Das ist keine ernsthafte Frage, oder?
Bei einem Patienten, Mitte 30 mit einer MI II ohne Kontrollen zuzwarten bis er mit Symptomen (die dann wären Dyspnoe bei MI III, Chordaerupturen, Vorhofflimmern, nicht mehr reversibles Remodelling und letztlich dauerhafte Herzinsuffizienz für die nächsten Jahrzehnte) von selbst kommt wäre gegen jede Richtlinie. Hast Du zu dem Befund mal in irgendein Buch geschaut?
Kurz gefasst - der Befund ist erstmal undramatisch, zentral wichtig ist, dass solche Patienten engmaschig betreut werden (also etwa 1/p.a. Vollcheck), damit man sie einer OP zuleiten kann, sobald sich die Herzfunktion auch nur wenig verschlechtert (was bei manchen schnell geht, bei anderen nie passiert oder über Jahrzehnte). Durch eine MKR-OP zur rechten Zeit haben sie dann nämlich weiter volle Leistungsfähigkeit und normale Lebenserwartung. Verpasst man den Zeitpunkt haben sie beides nicht mehr. Kannst Du aber auch überall nachlesen.
Ab welcher Verschlechterung ist denn laut Leitlinien trotz Symptomlosigkeit eine OP indiziert?
Edit.:
Das heißt doch für den Patienten, dass er bei jedem Kontrolltermin mit einer OP-Indikation konfrontiert werden könnte und dann eventuell relativ kurzfristig eine Entscheidung würde treffen müssen. Da wunderst Du Dich, dass er sich intensiv mit der Fachliteratur befasst?
Geändert von Ehemaliger User 20130505 (05.07.2010 um 11:51 Uhr)
Ich werde Dir jetzt keine Literaturrecherche machen - zumal Du das in jedem Kardiologie Grundlagenwerk findest, in jeder beliebigen Fachzeitschrift noch dazu. Eine EF<= 60% mit LVESD >=40mm wäre z.B. eine Klasse I OP-Indikation. Selbst bei einer EF>60% und einem LVESD <40 gibt es bei hoher Reko-Wahrscheinlichkeit eine Klasse IIa OP-Indikation. Das und ersteres kann ein Patient mühelos haben und dabei völlig asymptomatisch bleiben. Nach neusten Erkenntnissen wird inzwischen, wenn die MI auf Grad III zugeht sogar 2x p.a. ein Vollcheck (EKG, Belastungs-EKG, Echo mit Farbdoppler, + ggf. TEE, Streßecho) empfohlen. Wenn Du die MI II nicht jährlich checkst, wirst Du sämtliche Parameter "verpassen".
Was man noch wissen muss - um auch das Verwundern meinerseits zu erklären - das ist an sich keine extrem seltene Diagnose, ich hatte noch keinen Patienten der sich so intensiv damit befasst hat. Die Diagnose ist den meisten schon viele Jahre bzw. Jahrzehnte bekannt - meinem Patienten z.B. schon 19 Jahre lang. Die wenigsten befassen sich dann über Jahre jederzeit intensiv mit dem Thema, weil sie im Alltag ja keine Symptome und keine Einschränkungen haben. Wenn es jemand also doch tut und das noch so intensiv, dann wundert mich das, Ja - und wie der Strang zeigt nicht nur mich.
Wenn Dich das alles ernsthaft interessiert, lies Dir mal den aktuellen Artikel "Chirurgische Therapie der Mitralinsuffizienz" in "Der Kardiologe" durch, ist glaube ich in der zweiten Ausgabe 2010. Solltest Du Mediziner sein, was ich mal nicht annehme, kannst du dabei sogar CMEs sammeln
Geändert von micale (05.07.2010 um 12:00 Uhr)
Als NaWi muss ich zum Glück weder CME-, noch andere Punkte sammeln.
Dieser Thread intersssiert mich allerdings aus ganz persönlichen Gründen: Ich hab' nämlich einen ähnlichen Befund wie Dein Patient. Es war vor vielen Jahren mal ein Zufallsergebnis. Danach bin ich auch einige Jahre lang regelmäßig zu den Kontrollen gegangen und hab dabei, ähnlich wie Dein Patient, auch auf kleinste Veränderungen geachtet und mich mit der Fachliteratur beschäftigt. Inzwischen habe ich mich - egal, was die Leitlinien dazu sagen mögen - für größere Intervalle zwischen den Kontrollen entschieden.