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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #21
    Oberstabsarzt
    Mitglied seit
    22.06.2013
    Ort
    Erlangen
    Beiträge
    473
    Bei dieser Frage ist eine pauschale Kurzantwort nicht möglich. Aber ich erlaube mir einfach mal die Erstellung von drei Szenarien, die ich, durch meine Ausbildung, mein erstes und zweitest Studium durchaus kritisch betrachten und einschätzen kann:

    1 Zahnarzt
    Der gemeine Zahnarzt ohne Zusatzbezeichnung ist ein Generalist, der gerne Alles ein wenig macht.
    Zu seinen Kunden gehören:
    A 65% Kariesbefallene Zähne, die bei adäquater Pflege nicht von Karies befallen wären (man darf es zwar nicht sagen in der Praxis, aber die typische Oralsau lässt sich davon eh nicht beeindrucken) Nehmen wir mal an, das ist nun zur bildlichen Darstellung, das wären im Jahr 100 Zähne. 50 davon wollen gerne etwas machen lassen, aber nicht Heute. Diese 50 kommen nach einigen Monaten bis Jahren, weil sie gerne kumulierte 9 Wochen im Jahr vor der Glotze hängen, aber keine 1,5 Stunden für eine Kassenprophylaxe Zeit haben, mit dem akut schmerzenden Zahn um 16:45, Freitags. Auf genaue Nachfrage, wie lange schon Beschwerden sind, kommt raus, schon seit Wochen, AAABER gerade jetzt tuts weh! Mach was!
    Weitere 35 Zähne sagen, bitte schnell einen Termin, damit das gemacht wird und es nicht schlimmer wird. Dann geht das gejammer über die Kosten los (es ist zwar trivial und auf der Hand liegen das hier zu erwähnen, aber 29 Zähne lassen Mist machen bei einem billigeren Kollegen, 6 lassen die vorgeschlagene, mitunter teure Therapie durchführen)
    So, dann haben wir noch 15 Zähne übrig. Die müssen raus, auch Heute noch. Aber bitte schnell, da ich ja bald wieder arbeiten muss (oder fernsehen). Was machen wir mit der Lücke? (Aus zahnärztlicher Sicht kann man und muss man nicht jede Lücke schließen, Bsp. der 7er im OK.) Wir nehmen an, bei 7 Zähnen wäre ein Ersatz notwendig. 3,5 davon sagen, bitte was machen, aber billig! Diese bekommen eine "günstige" Alternative, die den Restzahnbestand bei der bislang superguten, exzellenten Pflege natürlich nicht in Mitleidenschaft zieht..... 3,5 weitere gehen in Szenario 2 (MKG).
    B 30% chronisch entzündliche Parodontalerkrankungen. Das größte Problem hier, die Zeit! Also wie gesagt, lieber Fernsehen, als Professionelle Zahnreinigung. Lieber ausgehen, als eine PZR für 65Euro, lieber, lieber, lieber...
    Die Hälte der Parodontalleiden kann man gut in den Griff bekommen. Die andere Hälfte landet bei den 15 fehlenden Zähnen...
    C 5% (Mein Lieblingspatientengut!) Junge, aufgeschlossene, freundliche, guterzogene, ohne ADHS-Diagnose!, Kinder. Jugendliche, Paar Erwachsene: Die kommen zur regelmäßigen Prophylaxe. Hier beweist sich diese alte Zahnarztweisheit:

    "Wenige Patienten haben viele Schlechte Zähne, und umgekehrt."

