Ich habe keine ernstzunehmenden Daten, und meine Erfahrung mit dem Medizinstudium ist bisher sehr begrenzt (vor kurzem das 1. Semester in Gießen beendet), aber mein Eindruck ist dass ein besserer Abitur-Durchschnitt im Durchschnitt sehr wohl mit dem Prüfungserfolg korreliert ist, dass man es aber auch mit einem schlechteren Durchschnitt problemlos schaffen kann wenn man genug Fleiß und Motivation hat. Die Abiturnote ist sicherlich ein grober Gesamtindikator für Intelligenz und Fleiß, aber mit 1,9 solltest du definitiv keine Probleme haben. Ja, in Chemie und Physik sind Vorkenntnisse sicher hilfreich, aber es gibt in diesen Fächern, vor allem in Chemie, wirklich exzellente Lehrbücher, man kann es also auch ohne Vorkenntnisse schaffen. Nur ist dann halt der Zeitaufwand noch etwas höher.
In Gießen ist es so dass man in den ersten beiden Semestern des Medizinstudiums jeweils ca. 25 Semesterwochenstunden hat, das Semester dauert allerdings etwas länger als in den meisten anderen Fächern. In Summe hat man also ca. 25-45% mehr Lehrveranstaltungsstunden als in BWL (in BWL ist die Variation von Uni zu Uni sehr groß).
Ich habe selbst als Erststudium Wiwi studiert und fand es in Wiwi, vor allem nach dem Vordiplom (jaja, lange her), mit etwas Talent und keiner kompletten Aversion gegenüber der Mathematik, sehr einfach sehr gute Noten zu bekommen. Der Lernaufwand war ziemlich gering während ich ihn in Medizin doch sehr hoch finde. Man muss im Medizinstudium IMHO mit ca. 15 Stunden Selbststudium pro Woche rechnen wenn man den Stoff gut bis sehr gut beherrschen und überall (oder zumindest fast überall ) sicher durch die Prüfung kommen will. Bei dieser Zahl bitte bedenken dass ich nur geringe naturwissenschaftliche Vorkenntnisse hatte. Es gibt sicher auch Studenten die mit (deutlich) weniger Stunden auskommen, aber mir persönlich wäre das dann zu riskant und somit wieder zu stressig. Kommt halt drauf an was für eine Persönlichkeit man hat
Mein Eindruck bisher ist, dass das Medizinstudium nicht schwerer als Wiwi ist, aber dass einfach die zeitliche Belastung deutlich größer ist. Deshalb wirkt es manchmal subjektiv schwerer obwohl der Stoff, jeweils für sich genommen, meist nicht besonders schwer wäre.
Wieviele Klausuren man schreibt ist von Uni zu Uni verschieden. Hier ein paar Infos zu Gießen:
1. Semester:
- 1. Testat Anatomie (Allgemeine Anatomie, Histologie und Embryologie)
- 2. Testat Anatomie (Bewegungsapparat)
- Referat und Hospitation Praktikum der Berufsfelderkundung
- 1. Teilklausur Biologie (Zellbiologie)
- 2. Teilklausur Biologie (Wirbeltierbauplan, Genetik, Virologie, Bakteriologie, Parasitologie)
- Vorlesungsklausur Chemie
- Klausur Medizinische Terminologie
- Vorlesungsklausur Physik
2. Semester:
- 3. Testat Anatomie (Kopf, Hals, Thorax - inkl. Mikroskopie und Embryologie)
- 4. Testat Anatomie (Bauch-, Becken- und Geschlechtsorgane - inkl. Mikroskopie und Embryologie)
- Praktikumsklausur Chemie
- Praktikumsklausur (1. Teil) Physik
- Praktikumsklausur (2. Teil) Physik
Die wichtigste Voraussetzung fürs Medizinstudium ist denke ich dass einen der Stoff fasziniert, und dass man mit Stress, hohem Zeitaufwand, und umfangreichen Prüfungen gut umgehen kann. Die größten Probleme haben diejenigen die zu spät mit dem Lernen anfangen. Wer versucht stets mitzulernen schafft es dann eigentlich auch meist beim ersten Mal zu bestehen.
Es ist auf jeden Fall ein wirklich faszinierendes Studium, und sehr vielfältig. Gerade das macht es IMHO so spannend.
Mit 1,9 wird es allerdings nicht ganz einfach einen Platz zu bekommen - wenn du im Abitur viele naturwissenschaftliche Fächer belegt hast, und/oder gut in naturwissenschaftlichen Fächern warst, dann bieten sich Unis wie Gießen, Frankfurt, Rostock, usw. an. Ansonsten bleiben dir noch der TMS oder HAM-Nat-Unis, oder der österreichische MedAT-H.
In Mainz sind die Auswahlkriterien so dass du mit DN = 1,9, ohne zusätzliche medizinnahe Berufsausbildung, selbst bei hervorragendem TMS vermutlich keine Chance auf einen Platz hast. Die Details findest du wie gesagt alle unter http://hochschulstart.de