Falls das an mein Elaborat anknüpft, entschuldige ich mich für den intellektuellen Übersteiger.
Wenn zwei Werte konkurrieren und einer (z. B. Solidarität) auf Kosten eines anderen (z. B. Autonomie) an Gewicht gewinnt, hat das nichts mit Werteverfall zu tun. Das Problem ist vielmehr, dass ein zu großer Pragmatismus bei Werteverschiebungen dazu führt, dass die Bedeutung, die einem Wert zugmessen wird, stärker "verhandelbar" ist und damit letztlich Einzelinteressen an Gewicht gewinnen. Die interessante dialektische Pointe ist hier natürlich, dass gerade die pragmatische Betonung des Solidaritätsprinzips langfristig auf Kosten des "Gemeinsinns" gehen kann.
Aber auf alle Fälle hat Dein Beitrag den positiven Nebeneffekt, mich darauf aufmerksam zu machen, auf Krüppelkatzes Nachfrage einzugehen, warum ich eigentlich bei diesem Problem so verschnupft reagiere.
Nur ehrlich gesagt, ich weiß es nicht so genau. Aber ich glaube, dass unsere Gesellschaft ein recht erstrebenswertes, wenn auch labiles Gleichgewicht von Freiheit und Wertekonservativismus gefunden hat. Wertekonservativismus nicht in einem platten Sinne von "Werte hochhalten" (was gar nicht geht) sondern in dem Sinne, dass die Verschiebunge von "Wertwertigkeiten" (klingt etwas nach Kompetenzkompetenz ) durch eine Debatten- und Kompromisskultur erschwert wird.