teaser bild
Seite 1 von 2 12 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 5 von 8
Forensuche

Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Gold Mitglied
    Mitglied seit
    03.11.2007
    Beiträge
    442
    Hi, ich denke jeder kennt die 2 folgenden Probleme, mit denen man regelmäßig konfrontiert wird. Ich werde bald meine 1. Stelle antreten und bin mir noch nicht ganz sicher, was man dann genau tun würde.

    1. Herr/Frau xy hat einen Blutdruck von 180/90
    2. Herr/Frau xy hat einen Blutzucker von 300


    Zu 1. würde ich gern wissen, ab wann ihr den Blutdruck in der Regel akut senken würdet z.B. mit Bayotensin o.ä. Ich habe während meines PJ oft gesehen, dass dann akut Medikamente gegeben werden, auch wenn die Patienten asymptomatisch sind und definitionsgemäß ja noch keine hypertensive Krise vorliegt. Normalerweise würde ich denken, dass man das toleriert und dann die regelmäßige Blutdruckmedikation anpasst.

    Zu 2.: Wie geht ihr da genau vor? Humaninsulin ohne alles? Mit Flüssigkeitsgabe oder ohne? Ab wann muss man wegen eines Hirnödems aufpassen?



    MEDIsteps - Verringert Bürokratie deiner ärztlichen Weiterbildung - [Klick hier]
  2. #2
    Von hier an blind Avatar von Logo
    Mitglied seit
    30.10.2004
    Ort
    war Kiel
    Semester:
    OA IM
    Beiträge
    2.935
    @ 1: Würde ich erstmal Pat. und Schwester beruhigen - reicht meist aus. 180/90 ist auch nicht so wild jetzt. Sonst Amlodipin bspw. Norvasc 5mg nachreichen, 1-2 Hub Nitro oder ne halbe ACE-Hemmer Tagesdosis nachreichen je nach KIs und so. Später dann vllt. Urapidil oder Isoket-Perfusor wenn es gar nicht runter geht.

    @ 2: Auch BZ 300 ist nicht soo wild. Aber: Wenn Typ1/3-Diabetes (also IDDM) dann MUSS auf Ketone/Azidose geschaut und reagiert werden. Das wird gerne mal vergessen, gerade bei LADAs ("Ach alt, bestimmt Typ2..."). Bißchen Hydrieren ist nie so ganz verkehrt -sofern Herzilein ok.
    Allerdings ist, wie gesagt, 300er BZ nicht wild. Einige unserer Patienten würden sich darüber freuen Aber anderes Thema. Primäre Handlungsanweisung wäre wie folgt:
    Korrektur mit Analogon (bspw. Novorapid) nach BZ. Primärer Zielwert 200. Korrektur in 40, 30, 20er (das hängt davon ab ob Insulinnativ oder mit hoher Insulin-Resistenz) Schritten. Im Verlauf im 6-12h-Intervall (je nach Retinopathie-Situation) dann Zielwert 140-150, zum Schluss ZW 100.
    Danach kannst du in den folgenden Tagen schauen ob du mit OADs es noch hinkriegst oder du bei Insulin bleibst bzw. bleiben musst. Wäre das der Fall, hieße die Anordung zuerst morgens, mittags und abends 0+K (also 0 Einheiten für die Mahlzeit plus Korrektur, s.O.). Wenn man dann sieht, dass morgens präprandial der BZ 185 war und entsprechend der Regel (Korrektur 40, Ziel 100) 2 IE gespritzt wurden und nun der Patient vor dem Mittag (nächste Messung) bspw. 198 hat, dann reichten die 2 IE also gerade so knapp aus die Kohlenhydrate des Frühstücks abzudecken. Hieße also für die Folgeanordnung dann: Morgens 2+K (2 Einheiten für die Kohlenhydrate plus ggf. notwendige Korrektur) usw. ...
    Wenn nachts der BZ zum Morgen hin ansteigt (abends 21h: 145 mg/dl - guter Wert für Schlafbeginn! Morgens dann 201mg/dl) brauchst du ein Basalinsulin bspw. Levemir oder Lantus. Fängst etwa mit 40-50% des Tagesinsulinbedarfs an. Vielleicht so ~6-8 IE bei zarten insulinnativen Omis. Unbedingt nachts Zwischenmessung um 03.00h! Wenn man mit der Dosis falsch liegt, gehen die Patienten nachts Hypo und morgens sähe man ohne Nachtmessung dann nur die hohen BZ-Werte der Gegenregulation. Das Basalinsulin dann hochschrauben, weil "der Zucker ja (scheinbar) ansteigt" wäre hier fatal - sehe ich leider oft bei eingewiesenen Patienten....
    Und schult die Patienten bitte zumindest in den Basics (täglicher Nadelwechsel, nur 4.5mm Nadeln, Spritzstellenwechsel --> "Bauchnabel-Uhr"...)

