Überspitzt gesagt: nein.Ist ein Arzt - überspitzt gesagt (!) - eher ein handwerklicher Typ, der bei seiner Arbeit aus einem Set an Befunden die korrekte Diagnose nach Kochrezept Nr. F herausdestilliert, der bei Unterschreitung der Laborwerte um eine einfach auswendig gelernte Zahl, den Patienten mit Maschinen verkabelt und der sich eh den Großteil seiner Zeit mit dem Kampf gegen die Bürokratie beschäftigt?
Überspitzt gesagt: ja, aber anders, als Du es Dir in Deinem jugendlichen Maximalismus vorstellst.Oder ist der Arzt ein Theoretiker, der aus einem komplizierten Geflecht an Symptomen die richtige Krankheit herausfinden muss, ein Denker und Intellektueller, der eine wissenschaftlich anspruchsvolle Tätigkeit ausübt?
In keiner Fachrichtung schlägt so ein dämliches Pendel. Zum Glück. Wer immer nur denkt, ohne zu handeln, ist nutzlos. Wer handelt, ohne zu denken, ist nicht nur nutzlos, sondern auch gefährlich.Diese Frage kann man natürlich nur für eine bestimmte Fachrichtung beantworten: In welchen Bereichen schlägt das Pendel also mehr auf die Seite des Denkens und in welchen mehr auf die Seite des Handelns? Wo muss der Arzt in welchem Maße theoretisch arbeiten?
Großer, ich kann Dir nur einen Rat geben: wenn Du Arzt werden willst, dann denke nicht darüber nach, wie es sein wird, denn es wird anders sein, als Du Dir vorstellen kannst. Verabschiede Dich von dem Gedanken, Du könntest vorausschauend planen und das Leben lenken. "Kein Plan übersteht jemals den ersten Feindkontakt".