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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #686
    Platin Mitglied
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    Zitat Zitat von Grombühlerin Beitrag anzeigen
    Ob das wirklich Notkompetenz ist? Wäre interssant zu wissen!
    "Notkompetenz" ist ein komplexes Thema, das man nicht mal eben zwischen zwei Zeilen abhandeln kann. Worauf es schlussendlich dabei ankommt ist die Frage, ob das Heilpraktikergesetz auf Rettungsassistenten anwendbar ist oder nicht. Dazu gibt es leider innerhalb der Rechtswelt verschiedene Meinungen. Sollte es anwendbar sein, wäre jede Medikamentengabe ein Verstoß dagegen, der über das Konstrukt des rechtfertigenden Notstands abgewendet werden könnte. Dabei muss die Maßnahme beherrscht werden und es darf keine weniger invasive Maßnahme geben, um die akute Gefahr abzuwenden. Was die Bundesärztekammer schreibt ist lediglich eine Empfehlung. Geht man davon aus, dass das HPG nicht anwendbar ist, braucht es den rechtfertigenden Notstand nicht und die Maßnahme muss lediglich beherrscht werden und die Behandlung lege artis sein, sofern der Patient in diese tatsächlich oder bei Bewusstlosigkeit mutmaßlich einwilligt. So viel dazu für den Moment.

    Die Frage, ob eine solche Vorgehensweise üblich ist, würde ich aus meiner Erfahrung in zwei unterschiedlichen Rettungsdienstbereichen (Ruhrpott und Norddeutschland) mit einem klaren jein beantworten. In beiden Bereichen gibt es Verfahrensanweisungen, die eine Gabe von Lorazepam (oral) bei Patienten, die bei Eintreffen des RTW noch konvulsiv krampfen, vorsieht. Vor Einführung von Tavor wurden vom einen oder anderen anderen auch Benzodiazepine iv verwendet, allerdings im Regelfall Clonazepam.

    Vielleicht ist die Ausbildung diesbezüglich noch zu optimieren, mir war zum Beispiel der Unterschied zwischen Grand-mal- und komplex-fokalem Status bis vor wenigen Minuten nicht bewusst. Um alle Unklarheiten zu beseitigen, ein minutenlanger konvulsiver Krampfanfall ohne Zyanose ist kein Grand-mal? Ich habe mal gelernt, dass nach einer kurzen tonischen Phase die Atmung wieder einsetzt, wenn der Patient die charakteristischen Konvulsionen entwickelt.

    Ich kenne es nur so, dass ein noch bei Eintreffen bestehender Krampf zügig durchbrochen wird. Das habe ich in mittlerweile sieben Jahren Rettungsdienst noch nie anders erlebt, egal welche Fachrichtung der Notarzt hatte. Gut, vielleicht war noch kein Neurologe dabei.



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  2. #687
    ehem-user-02-08-2021-1033
    Guest
    Zitat Zitat von JJ* Beitrag anzeigen
    In beiden Bereichen gibt es Verfahrensanweisungen, die eine Gabe von Lorazepam (oral) bei Patienten, die bei Eintreffen des RTW noch konvulsiv krampfen, vorsieht. Vor Einführung von Tavor wurden vom einen oder anderen anderen auch Benzodiazepine iv verwendet, allerdings im Regelfall Clonazepam.
    Übrigens:
    Falls man mit Tavor per os den Anfall vermeintlich nicht durchbrechen kann, könnte es manchmal auch daran liegen:

    Zitat aus der Fachinfo:
    Bei einer
    Dosis von 2mg schwanken die gemessenen
    durchschnittlichen Resorptionshalbwertszeiten
    zwischen 10,8 und 40,4 min. Maximale
    Plasmaspiegel sind in 1 bis 2 Stunden
    erreicht.



