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Original geschrieben von Rippenspreizer
Ich nehme jetzt den klassischen 45jährigen 80kg-Patienten zur Milzentfernung.
Einleiten würde ich zunächst Sauerstoff und zwar 8 l/min. die der Patient locker einatmet, indem ich ihm eine Maske knapp über Mund & Nase halte. (Präoxygenierung)
Nach 1-2 Minuten leite ich bei geplanter Verwendung von nicht-depolarisierten Muskelrelaxantien mit 0,2-0,3 mg Fentanyl ein, die ich unter Präoxygenierung etwa 30 Sekunden im Körper anfluten lasse. Dann geht´s auch schon los mit Propofol, hier dürfen es je nach Grösse, Alter und Gewicht 150-200mg sein. Bei älteren Patienten oder kardialen Risiken eher Etomidat (30-40mg)
Dann abwarten bis der Patient eingeschlafen ist, keinen Lidreflex mehr hat und auch seine Atmung eingestellt hat. Jetzt bei obligat nüchternen Patienten (also niemals dem Notfallpatienten!) etwas Beatmung zukommen lassen! Wenn das ganz gut geht und sich der Brustkorb hebt & senkt, die Sättigung in Ordnung ist und ich bestenfalls auch noch CO2 in meiner Rückatmung habe, kann relaxiert werden.
(Hier verwenden wir Esmeron, i.d.R. und je nach Eingriff 20-50 mg) Bei unserem Beispielpatienten würde ich mit 30mg zur Intubation relaxieren und kurz vor dem chirurgischen Schnitt nochmal 20 mg nachlegen...
Nach der Relaxierung dauert es zumeist 1-2 Minuten unter Maskenbeatmung, bis ich für beide beteiligten stressfrei intubieren kann
Weiter geht es dann nach der Intubation mit einem volatilen Narkosemittel, meist Isofluran welches wir bei 0,8-1,3 halten. Damit lässt sich die Narkose ganz gut steuern. Fentanyl als Analgetikum sollte ich ca. alle 60-90 Minuten wohldosiert nachgeben und dabei das geplante Narkoseende gut im Auge behalten! Ähnliches gilt für die Relaxierung - die sollte nur noch auf ausdrücklichen chirurgischen Wunsch nachgegeben werden...
(Sowohl Relaxanz als auch Analgetika kann man antagonisieren, muss man aber nicht, weil unsportlich und für den Patienten sowie das Personal im Aufwachraum nicht so toll)
Und nun der Meckerpott
1. 0,1 mg Fentanyl reichen vollkommen, um den Intubationsreiz suffizient zu unterdrücken. Fentanyl braucht übrigens 2-3 min bis es wirkt.
2. ASA I-III Patienten ohne Kontraindikation gegen Barbiturate (Porphyrie, Barbituratallergie) würde ich mit Trapanal einleiten, weil unschlagbar billig und seit 1935 erfolgreich millionenfach verwendet. Trapanal langsam und streng nach Wirkung dosieren! (Bis zum berühmten Trapanal-Gähner)
3. Zur Intubation würde ich einen 80-kg Patienten mit 50 mg Esmeron relaxieren. 30 mg erscheint mir sehr homöopathisch.
4. Zum Schnitt würde ich 0,4 mg Fentanyl als Sättigungsdosis geben nebst 1,25 mg DHB als Antiemetikum. Hernach Fentanyl in NLA-manier nachdosieren (nach der Uhr alle 30 min 0,1 mg).
5. Zur Aufrechterhaltung der Hypnose reichen bei diesem Regime 0,5 MAC irgendeines Volatiliums. Ich bevorzuge Sevofluran.
6. Zum Schnitt würde ich 20 mg Esmeron repetieren, sofern die Erstgabe nicht länger als 30 min zurückliegt. Ansonsten je nach TOF bis zu 50 mg. Weitere Repetitionen würd ich vom TOF, der OP und der Fertigkeit des Operateurs abhängig machen. Gute Chirurgen brauchen weniger Relaxans!
Letzendlich bevorzuge ich die Kombination eines Opiats in NLA-Dosierung mit einem Volatilium (oder Propofol) in lediglich hypnotischer Dosierung (0,5 MAC oder 5 mg/kg/h oder bei TCI 2,5). Stickoxydul verwende ich gar nicht mehr.
BTW, ich lasse den Patienten immer (!) durch die okklusiv aufgesetzte Maske präoxygenieren.
So, nun erwarte ich die ersten Steinwürfe
Neminem laede, immo omnes quantum potes iuva