    Gruß LOGO

    PS: Das ist als Handlungsvorschlag zu verstehen, entbehrt nicht der eigenen ärztlichen Verantwortung
    Pure Vernunft darf niemals siegen!



    MEDIsteps - Verringert Bürokratie deiner ärztlichen Weiterbildung - [Klick hier]
  3. #3
    Back on Stage Avatar von Rico
    Mitglied seit
    31.01.2002
    Ort
    Tübingen
    Beiträge
    6.701
    Zitat Zitat von SarahT. Beitrag anzeigen
    Zu 1. würde ich gern wissen, ab wann ihr den Blutdruck in der Regel akut senken würdet z.B. mit Bayotensin o.ä. Ich habe während meines PJ oft gesehen, dass dann akut Medikamente gegeben werden, auch wenn die Patienten asymptomatisch sind und definitionsgemäß ja noch keine hypertensive Krise vorliegt. Normalerweise würde ich denken, dass man das toleriert und dann die regelmäßige Blutdruckmedikation anpasst.
    Muss ja nicht erst ne hypertensive Krise sein bevor man reagiert. Wenn der bei 200/100 ein Aneurysma hochgeht, dann ist's doof, wenn Du Dir den Anstieg über Stunden angeschaut hast.
    Die regelmäßige Blutdruckmedikation würd ich erst anpassen wenn die Werte regelmäßig zu hoch sind, wenn die nur einmalig zu hoch sind, dann sind sie ggf dann dauerhaft zu niedrig, wenn ich die Dauermedis gleich steigere. Von daher macht eine Bedarfsmedikation schon Sinn, wenn man das aber jeden Tag machen muss, dann kann man schon steigern.
    Definition of clinical experience:
    Making the same mistake with increasing confidence over an impressive number of years.



    MEDIsteps - Verringert Bürokratie deiner ärztlichen Weiterbildung - [Klick hier]
  4. #4
    Diamanten Mitglied Avatar von WackenDoc
    Mitglied seit
    24.01.2009
    Semester:
    Bauschamane
    Beiträge
    16.362
    Was gerade beim RR gerne vergessen wird: Überlegen, warum der gerade so hoch ist: Ist es einfach nur ne Entgleisung oder hat der Patient Schmerzen oder ne volle Blase oder ist es Symptom eines Apoplexes oder Hyperthyreose?
    This above all: to thine own self be true,
    And it must follow, as the night the day,
    Thou canst not then be false to any man.
    Hamlet, Act I, Scene 3



    MEDIsteps - Verringert Bürokratie deiner ärztlichen Weiterbildung - [Klick hier]
  5. #5
    Diamanten Mitglied
    Mitglied seit
    05.05.2003
    Ort
    --
    Semester:
    --
    Beiträge
    1.070
    Zitat Zitat von Logo Beitrag anzeigen
    @ 1: Morgens dann 201mg/dl) brauchst du ein Basalinsulin bspw. Levemir oder Lantus.
    Warum muss es denn Levemir oder Lantus als Erstangriff sein? Dass es teilweise Hinweise auf eine erhöhte Krebsinzidenz unter Glargin gab ist so weit ich weiss noch nicht ausgeräumt und die meisten Typ IIer lassen sich auch sehr gut mit einem Humaninsulin einstellen, Ich habe manchmal den Eindruck, dass gerade in der klinischen Diabetologie eine recht "pharmaindustrienahe/unkritische" Verordnung erfolgt. Natürlich gibt es Patienten die von Glargin oder Detemir profitieren und die bisherigen DAten zum Krebsrisiko sind widersprüchlich, keine Frage, deshalb bitte nicht als Komplettveriss verstehen, aber ich würde es im Erstangriff nur einsetzen bei PAt. die mit einem Humaninsulin schlecht fahren, zumindest solange bis die letzten Unsicherheiten bez. des Langzeitrisikos vom Tisch sind. Ich empfehle jedem Kollegen mindestens eine der beiden sehr guten pharmaindustrieunabhängigen Fachzeitschriften Arzneimittelbrief, bzw Arzneitelegramm zu abonnieren. Beide arbeiten rein EBM basiert und sind eine Bereicherung für jeden Arzt der sich unabhägig informieren möchte.

    Grüße,
    Peter

    P.S.: es bestehen meinerseits keine Interessenskonflikte, ich empfehle die beiden Zeitschriften rein wegen der Tatsache, dass wir Ärzte einem massiven Marketing ausgesetzt werden, gerade bei sog. Fortbildungen und von diversen professoralen Mietmäulern. Ich fand es schwer an unabhängige wiss. Informationen bezüglich einer rationalen Pharmakotherapie zu kommen und die beiden Zeitschriften haben mein ärztl. Dasein wirklich bereichert.
    Geändert von Peter_1 (15.12.2012 um 16:01 Uhr)



    MEDIsteps - Verringert Bürokratie deiner ärztlichen Weiterbildung - [Klick hier]
Seite 1 von 2 12 LetzteLetzte

MEDI-LEARN bei Facebook