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  3. #688
    Los! Tanz deinen Namen! Avatar von Leelaacoo
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    Wo bin ich? Hier? Wo ist das? Und wieviele?
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    Es ist ja noch nicht mal so, dass diese Tavor Expidet - Zubereitung tatsächlich nachweislich schneller ist als die normalen tabletten...der Wirkstoff wird nämlich größtenteils über die Magenschleimhaut aufgenommen und nicht, wie ich bisher immer angenommen hatte, durch die Mundschleimhaut...gerade erst auf der DGN-Seite gelesen.
    Mir gehts ja nicht unbedingt darum, dass garnichts gegeben werden soll, bis der NA da ist...aber ich finde es schon seltsam, wenn ich ankomme und mir berichtet wird, man habe "schon mal 5 mg Midazolam" gegeben...wenn es eine Anfallsserie von tonosch - klonischen Anfälle ist..ok...aber ich hatte vor einem Jahr eine 17-jährige, die nach einer, sehr fraglichen, konvulsiven Synkope, eben diese Menge erhalten hatte...die war danach ITS-pflichtig und ich konnte nur noch durch längeres Erfragen der umgebenden Angehörigen rekonstruieren, dass ihr "schwarz" vor Augen geworden sei, sie sich auf den Boden gesetzt hatte und dann synkopierte, dabei zwei- oder dreimal mit den Armen "wackelte" (Zitat) und dann ruhigatmend liegenblieb...warum sie dann noch Dormicum bekam? Ich habe nachgefragt...Antwort: "Damit sie nicht nochmal "krampft". Wenn die Kenntnisse der verschiedenen Anfallsentitäten so wenig bekannt sind dann darf man seine Notkompetenzen nicht so ausweiten...und genau so der Fall einer Dame, die ich letzten Monat aufgenommen habe: 47jährig, bekanntes Glioblastom, rez. fokale Anfälle...hatte sich beim Hausarzt vorgestellt, weil der rechte Arm "nicht aufhörte, zu zucken"...also klassischer einfach - fokaler Anfall...der NA wurde hinzugerufen (ist auch ok, so eine Pat. braucht Begleitung ins KH, könnte ja generalisieren..)...schon der hat dann 7 mg Dormicum verabreicht...die Pat. war dann verhangen, der rechte Arm "zuckte" immer noch...in der Notaufnahme des anderen hauses hat sie dann vom Internisten nochmals fast 10 mg Dormicum bekommen...und kam zur Überwachung zu uns, weil sie "vigilanzgemindert" war..ach ne...dass man da natürlich abwarten kann udn erstmal einen Neurologen draufschauen lässt udn das richtige Antiepileptikum wählt, bevor man eine komplett wache und orientierte Pat. komplett abschießt...wer käm da drauf?
    Ich merke jetzt erst wieder, dass mit die häufigste Einsatzindikation im NA-Dienst anscheinend auch die unbekannteste ist...
    Da müssen einfach viel mehr Fortbildungen her...nicht immer nur Megacode.

    LG Lee



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  4. #689
    Administrator Avatar von Brutus
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    Ach Lee, ich denke, dass ist so ein bißchen der pure Aktionismus. Man MUSS doch was machen... Ich glaube, wenn Du das häufig genug siehst, dann wirst Du zwangsläufig ruhiger. Als Angehöriger eines Epileptikers, der zeitweilig mehrfach pro Stunde einen Anfall hatte, kenne ich das nur zu gut. Wenn wir jedes Mal den Rettungsdienst gerufen hätten, dann wäre der nie aus der Eingangstür des KH rausgekommen. Und der spinale Reflex des Rettungsdienst ist (leider) nun mal: wir müssen irgendwas machen...
    I'm a very stable genius!



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  5. #690
    Platin Mitglied
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    Zitat Zitat von Leelaacoo Beitrag anzeigen
    Es ist ja noch nicht mal so, dass diese Tavor Expidet - Zubereitung tatsächlich nachweislich schneller ist als die normalen tabletten...der Wirkstoff wird nämlich größtenteils über die Magenschleimhaut aufgenommen und nicht, wie ich bisher immer angenommen hatte, durch die Mundschleimhaut...gerade erst auf der DGN-Seite gelesen.
    Das habe ich schon öfter gehört, auch, dass es damit Probleme gibt, weil keine Wirkung eintritt. Ich habe bis nur positive Erfahrungen gemacht, kurze Zeit nach dem Einbringen in den Mund (2,5mg) war Schluss mit dem Krampf. Waren allerdings auch maximal eine Hand voll Einsätze.

    Zur Geschichte mit der 17jährigen: autsch. Da ist der Ärger nachvollziehbar. Bei solchen Aktionen frag ich mich immer, wo die entsprechenden Kollegen das her haben. Fremdschämen pur. Es ist halt doch eine ziemlich heterogene Masse, die die RTW besetzt.

    Die Forderung nach mehr Fortbildungen unterschreibe ich sofort. Ich war vor Jahren mal dabei, wie ein psychogener Anfall, der mangels Erfahrung weder von mir (damals Azubi), den RAs noch der Notärztin als solcher identifiziert wurde, dann schlussendlich intubiert und beatmet nach Propofol-Narkose im Krankenhaus übergeben wurde. Die Neurologen, denen die Patientin bekannt war, waren not amused.



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