moin!
Vor einigen Jahren war die Venenpunktion noch offiziell Bestandteil der Krankenpflegeausbildung. Inzwischen haben die meisten Krankenschwestern das Blutabnehmen aus ihrem Tätigkeitskatalog gestrichen. Die Begründung: Die ist ärztliche Tätigkeit und nicht Aufgabe der Pflege!
Grundsätzlich kann ich es nur unterstützen, wenn man sich als Pflegekranft auf die Krankenpflege konzentriert. Immerhin ist Pflege kein medizinischer Assistenzberuf (wie z.B. Arzthelferin), sondern eine eigene Diziplin mit eigenen Kompetenzen (so sollte es zumindest sein. Einige Schwestern sehen das durchaus anders...). Allerdings scheint mir in Deutschland die Auffassung, was denn nun eigentlich Krankenpflege ist doch sehr auseinander zu gehen. Wie definieren wir eigentlich Pflege?
Mir ist es absolut unverständlich, warum z.B. eine i.m. Injektion oder das Legen eines Blasenkatheters, Aufgaben der Pflege sind während das Blutabnehmen oder Legen einer Braunüle verweigert wird. Was macht den ausgerechnet eine i.m. Injetion zur pflegerischen Aufgaben das Braunülenlegen oder die Venenpunktion nicht? Warum zieht man ausgerechnet da die Grenze? Diese Unterscheidung ist mir absolut nicht klar.
Oft hört man Argumente wie: "Dafür haben wir keine Zeit". Wofür haben wir denn Zeit? Ich fragen mich, wird denn in Deutschland überhaupt Krankenpflege betrieben oder ist es nicht vielmehr das Abarbeiten ärztlicher Anordnungen?
Wird denn wirklich Pflegeprozessorientiert gearbeitet?
Gehört denn zu den orginären Aufgaben der Pflege nicht Dinge wie: Pflegeanamnese und Pflegeplanung? Nach meiner Erfahrnung wird die Anamnese oft nur schlampig durchgeführt oder Ergebnisse daraus interessieren nicht wirklich. Wozu auch, eine Pflegeplanung wird ja ohnehin nicht gemacht... Von Pflegediagnosen will ich mal gar nicht reden. Gibt es eigentlich in Deutschland mehr als 5 Krankenhäuser, wo mit Pflegediagnosen gearbeitet wird?
Wenn denn die Zeit, die durch die Verweigerung solcher vermeindlich ärztlichen Aufgaben (was sind denn eigentlich arztliche Aufgaben, was pflegerische Aufgaben? Legt man eine Magensonde aufgrund medizinischer oder pflegerischer Probleme? Offensichtlich lässt es sich nicht immer exakt trennen, was wie zuzuordnen ist) eingespart wird tatsächlich für die Pflege genutzt würde, könnte ich diese Diskussion ja verstehen, aber dies wird ja nicht getan. Ich habe oft den Eindruck, das Argument, dies machen wir nicht, dies ist eine ärztliche Tätigkeit, wird nur deswegen gebraucht, um sich zu entschuldigen, eine lästige Aufgabe nicht übernehmen zu wollen.
Ich muss zugeben, ich habe auch keinen Lust, stundenlang über die Station zu laufen und Blut abzunehmen. Das haben die Ärzte aber sicher auch nicht.
Was mich einfach unheimlich stört ist, dass sich in der Praxis nur wenige Gedanken machen, was denn Pflege eigentlich ist und wo die Aufgaben liegen. Der Satz: "Die ist ärztliche Tätigkeit" ist oft nur eine Floskel. Allein das ist für mich ein Grund, dies Aufgabe eben doch - auch gegen die Willen der Kollegen - zu übernehmen. Alleine schon deswegen, um auf Station mal eine Diskussion anzuregen, wo wir denn eigentlich unsere Aufgaben sehen.
Wie ist eure Meinung: Was ist eigentlich Krankenpflege und welche medizinischen Tätigkeiten gehören denn dazu und warum?