Hallo liebe Leute,
nachdem ich schon etliche Monate im Forum mitlese, habe ich mir gedacht ich schildere mal meine Situation. Nur mal vorab, ich bin mir bewusst, dass mir keiner von euch die Entscheidung abnehmen kann, Zahnmedizin zu studieren - vielmehr hilft es mir vielleicht selber meine Situation mal nuechtern aufzuschreiben und dient damit sehr der Selbstreflektion.
Entschuldigung auch vorab fuer die nicht vorhandenen Umlaute, ich bin in Australien...
bisheriger Werdegang:
Abi 1.5 (ist eh egal), Wirtschaftsinformatik-Diplom (duales Studium an einer Berufsakademie, zaehlt nicht als Erstststudium , daher 14 angesammelte Wartesemester). Nach Studium Taetigkeit bei einer grossen Unternehmensberatung, dann ab nach Australien vor fast 4 Jahren und nun jetzt schon fast Australier (doppelter Staatsbuerger).
Bin nun 28 und bissher sieht man ja dass eigentlich alles rund gelaufen ist und ich mit Sicherheit auch Moeglichkeiten hatte, die nicht jedem offenstehen...nun kommt aber das grosse ABER.
Medizin/Zahnmedizin hat mich nie ganz losgelassen, mein Vater ist selbst Zahnarzt (im Ruhestand, Praxis schon verkauft), mein Grossvater war es auch. Meine Mutter ist Krankenschwester...bin also von Zu Hause aus medizinisch gepraegt worden. Bin aber mit Sicherheit nicht einer der tollen Bonzen-Zahnarztkinder, ganz im Gegenteil - mein Vater hat finanziell so ziemlich grossen Mist gebaut (jaja, die tollen Finanzdienstleister...) und ist da heute noch ziemlich ungluecklich drueber, obwohl er noch die goldenen Zeiten in den 80igern mitbekommen hat. Seine Praxis hatte er auch in einer finanziell eher schwachen Region im Ruhrgebiet, also nix mit vielen Privatpatienten und Zuzahlern. Er hat eher fuer viele Patienten die Bank gespielt.
Nun ja, was mich am Zahmedizinstudium und Beruf vor allem reizt:
1. Die unmittelbare Kommunikation mit Patienten
2. Die Mischung aus Handwerk, Medizin und Aesthetik
3. Die Moeglichkeit sich selbstaendig zu machen und sein eigener Chef zu sein, gleichzeitg unternehmerisch handeln zu koennen und Mitarbeiter zu fuehren (und die damit verbundenen 'Freiheiten')
4. Fortbildungsmoeglichkeiten
5. Last but not least, die Verdienstmoeglichkeiten gegenueber einem Angestelltenverhaeltnis (streitiger Punkt)
Dass ich es direkt nachdem Abitur nicht gemacht habe, haengt vor allem mit meinem Vater zusammen. Er hat mir schon seit dem Jugendalter gesagt, dass Zahnaerzte kaputt gemacht werden und sich das finanzielle Risiko einfach nicht lohnt. Ausserdem hat er sich ziemlich die Augen, Haende und den Ruecken runiert. Heute denke ich, dass es von der finanziellen Seite zwar stimmt, allerdings doch noch meckern auf hohem Niveu ist. Vielleicht wollte er auch nicht, dass ich mich so stark verschulde wie er. Naja...jedenfalls...die gesundheitlichen Aspekte kann ich gut nachvollziehen. Ausserdem lockten da auch noch das duale Studium mit Gehalt von anfang an, praxiserfahrung und kurzer studienzeit. Mit 19 hatte ich wohl kaum die Reife (leider), laengerfristig zu denken...
Ich bin allerdings heute der Meinung, ganz anders als mein Vater, dass sich Zahnmedizin immer noch gut lohnt, und zwar nicht nur von der finanziellen Seite. Man hat die Chance, sein eigenes Unternehmen aufzubauen. Als Angesteller 80-100T zu verdienen ist sehr schwer und mit sehr viel Druck verbunden. Besonders in meinem Bereich ist es nunmal auch so, dass alles sehr abstrakt ist, und man nicht immer weiss, wofuer man es eigentlich gerade tut (ich spare Unternehmen Millionenbetraege an Kosten vs. ich nehmen jemanden seine Zahnschmerzen). Jeder der in Buero geht, weiss was ich meine...man ist einfach nur eine Nummer, ein kleines Rad im Uhrenwerk - und man ist einfach ersetzbar ohne dass es auch jemanden kuemmern wuerde.
Ausserdem, haette ich die Moeglichkeit nach Studium in Deutschland (in Australien komm ich leider nicht rein, da ist es noch viel schwerer als in Deutschland) in Australien eine Gleichwertigkeitspruefung zu machen und mich dann hier als Zahnarzt hier niederzulassen (in Australien herrscht in vielen Regionen noch richtiger Zahnarztmangel, alles wird privat abgerechnet und ich sag mal den Zahnaerzten hier geht es noch richtig gut, die leben definitiv sorgenfreier als in D).
Ist natuerlich kein einfacher Schritt das Ganze...zutrauen wuerd ich es mir schon und ich haette auch wahnsinnig Lust, aber bin mir wirklich unsicher ob ich es wagen soll, nochmal aus meinen 'gefestigen' Leben auszubrechen und die Energie dafuer aufzubringen. Mein Zahnarzt sagt ich soll's machen
Und bitte nehmt mich nicht auseinander (glaubt mir, ich werde taeglich auf der Arbeit schon gengug auseinander genommen ) vonwegen ich sollte mitlerweile wissen, was ich will und was nicht. Manche Menschen sind eben nicht ganz geradelinig, kommen aber trotzdem zum Ziel. Es steht ja auch eine Menge auf dem Spiel...sicherer Job/Verdienstausfall etc.
Wollte nur mal in Forum hineinfragen, was ihr in meiner Situation machen wuerdet. Vielleicht gibt es ja Pro/Kontra Aspekte die mir nocht nicht aufgefallen sind.
Ach ja, und falls ein fertiger Zahnarzt interessiert ist, nach OZ auszuwandern, ich gebe gerne Tipps!