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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Diamanten Mitglied Avatar von PrinzessinAmygdala
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    Hallöchen!

    Dachte mir ich eröffne mal eine Debatte zum Thema Landärzte-Mangel. In den Medien kursierten ja schon verschiedene Ansätze, wie man das Problem lösen könnte z.B. Studenten vertraglich einzunehmen oder ein Pflichtertial in Allgemeinmedizin einzuführen.

    Würde mal eure Ideen und Meinungen dazu hören.

    Also auf gehts, die Diskussion ist eröffnet.


    (Ein kleiner Artikel zum Einstieg)
    http://www.spiegel.de/gesundheit/dia...-a-884797.html



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  2. #2
    Diamanten Mitglied Avatar von Relaxometrie
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    Zitat Zitat von PrinzessinAmygdala Beitrag anzeigen
    z.B. Studenten vertraglich einzunehmen oder ein Pflichtertial in Allgemeinmedizin einzuführen
    Beides denkbar idiotische Ansätze. Wenn es einen Mangel an etwas gibt, ist es ja logischer, mal zu überlegen, warum der Mangel herrscht, anstatt ahnungslose Menschen (in dem Fall: Studenten) noch in den Mangel hineinzutreiben. Aber das scheint in ein gängiges Politikerhirn nicht reinzupassen
    Was es zu verbessern gälte, um den Landarztmangel zu beseitigen, können die selbst niedergelassenen Forenmitglieder besser erklären, als ich, die ich noch im Krankenhaus arbeite. Aber es geht in die Richtung, daß die Abrechnungsmodalitäten nicht stimmen (Überbewertung der Apparatemedizin und Unterbewertung der sprechenden Medizin) / die Notdienstbezirke und die damit nötigen Anfahrtswege bei Hausbesuchen im Rahmen der KV-Dienste werden für den Arzt immer größer, weil sich weniger Ärzte einen Bezirk teilen müssen, wenn eine Praxis aufgegeben wird / auch Anfahrtswege für "normale" Hausbesuche jenseits des KV-Notdienstes werden länger und sind mies bezahlt / immer weitere Gängelung durch absurde Bürokratie / fehlende Freizeitmöglichkeiten und fehlende Chancen für Berufstätigkeit des Partners, der nicht im medizinischen Bereich arbeitet (bei allerdings auch immer anspruchsvollerem Denken der Ärzte und deren Partner).

    Zitat Zitat von PrinzessinAmygdala Beitrag anzeigen
    Ein kleiner Artikel zum Einstieg
    Einen SpOn-Artikel nehme ich nicht als Diskussionsgrundlage, deswegen habe ich ihn nicht gelesen.
    Geändert von Relaxometrie (07.03.2014 um 23:31 Uhr)



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  3. #3
    Diamanten Mitglied
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    Ich denke auch, dass das Wort "Pflicht" (ob nun Tertial, Famulatur oder Arbeit) nicht dazu genutzt werden sollte, fehlende Kapazitäten auszugleichen, die sich mit der Umstellung bestimmter Modalitäten (siehe Relaxo´s Post) schon abmildern ließen.

    Fast niemand kann vorher wissen ob er mal "Landarzt" sein möchte. Es gibt so viele Facetten der Medizin, die man teilweise erst während des Studium kennen lernt. Was macht man, wenn man sich verpflichtet hat und eigentlich doch Radiologe/Nuklearmediziner oder sonst etwas werden möchte? Dann soll man X Jahre in einem Job arbeiten, den man nicht machen will? No!

    Meiner Meinung nach, gibt es solch ein Modell (zumindest in Sachsen bereits, nur schicken die ihre Studenten nach Ungarn, oder so???). Für mich wäre das keine Option gewesen (denke ich).

    LG Thomas
    Doubt kills more dreams than failure ever will.



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  4. #4
    Back on Stage Avatar von Rico
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    Ich denke, das "Landartzproblem" ist ein Strukturproblem, das daher rührt, dass sich der Arztberuf in der Klinik und in den urbanen Gebieten (Gemeinschaftspraxis, MVZ) gewandelt hat und die Landarztpraxen diesen Wandel nicht mitgemacht haben.
    Das fängt bei der Ausbildung an, wo heute ein hoher Focus auf Teamarbeit und Interdisziplinarität steht, der fachliche Austausch, die Diskussion mit Kollegen der eigenen und anderer Fachrichtungen sind ein wichtiger Bestandteil der ärztlichen Arbeit geworden, die z.B. in den Kliniken an jeder Ecke gelebt werden (Tumorboards, interdiziplinäre Darm-, Herz-, Gefäßzentren, etc.). Dazu sind die Hirarchien in den letzten Jahrzenten schon etwas verflacht (auch wenn da noch Potantial ist ), insbesondere der Kontakt OA-Assistent ist oft viel kollegialer geworden. Auch mit den benachbarten Berufsfeldern wie der Pflege, Physiotherapie, Ernährungsberatung, etc... wird jetzt primär ein Dialog auf Augenhöhe angestrebt und kein "Dictum von oben" durch die Ärzteschaft (auch wenn die bei therapierelevanten Dingen natürlich das letzte Wort haben).
    Die Generation der jungen Fachärzte, die unter diesen Bedingungen aufgewachsen ist weiß das zu schätzen und möchte das nicht abgeben, denn in der Landarztpraxis ist man ja in der Regel Alleinunterhalter ohne viel Kontakt zu anderen, bzw. der Aufwand, "mal eben" mit dem Rheumatologen oder dem Chirugen zu diskutieren ist ein ganz anderer als wenn der in der Klinik oder im MVZ in der Nähe ist.
    Das ist der Hauptgrund, der mich von einer Niederlassung im ländlichen Gebiet abhält.