    Das heisst, dass man bei diesen Prophypatienten fast nie was tun muss. Die sind die absolute Erheiterung zwischen Diskussionen und Jammerei.
    Ach, ich habe einen winzigen Prozentsatz vergessen: Leute, die gerne einen Totemtanz am Stuhl hätten um böse Zahngeister zu bannen... aber die gibt es auch bei Szenario 2 und 3.
    Fazit: Zahnarzt sein, schön und gut. Aber der ewige Streit um Geld, Zeit und am Ende um vielleicht schlecht gemachte Prothetik beherrscht den zahnärztlichen Alltag. Dazu noch der Streit mit der verdammten Kasse.... Absolut lästiges Arbeiten, um Probleme aus der Welt zu schaffen, die 95% der Patienten selbst verantworten müssen.

    2 MKG
    Der gute MKGler... (gibt einige..) Macht gerne viel. Aber erstmal die beiden grundlegenden Tätigkeitsfelder:
    A Klinik. Hier landen, auch wieder zur Vereinfachung, 100 Patienten. Davon haben etwa 40 ein schlimmes Tumorleiden (ganz schlimm!) Wodurch entstehen Oropharyngealcarzinome? Q10 sagt es Euch: Alkohol und Zigaretten (in der Kombi!) erzeugen 90% der Oropharyngealkarzinome. Da die Leute auch viel lieber fernsehen (s.o.) oder ca 2000€ für Ziggys und zusätzliche 2000€ für Alk im Jahr ausgeben (bei 20/D) kommen die entsprechend spät, denn wer viel raucht/trinkt hat die entsprechende Mundpflege. die Patienten merken den Blumenkohl in der Wange schlicht nicht, weil die nie weiter als bis zu den 3ern in die Gosche gucken. (Alter Prothetikerwitz: Uhr für 2000, Brille für 2000, Auto für 100000, 3 bis 3 für 20000, der Rest: Berlin 1945)
    Also bei 36 resiziert man in 12 Stunden etwa 1kg Gewebe, incl. UK und soweiter. Rehabilitiert die Patienten mit allem drum und dran auf Kassenleistung, sterben tun viele innerhalb von 5 Jahren Post-OP.
    4 da resiziert man 8 Stunden, soviel zu rehabilitieren gibt es nicht. Die schaffen 10 Jahre.
    60 Patienten sind noch da. Davon sind 20 Tumornachsorgen (Die, die innerhalb des 5/10 Jahresintervalls vegetieren und mit Stoma vor der Klinik stehen und rauchen.....)
    40, da sind dann die kumulierten 3,5 von 10 Zahnärzten, also 35, die den Zahn verloren haben. Die kommen, um sich beraten zu lassen.
    Tja, zum Schluss bleiben die allerärmsten Schweine. 5, die ein angeborenes Leiden haben, zB. Spalten, Craniofaciale Dysplasie etc. die müssen operiert und therapiert werden.
    B Niedergelassen. Hier handle ich mal auch die 35 von oben ab. Denn hier geht es meistens um das einzig eine und wahre der gesamten Zahnmundundkiefgerunheilkunde: Das Allheilmittel IMPLANTATE! In breitester Indikation werden hier Metallteile in die Münder geschraubt, die nicht alles und jeden heilen oder rehabilitieren können. Der Antrieb dazu ist das GELD!

    3 Der Arzt.
    Ein Armer Kerl. Arbeitet viel, verdient wenig (VIEL weniger als 1 und 2.)
    Aber er ist für seine Patienten da. Er hört zu, gibt Ratschläge und wird zum überwiegenden Teil mit Dingen konsultiert, die zumindest nicht im allerüberwiegendsten Teil selbst verschuldet sind... Ich möchte tatsächlich gerne einmal niedergelassener Allgemeinarzt werden, der sich um Omas und Opas kümmert und U Untersuchungen macht und dann und wann Rettungswagen fährt.. Abwechslungsreich und erfüllend.
    Auch im Kassenkampf auch im Kampf ums Geld aber eher das, was ich will...


    EVT: Hab ich ;)



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  2. #22
    Göttingen Registrierter Benutzer
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    29.08.2008
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    cooler post! als hausarzt muss man ja auch manchmal in den mund gucken dann war es nicht ganz umsonst.



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