Hallo Steffi,
gern schreibe ich mal ein paar Zeilen zur Uni Marburg.
Vorweg: Ich bin etwas unfreiwillig hergekommen. Es war mein 5. Wunsch und ich wollte eigentlich immer in den Norden (Freundin, Familie, Heimat usw.). Inzwischen möchte ich hier so schnell nicht mehr weg und fühlte mich so schnell wohl, dass ich ab dem 2. Semester gar nicht mehr nach Tauschpartnern in Hamburg, Hannover etc. gesucht habe.
Zur Vorklinik:
Der Einstieg ins Studium war klasse. Am Anfang gab es einen vom Dekanat organisierten naturwissenschaftlichen Vorkurs und danach gab es noch eine geniale Orientierungswoche mit sehr engagierten Tutoren. Besser gehts nicht!
Das erste Semester erschien mir etwas anstrengend, war aber im Rückblick das einfachste der Vorklinik. Soziologie, Biologie, Physik, Chemie, Biochemie Einstiegsseminar, Anatomie und Histo Vorlesung (den Präpkurs gibts hier erst im 3.), Psychologie, Terminologie.
Das zweite Semester ist mit Histo-Kurs (Prüfungen mündlich am Mikroskop), Neuroanatomie-Kurs, Psycho, Sozio, Physik, Chemie und Physiologie Seminar + Praktikum recht knackig.
Drittes Semester: Präpkurs, Biochemie Praktikum, Physio Seminar und Praktikum, Anatomieseminare
Viertes Semester: Biochemieseminare + Biochemie Praktikum, Physioseminar, Anatomieseminar.
Die Aufteilung der Kurse hat einen echten Nachteil: Man bekommt erst spät Scheine, was ein Nachteil beim tauschen sein kann. Da Chemie und Physik über 2 Semester gehen, ist es wirklich schwierig scheingleich mit anderen Unis zu tauschen.
Ansonsten ist es wie überall: Es gibt Institute mit wirklich guter Lehre und sehr engagierten Dozenten und es gibt einige Spinner.
Die Vorklinik Marburg hat leider etwas von einem Massenbetrieb. Mit an die 500 Ersties ist das so.
Zur Schwierigkeit: Wir haben kein echtes Siebfach... Es gab bis vor kurzem 6 Klausurversuche (sind nun "nur" noch 4) und es ist echt alles gut machbar.
Die Klinik:
Ich bin ja erst zwischen dem 1. und 2. klinischen Semester, aber die Ausbildung ist nun viel besser... Wir sind weniger (es gibt hier nur 270 Klinikplätze, die vielen Teilstudis sind nun woanders) und es gibt wirklich gute Lehrkonzepte (Einbindung des Skills-Lab in den Untersuchungskurs, OSCE, viele freiwillige Tutorien zur Katherisierung, Blutentnahme, "Fit for Famulatur", Laparaskopietrainer etc.).
Zur Uni:
Die Ausstattung der vorklinischen Institute geht von "ausreichend" (Physik, Chemie) bis zu "klasse" (Biochemie). Die Präpkursgröße ist mit ca. 10 Leuten noch recht angenehm, es gibt ausreichend Zeiten zum freien mikroskopieren in Histo, bzw. freien präparieren in Makroanatomie.
Die Medizinerbibliothek ist großartig und super ausgestattet, die Zentralbib hat sogar täglich(!) von 8 bis 24 Uhr offen. Es gibt genügend Bücher zum ausleihen.
Die Mediziner haben die meisten Veranstaltungen auf den Lahnbergen (hier ist der naturwissenschaftliche Campus und die Uni-Klinik), in der Vorklinik ist man aber durchaus auch noch in der Innenstadt (Physio und Anatomie). Der Bus braucht dazu ca. 20 min. Ansonsten braucht man in Marburg kein Auto und keinen Bus. In der Stadt ist alles zu Fuß erreichbar.
Die Stadt:
Marburg ist eine echte Studentenstadt. Von den ca. 80.000 Einwohnern sind 20.000 Studis der uni. Deshalb ist hier im Semester auch gut was los, es gibt viele Kneipen und einige Clubs und Diskotheken. Die Eintritts- und Getränkepreise sind absolut genial (8 Euro Cocktails würden in einer Studi-Stadt halt nicht laufen...). Anständiges Kulturprogramm, hauptsächlich aus der alternativeren Ecke. In den Semesterferien ist hier aber der Hund begraben und so gar nichts los. Zu den Mietpreisen hab ich kaum einen Vergleich, für ein anständiges WG-Zimmer in der Innenstadt muss man ca. 300 Euro all inclusive rechnen.
Fazit: Ich fühle mich hier wirklich wohl und werde bis zum Studienende hier bleiben.
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