussprechen würde! Dann hätte mans schwarz auf weiß...
So, meine Meinung
LG Lee (und mal ganz ehrlich, einen Tod muss man ja sterben, das Leben ist ja auch kein Wunschkonzert und man kann sich sein Sterbealter auch nicht auf den Monat genau aussuchen...)