Ich könnte nach diesem 0 - 2 gegen Italien im Halbfinale der
Weltmeisterschaft über die deutsche Mannschaft schreiben. Über ihren
aufopferungsvollen Kampf und das Unglück in den letzten zwei Minuten.
Ich könnte auch über eine Horde von Schauspielern aus einem von der Mafia
regiertem Land, wo die besten Vereine in der höchsten Fußball-Liga völlig
korrupt sind, schreiben. Von Italienern, die sich nach einem Schlag gegen
das Schienbein das Gesicht halten, um, nachdem sie erst einmal schauen, wo
der Ball ist, sich voller angeblichem Schmerz auf dem Boden wälzen. Aber das
möchte ich nicht tun.
Italien ist ein schönes Land und seine Fußballer sind klug genug, die
menschlichen Schwächen des Schiris oder des Gegners auszunutzen. Was kann
der Italiener dafür, dass er sich gegen Australien im Strafraum fallen lässt
und der Schiri pfeifft? Nichts. Er hat ihn nicht gezwungen. Er kann auch
nichts dazu das schlechte Argentinische Spieler auspflippen und dadurch den
Italienern die Möglichkeit zum Videobeweis lieferten, den Sie natürlich im
Unglauben an die eigene Stärke gleich nutzen mussten.
Daher werde ich über Jürgen Klinsmann und seine Jungs schreiben, denn diese
Mannschaft hat es verdient, dass sie in Erinnerung bleibt. Diese Mannschaft
hat verdient, dass sie am Samstag beim Spiel um den 3. Platz angefeuert
wurde, als ob es um den Weltmeistertitel ging. Denn sie hat für uns den
eigentlichen Titel geholt. Ihren Titel! Auch am Dienstag, wo jeder für jeden
gekämpft hat. Am Ende fehlte vielleicht ein wenig die Erfahrung und der Tick
Unfairness, den der Gegner uns voraus hatte - aber wir gehen mit erhobenem
Haupt aus dieser Weltmeisterschaft
Und wenn mir jemand morgen sagt, dass dies nur Fußball sei und nicht so
wichtig, dann werde ich ihn anschauen und fragen, was er die letzten vier
Wochen getan hat. Die letzten vier Wochen waren mehr als Fußball! Die
letzten vier Wochen waren ein Geschenk, und es liegt an uns, ob es in
unseren Köpfen, in unserer Erinnerung, als solches bleibt.
Denn wie sagte einst ein weiser Mann: Das einzige Paradies, aus dem wir
nicht vertrieben werden können, ist die Erinnerung...