Außerhalb der Jüdischen Gemeinde, wo die Beschneidung ein religiöser Ritus ist, war die Beschneidung bis 1870 in Amerika praktisch unbekannt, als Dr. Lewis Sayre behauptete einen 5 Jahre alten Jungen von der Lähmung geheilt zu haben, indem er seine Vorhaut in die Länge zog und abschnitt. Die folgenden zwei Jahrzehnte lang, machten sich Dr. Sayre und seine Verbündeten auf einen Kreuzzug für die Beschneidung, und behaupteten die Beschneidung heile unter anderem Hüftgelenkserkrankungen, Epilepsie, Hernien, Krämpfe Elephantiasis, schlechte Sehkraft, Tuberkulose, Rektalprolaps.
Das wurde natürlich alles widerlegt und die Beschneidung wäre wahrscheinlich längst aus der Amerikanischen Ärzteszene verschwunden, hätten ihre Verfechter keine neue Verkaufsmasche gefunden: Eine Heilung der Masturbation.
Für die öffentlich puritanischen aber privat lüsternen Viktorianer war die Masturbation die Wurzel zahlreicher gesellschaftlicher Übel und körperlicher Krankheiten, einschließlich Blindheit und sogar Wahnsinn. Natürlich glaubten sie, dass wenn die Beschneidung der Masturbation vorbeugen könne, sie die anderen Krankheiten genauso verhindern könne.
Ärzte aus dieser Zeit berichteten, dass "die Entfernung der schützenden Hülle der Eichel dazu neigt die Empfindsamkeit des Penis abzustumpfen” und “dadurch die sexuellen Lust zu verringert." 1888, fasste John Harvey Kellogg, M.D., der berühmte Zerealientycoon, die Meinung der Ärzteschaft zusammen und gab damit die Rechtfertigung für die nächsten 60 Jahre Vorhautentfernung.
“Ein Mittel gegen die Masturbation, die bei kleinen Jungs fast immer erfolgreich ist, ist die Beschneidung. Die Operation sollte von einem Chirurg ohne die Verwendung eines Narkosemittels durchgeführt werden, da der mit der Operation verbundene Schmerz eine heilsame Wirkung auf den Geist haben wird.”