1. Der Umstand, dass andere Menschen noch weniger verdienen, mehr arbeiten und in Lehmhütten wohnen, ist nicht die Lösung des Problems. Mit Relativierung lässt sich so ziemlich jeder Status Quo rechtfertigen. Die Aldi-Kassierering lebt eigentlich im Super-Luxus im Vergleich zur Textilarbeiterin in der indischen Pappkarton-Fabrik. Und die indische Textilarbeiterin hat noch Glück gehabt, denn auf dem Straßenstrich in Thailand wärs noch ungemütlicher...
2. Der Umstand, dass du nie Verwandte mit 40h-Job jammern hörst, legt nur nahe, deinen Horizont zu erweitern und dich mal da draußen in der restlichen Arbeitswelt umzusehen. Mein Post bezieht sich nicht nur auf den Arztberuf, der in der Tat auch meiner Meinung nach in vielen Dingen IN RELATION zu anderen Berufen privilegiert ist. Dennoch muss eine Diskussion darüber erlaubt sein, ob eine Work-Life-Balance mit 40h machbar ist oder vielleicht doch mit einer geringeren Wochenstundenzahl. Die 40h-Woche ist nicht gottgegeben. Das Relationsargument beendet so jede Diskussion. Genau so dürfte das ja auch gelaufen sein, als die Zeiten für Ärzte noch andere waren, als man froh sein musste, überhaupt irgendwo als AIP schuften zu dürfen, um "Erfahrung" zu sammeln... Denn hey, besser AIP als Taxifahren, oder?