Hallo zusammen,
Gelegentlich kommt es vor, dass es nach Einsätzen bei uns auf der Wache zu konstruktiven Diskussionen über die Therapie verschiedener Krankheitsbilder kommt.
So geschehen auch letztens, wobei es im konkreten Fall um den Einsatz von Ebrantil bei einem akuten Koronarsyndrom ging.
Zum Fall: Die Nachforderung eines Notarztes erfolgte vom RTW bei pectanginösen Beschwerden und einem initialen RR von 230 mmHg. In der Annahme eines hypertensiven Notfalls als Ursache der AP wurden zunächst zwei Hub Nitro, bei unzureichender Wirkung noch zusätzlich fraktioniert 25mg Ebrantil appliziert.
Bei persistierender Klinik trotz RR ~ 160 mmHg und einem nicht ganz eindeutigen EKG (isolierte, minimalste Hebung in III) aber eigentlich nach wie vor eindeutiger Klinik wurde der Patient mit ASS, Heparin, Clodigrel und Morphin im Rahmen eines ACS auf der kardiologischen Intensivstation aufgenommen.
Sofern ist der Einsatz in meinem Augen absolut korrekt gelaufen.
Auf dem Boden dieses Einsatzes kam es aber später dann zur "Diskussion" über den Einsatz von Ebrantil im Rahmen eines Akuten Koronarsyndroms.
Einig war man sich natürlich darüber, dass Ebrantil in den Leitlinien zum ACS nicht auftaucht und Nitro und Betablocker sicher leitliniengerechter sind.
Nun aber die Fragen:
1. Gibt es einen pharmakokinetischen Grund der Ebrantil im Rahmen eines ACS "verbietet"?
2. Könnte nicht Ebrantil im Bezug auf Nachlastsenkung beim Vorderwandinfarkt Vorteile bringen? (Postuliert: Senken der Restvolumenbelastung linksventrikulär --> Abnahme der LV-Wandspannung --> Verbesserung der Koronardurchblutung?)
3. Profitiert nicht auch der rechtsventrikuläre Infarkt von einer Nachlastsenkung? Eine forcierte Vorlastsenkung bei Rechtsherzbeteiligung wird ja gerne auch mal kritisch gesehen.
Mir ist durchaus klar, dass die Überlegung sehr theoretisch sind und dass man gerade beim hypertensiven Notfall mit AP halt auch mal irgendwo anfangen muss zu therapieren, aber so falsch kann Ebrantil in seiner nachlastsenkenden doch auch wieder nicht sein?!
Grüße und vielen Dank