Moin,
Ich höre (lese) Deine Worte, verstehe aber den Sinn nicht dahinter....
wie Du mit dieser Sichtweise die Realität in der freien Wildbahn beurteilen willst.
Rettungsdienst in der breiten Fläche (aber auch in Ballungszentren), und letztlich geht's darum, ist für die Krankenkassen und die RD-Träger ein ewiges Gezänk.
Worum geht es da natürlich: Geld.
Stichwort: Hilfsfristen, aber auch einfach "Statistik".
Die Statistik, die ja manchem Mediziner zu einem Doktorhut verhilft, die wird auch gerne bemüht, den Bedarf an Rettungsmitteln abzuschätzen.
Das umsomehr, daß die Krankenkassen längst nicht mehr bereit sind, über die Träger des Rettungsdienstes ein Füllhorn auszuschütten, was 'ne Superversorgung darstellen würde.
Dem Kostendruck versuchen sich die Träger ja schon seit Jahren durch eine "Optimierung" der Rettungsmittel (Anzahl/Qualität) zu entziehen.
Da darf man gerne Parallelen zur ambulanten Versorgung ziehen, die den meisten Klinikern & Apparatefreaks häufig unbekannt ist:
Es ist gesetzlich abgesegnet, das Patienten aus der GKV nur über eine ausreichende Versorgung verfügen müssen.
Der bittere Beigeschmack des "Man hätte mehr tun können" trifft mittlererweile für jeden GKV Patienten im niedergelassenen Bereich zu.
Es gehört zur kommenden "Natur" unseres weiter an Finanznot leidenden Gesundheitswesens, daß derartige Kollateralschädens durch suboptimale Erstversorgung in nicht 100% geeigneten Kliniken hinzunehmen sind.
Eine mögliche Wahlfreiheit des NA's, die "beste" nächste geeignete Klinik, aber weiter entfernt, aufzusuchen, ist derzeit noch möglich, liegt aber nicht mehr im Trend zur Neigung der Kassen, lediglich "ausreichend zu Versorgen" zur Bezahlung zuzulassen, bzw. das MEHR als IGeL anzusehen und den Patienten privat zur Kasse zu bitten.
Die genannten Richtlinien mögen ja ihre Daseinsberechtigung haben, zukünftig aber wenn mangels Masse die Kapazität an NA's im Kreis erschöpft ist, werden aufgrund der "Statistik" derartige Fälle anders gelöst, indem der Patient innerhalb des Kreises "zwischengelagert" wird.
Es ist sicherlich schwer, 'ne Linie zu ziehen zwischen der Zumutbarkeit einer solchen Lösung, die die ausreichende Versorgung nur noch über Sekundärtransporte (zu anderen Tarifen) ermöglicht und der gegebenen vitalen Indikation, gleich optimal zu versorgen.
Aber mit Kunstbegriffen alleine kann man sich im Rettungsdienst dem wachsenden Kostendruck nicht entziehen.
Das gilt übrigens auch nicht nur für den Rettungsdienst, sondern auch den "hausärztlichen" Notdienst, der in der Fläche ebenfalls stark ausgedünnt wurde (Der Apothekennotdienst bei uns auch... ).
Es gibt genügend Kreise (so wie bei uns) wo sich der Zwang für die Patienten ergibt, eine der "Notfallpraxen" selber anzufahren, um behandelt zu werden.
Es gibt zwar noch einen mobilen Arzt mit Privat-PKW, aber dessen Gebiet ist so groß, daß sich zwischen 2 Besuchen Fahrtstrecken von 50 & mehr km ergeben. Die durchschnittliche Wartezeit liegt bei 3h...
Derzeit wird in solchen Fällen gerne mal von den Angehörigen der Rettungsdienst in Form eines KTW's/RTW's angefordert, einer simplen "Notfalldefinition" folgend.
Dieser zunehmende "Workaround" einer so empfundenen Unterversorgung hat nun schon diskussionshalber dazu geführt, daß die Kassen die Kosten dafür & die tatsächlichen Erkrankungen ermittlungshalber nur noch unter Vorbehalt zahlen wollen.
Sprich: stellt sich die Erkrankung als tatsächlicher KTW/RTW-(zulässiger) Notfall heraus, zahlen die Kassen, wenn nicht blecht der Patient.
Da wäre das Taxi billiger...