    Dazu kommt noch ein anderes Problem, nämlich dass der Dorfarzt ja in der Regel schon irgendwie eine Persona publica ist und das finde ich weder gerechtfertigt, noch spricht es mich an - im Gegenteil. Ich möchte mich nicht mit jedem auf der Straße unterhalten, was die Oma und die Kuh macht (mal plakativ ausgedrückt). Ich möchte auch mal mit meinen Kindern in der Supermarktschlange oder auf dem Spielplatz schimpfen dürfen ohne dass das dannach Dorfgespräch ist, genauso wie schulische Leistungen meiner Kinder, Hobbies meiner Frau und die neue Farbe meiner Fensterrahmen. Außerhalb meines Berufes möchte ich Privatsphäre haben und das geht derzeit nicht gut als Landarzt. Weiß nicht, ob es die Residenzpflicht noch gibt, die einen tatsächlich zwingt am Ort der Praxis zu leben (Anachronismus hoch Zehn!! - sollte angeblich mal abgeschafft werden), aber selbst wenn nicht, dann wird es ja schon wieder Ortsgespräch werden, wieso der neue Doktor denn nicht am Ort wohnt, sondern von woanders her pendelt...
    Interessiert in der Klinik ja auch keinen wo ich wohne und warum.

    Dazu könnte ich jetzt noch die nicht arztspezifischen Probleme im ländlichen Raum vs. Stadt auflisten, aber die sind ja hinlänglich bekannt.

    Folglich halte ich auch nichts von irgendwelchen Zwangsmaßnahmen wie vertraglichen Bindungen oder PJ-Tertialen, sondern man sollte mal überlegen, wie man das Landarztwesen ins 21. Jahrhundert transportieren könnte, so dass die Arbeitsbedingungen die Ärzte wieder ansprechen. In der Klinik hat sich da ja viel getan in den letzten Jahrzehnten (TV-Ä, Arbeitszeitgesetz, Dokumentare, ...). Das hat sicher auch dazu beigetragen, dass viele Ärzte, die früher aus den Hirarchien und den Knochenmühlen des Krankenhausbetriebes in die Niederlassung geflohen sind, das heute nicht mehr tun müssen, weil sie sich in der Klinik wohlfühlen.
    In der Landarztpraxis geht es - außer dass da jetzt ein PC statt nem Aktenschrank steht und die Arzthelferin jetzt MFA heißt - im Prinzip noch zu wie vor 50 Jahren. Vielleicht mit etwas mehr Bürokratie...
    Ob wirklich jedes Kuhdorf einen Arzt braucht oder ob man ein Ärzteteam für mehrere Gemeinden haben möchte, ob man besser vergütet als finanziellen Anreiz, ob es wirklich immer ein Arzt sein muss, oder ob es für vieles nicht auch eine qualifizierte "Gemeindeschwester" tut... das sind die Fragen, die man gesellschaftlich und politisch klären müsste.

    Außerdem fände ich mal interessant zu wissen, ob denn seit der Einführung des Allgemeinmedizintertials die Zahl der Allgemeinmediziner zugenommen hat, denn das geforderte Pflichttertial hat ja sehr offensichtlich den Hintergrund, dass man sich scheinbar davon verspricht, dass es dem ein oder anderen doch gefällt und der dann hängen bleibt. Das ist ja in den Pflichttertialen Innere und Chirurgie jetzt gefühlt eher selten der Fall, dass wir da einen überzeugten künftigen Augenarzt auf Station kriegen, der dann einen Sinneswandel erfährt und dann unbedingt Internist werden will. Von daher wär die Frage, ob das überhaupt eine effektive Maßnahme wäre...
    Definition of clinical experience:
    Making the same mistake with increasing confidence over an impressive number of years.



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  5. #5
    Diamanten Mitglied Avatar von Relaxometrie
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    Bisher wusste ich nur, daß über das Pflichttertial Allgemeinmedizin diskutiert wurde. Wo ist es denn schon eingeführt worden
    Mit dem Argument des Nachwuchsmangels hätten ja auch einige andere Fachgebiete das Recht auf ein Pflichttertial



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