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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Registrierter Benutzer Avatar von RS-USER-Elektro-Dengel
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    Bei mir herrscht grade etwas Unklarheit, wie mit Kolloidalen Infusionslösungen bei niereninsuffizienten Patienten zu handhaben ist.

    Ich hatte heute einen Einsatz bei einem Dialysepatienten (Pflegeheim) mit einer akuten oberen GI-Blutung. Sehr schwacher Puls, kein messbarer RR, Hb bei Aufnahme 7,0.

    Der Kollege hatte die Idee, ihm ne HAES anzuhängen. Davon habe ich ihm allerdings aufgrund der Nierenprobleme abgeraten. Folglich hat der Pat. dann auch kein HAES bekommen, nach 1000ml Kristalloiden war der RR bei 100 syst. Der klinische Zustand besserte sich sichtbar.

    Im KH haben wir dann mal nachgefragt. Der aufnehmende Arzt meinte, dass ein Dialyse Patient im Schock genauso zu behandeln sei, wie ein nierengesunder. Er hätte dem Pat. evtl. schon HAES gegeben.

    Eben hab ich das ganze noch mal nachgeschlagen und festgestellt, dass das ganze scheinbar doch nicht so unproblematisch ist.

    im M. Bastigkeits "Medikamente in der Notfallmedizin", S+K Verlag 6. Auflage, 2003 steht geschrieben, dass ein "Nierenversagen mit Oligurie oder Anurie" sehr wohl eine Kontraindikation für den Einsatz von HEAS darstellt. Ein "Nierenversagen mit Anurie" stellt eine Kontraindikation für den Einsatz von HyperHAES dar.

    Beim HAES sei die Stärke (wird renal eliminiert) das Problem, beim HyperHAES das viele Natrium.

    So und wer hat jetzt recht?
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  2. #2
    Registrierter Benutzer Avatar von RS-USER-blacksheep
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    Nur mal kurz am Rande bevors ins Medikamentenfachliche geht ..

    HAES als RA/RS? Versteh ich das richtig?
    Mau



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  3. #3
    Internat. Beutelratte Avatar von RS-USER-Katja
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    Erstmal ist das bei HyperHAES eine relative Kontraindikation... bevor der Patient das Zeitliche segnet, ist ein Therapieversuch mit HyperHAES sicher nicht kontraindiziert ;)

    Dann zum Rest:
    Die Frage beim Nierenversagen und Kolloiden ist immer de nach der Ursache. Ein akutes Nierenversagen wegen mangelnder renaler Preload (Patient ist intravasal leer) läßt sich sogar via Haes und Gela beheben...
    Warum sind die Kolloide überhaupt eine Frage? Erstmal werden alle Kolloide (auch das in den USA aus mir unklarer Ursache geliebte Albumin) aus dem Primärharn resorbiert und in die Nierenepithelzellen eingelagert, was zur sog. osmotischen Nephrose führt. Das passiert auch bei Gabe von Mannitol oder Glucose und ist an sich reversibel. Die Reabsorption und damit die Einlagerung ist abhängig von der Menge Primärharn - soll heißen, man muß Kolloide besonders bei "trockenen" Patienten immer (!) mit genügend Kristalloiden kombinieren, um dieses Problem zu minimieren.
    Dextrane machen eine Zunahme der Urinviskosität, die zu "Ausfällungen" in den Lumen der Nephrone führen kann, was dann einem zusätzlichen Strömungshindernis führen kann und eine Oligurie weiter verstärken kann; in geringerem Maß ist das auch für HES beschrieben, nicht für Humanalbumin oder Gela. Auch das gilt um so mehr, je dehydrierter der Patient ist.

    HES kummuliert mit zunehmender Niereninsuffizienz (auch Dextran, nicht Gela, was auch biliär und über den Darm ausgeschieden wird). Deshalb sollte man in der Regel bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz die Gabe von hochsubstituierten HES-Präparate unterlassen (das wäre Voluven als höchstsubstituiertes HES-Präparat z.B.). Im Stadium der kompensierten Retention kann man nehmen was man will (Glaubensfragen außen vor gelassen und gewisse Operationen auch).

    Sowohl HES als auch Dextrane lassen sich bei Anurie mit Hämofiltration eleminieren, mit Hämodialyse dauert es etwas länger, aber sie kommen auch raus. Das zu den dialysepflichtiegn Patienten.

    Alles in allem muß man sagen, sind das Fragen die die Anästhesieführung und die Volumentherapie weit mehr umtreiben als die Rettung... denn wenn es um einmalige Gaben oder akut lebensbedrohliche Situationen geht, wird das alles ganz zügig wenig relevant.

    Das Natrium im HyperHAES ist bei allen Patienten ein theoretisch bestehendes Problem, aber es gibt bisher meines Wissens keinen beschriebenen Fall mit wirklich aufgetretenen natriumassoziierten Problemen nach Gabe von HyperHAES. Es wird ja teils auch intraoperativ genutzt (HLM etc.). Auch hier gilt: Der Patient hat eh Dialyse, die kann angepaßt werden.

    Zusammenfassung: Ich zumindest stimme mit dem Aufnahmearzt überein... ob wir recht haben, wissen wir aber erst in 20 oder 30 Jahren ;)
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  4. #4
    Registrierter Benutzer Avatar von RS-USER-Elektro-Dengel
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    So, Katja... Musste deinen Post zwar 2 mal lesen, aber ich glaub jetzt hab ichs einigermaßen kapiert, danke schon mal!

    @sheep:
    Ich sag mal so....Wir habens ja schlussendlich nicht gegeben, daher stellt sich die Frage im Nachhinein nicht mehr. Bei uns wirds gemacht, aber ich will hier jetzt bitte keine Grundsatzdiskussion darüber!
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  5. #5
    Internat. Beutelratte Avatar von RS-USER-Katja
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    Original geschrieben von Elektro-Dengel
    So, Katja... Musste deinen Post zwar 2 mal lesen, aber ich glaub jetzt hab ichs einigermaßen kapiert, danke schon mal!
    Sorry, mein Fehler, ich habe hier leider ein Kolloidmangelsyndrom und neige dann bei Gelegenheit dazu, darüber ins Schwallen zu kommen...
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