Zunächst: Komisches Gefühl, sich bei "an die alten Hasen" angesprochen zu fühlen...
Zu deinen Fragen
Ich bin einer von denen, die schon immer in die Kinderheilkunde wollten.
Entsprechend habe ich dort auch famuliert und mein PJ-Wahlfach gemacht. Zumindest mit den Famulaturen würde ich es heute anders machen. Wenn man nen konkreten Fachwunsch hat (egal für welches Fach), sollte man die Famulaturen lieber nutzen, um nochmal bisschen über den Tellerrand zu gucken. Sieht man in dem Moment, indem man sich für ne Famulatur entscheiden muss, vielleicht nicht unbedingt so, weil man natürlich gern ins "Wunschfach" möchte - zahlt sich aber hinterher aus, glaub ich.
Im PJ ists glaub ich ganz sinnvoll, das Wunschfach zu wählen, da man da 1. schon bisschen ins Fach reinschnuppert (intensiver als in den Famulaturen) und man 2. schon erste Bande zu potentiellen Arbeitgebern knüpfen kann
Zum Speziellen der Pädiatrie:
Was mich jeden Tag aufs Neue reizt, ist die unglaubliche Abwechslung, die dieses Fach bietet. Klar sagt das jeder von seinem Gebiet, aber wenn im Dienst das Telefon bimmelt, kanns von nem anpassungsgestörten Früh- oder Neugeborenen bis zur 17 Jährigen mit Lungenembolie alles sein.
In der Alterstruktur der Patienten gibt es kein zweites so breites Fach - mit verschiedensten altersspezifischen Erkrankungen (und Normvarianten!!).
Die Subspezialisierungen entsprechen im Wesentlichen denen der Inneren Medizin (von Geriatrie mal abgesehen ), man sieht die ganze Breite von Erkrankungen, die ein Mensch so haben kann-gerade in der ambulanten Pädiatrie.
Wer hausärztlich tätig sein möchte, kann dies als niedergelassener Pädiater gut machen - genauso wie intensivmedinisch Interessierte in der Kinderkardio und oder /Neo/Intensivmedizin auf Ihre Kosten kommen.
Beachten sollte man: Man hat im Grunde immer 2 Patienten, manchmal auch drei (Kind und Mama (oder eben beide Eltern)), denen man in ein und derselben Situation völlig anders gegenüber treten muss. Ist nicht ohne, mitunter anstrengend - kann man aber lernen und dann machts Spass
Und frei nach Erich Kästner: "Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch"
Summa summarum: wer gern differentialdiagnostisch denkt, vom 800g-Kind bis zum ausgewachsenen Jugendlichen alles behandeln möchte, genauso wie Ultraschalluntersuchungen aller möglichen Organe bei Jugendlichen gern auch mal Frickeliges macht (i.v.-Zugänge/ZVKs/Intubationen bei Frühgeborenen, LPs bei Neugeborenen etc etc.), nach zig harmlosen Sachen (der klassische Ausschlag bei Virusinfekt) auch mal kritische Situationen (Status asthmaticus/epilepticus/asphyktische Ngb.) meistern möchte, zumindest nen gewissen Draht zu Kindern hat und mit mitunter stressigen, teils nervenden Eltern umgehen kann (die zugegebenermaßen dann doch in der Unterzahl sind...) ist in der Kinderheilkunde gut aufgehoben
Und das für mich wichtigste Argument: der Großteil aller Kinder wird tatsächlich gesund, im Gegensatz zu den z.B. COPD-Patienten in der Inneren oder den pAVK-Patienten in der Chirurgie, die man aufpäppelt und dann 2 Wochen später wieder aufnehmen muss und wieder und wieder und wieder...
Zum Fachwechsel:
Generell ist glaube ich Hintergrundwissen aus JEDEM anderen Fach von Vorteil und sinnvoll, da man wie oben schon gesagt, alles sieht - HNO genauso wie Derma, Auge, Innere und Neuro...
Ein Kollege ist nach dem FA Innere zu uns gekommen und hat Riesenspaß - durch die Innere-Erfahrung bringt er natürlich vieles mit, sagt aber selbst, dass Innere und Pädiatrie zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind.
Ob ein Wechsel aus operativen Fächer gut und sinnvoll ist, kann ich nicht sagen - meist sind die Interessenlagen ja auch derart unterschiedlich, dass keiner aus nem operativen Fach diesen Schritt überhaupt erwägen wird