Den Punkt der Qualifikation hatte ich bei meinem Eingangspost bewusst ausgespart. Die Qualität der fahrenden Notärzte ist ja doch auf sehr unterschiedlichen Niveaus angesiedelt bzw. wundere ich mich manchmal, wie sich manche Kollegen das zutrauen.
Ich bin definitiv auch für eine Professionalisierung des Notarztbildes. Einerseits gibt es die ZB innerklinische Akut- und Notfallmedizin, die für eine Tätigkeit IN der Klinik, d.h. mit Rückfallebenen im Ernstfall deutlich höhere Weiterbildungsanforderungen stellt. Und dann gibt es die ZB Notfallmedizin, deren Einsatzbereich AUSSERHALB der Klinik ja irgend anspruchsvoller ist, aber nur eine minimale Voraussetzung zum Erwerb stellt.
Aus meinem persönlichen Erleben ist es so, dass die allerallermeisten Einsätze gut durch die NFS auch ohne NA abgearbeitet werden können, es aber eben diesen kleinen Anteil an Einsätzen gibt, wo selbst ich als Anästhesie-WB-Assi im 5. Jahr mit minimaler RD Erfahrung einen deutlichen Benefit mitbringe dank Ausbildung und innerklinischer Erfahrung. Und das nicht weil ich der Held bin sondern deutlich häufiger mit kritisch Kranken zu tun hab als der durchschnittliche RDler.
Geändert von crossie (11.09.2023 um 07:33 Uhr)
Ich habe in dem anderen Post bereits dazu etwas geschrieben, und gesehen, dass es hier einen Parallelen post zu dem Thema gibt.
Ich bin da auch zwiegespalten: natürlich gilt der Grundsatz, wenn man etwas häufig macht und viel Erfahrung hat, dann steigt die Qualität.
Mit vielem, was Sebastian1 gesagt hat, gehe ich völlig d‘accord.
Meine Erfahrung nach, kann man aber nicht einfach von der Vollzeittätigkeit und der Ausbildung der Notfallsanitäter schließen, dass sie profunde Medizin generell beherrschen. Natürlich gilt das auch für viele NotÄrzte, klar. Niemand ist perfekt.
Aber ich sehe meiner Erfahrung nach schon, dass selbst die top ausgebildeten, sowohl erfahrenen, als auch frisch ausgebildeten Notfallsanitäter bei gewissen Dingen sehr schnell an ihre Grenzen kommen.
Das hat mit einem Fundamentalverständnis von Anatomie, Physiologie, Chemie, Pharmakologie oder einfach der Erfahrung mit kritisch kranken zu tun. Da kann man noch so viele KlinikPraktika machen. Es ist einfach nicht das Gleiche.
So sehr ich selbst als Instructor Algorithmen liebe, kommt es mir manchmal vor, als würden sie vor allem stark darin sein, kritisch kranke zu identifizieren, einenAlgorithmus abzuarbeiten, und dann bei der Entscheidung, jemand ist kritisch, einen Transport beginnen. Vor Ort Patienten wirklich zu behandeln, machen sie selten bzw. trauen sich das nicht zu.
Ich habe zum Beispiel neulich einen interessanten KinderßNotfall gehabt. Nachgefordert zum Thema Atemnot. Es präsentierte sich mir das Bild eines schreienden neunjährigen, dem gerade dabei war, der Arm gestaut zu werden und die Notfallsanitäterin war dabei eine Viggo zu legen. Weil sie Cortison IV spritzen wollte bei einem Asthmaanfall. ende vom Lied, der Patient ist dageblieben, hat inhaliert, wurde ordentlich untersucht, er hat gebrüllt wie am Spieß. Was er gebraucht hat, war einfach eine ruhige Atmosphäre, eine ordentliche Anamnese, Diagnostik und die De-Eskalation. Man kann nicht immer von einem „AB-Problem“ auf eine maximale Intervention abzielen.
Was ich damit ausdrücken will: ich glaube schon, dass mit dem Wegfall eines ärztlich besetzten Rettungswesen, die klassische, ärztliche Expertise fehlen wird. Nämlich Patienten anzufassen, ein tiefes Verständnis von Organfunktionen, Krankheitsbildern, Diagnostik und Therapie zu haben. Selbst wenn diese nicht zum Einsatz kommen vor Ort.
ob das sich dann in einer schlechteren und messbare. Gesundheitsversorgung der Bevölkerung niederschlagen wird, kann nur die Zukunft beurteilen.
(Sorry für die Rechtschreibfehler, Diktat…)
Und ich bin natürlich absolut auch für die Verbesserung unserer Ausbildung. Es wird ständig immer nur die Ausbildung des Rettungsdienstpersonals betont. Ich habe neulich auf der Wache auch mal eine Lanze gebrochen für die NotÄrzte: wer interessiert sich denn für unsere Ausbildung? Wer bezahlt uns denn ReanimationsKurse? Wer schaut denn Darauf, dass wir Auffrischungkurse bekommen, uns fortbilden etc.? Das müssen wir alles selbst organisieren, während manche Rettungsdienstler verpflichtend, einmal im Jahr auf Fortbildung geschickt werden. Was ich für absolut richtig halte.
Ein schönes, aber wie ich finde sehr mühsames Thema! Ich selbst bin 6 Jahre hauptberuflich und dann noch 6 Jahre während dem Studium als RettAss gefahren und habe die Entwicklung des NotSan mitverfolgt.
Ich persönlich fand die Umsetzung desaströs… man hat mit einem guten Hintergrund versucht ein neues Berufsbild zu etablieren, hat sich aber meiner Meinung nach mit der Tragweite nur ungenügend beschäftigt! Jahrelang keine klare Klarheit über rechtliche Konsequenzen, auf der einen Seite, auf der anderen Seite dann aber gesagt, du bist NotSan du musst Maßnahme x ergreifen…
Ich finde die Entwicklung aktuell gut, meiner Meinung nach hätte viele Sachen früher geklärt werden müssen.
Auch die schulische Ausbildung gehört, hier zumindest, nochmal überarbeitet!
Passend wie bereits erwähnt, Zugang legen bei eigentlich fehlender Indikation… viele NotSan werden in den Schulen darauf getrimmt, dass alles ein Notfall ist und für alles gibt es die Handlungsempfehlungen, die Realität sieht leider aber ganz anders aus!
Ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung des Rettungsdienstes, eigentlich ein gutes System! Und wenn ich Nachts nicht aufstehen muss zum Urapidil spritzen, dann freut mich das