And then again, it´s not out of the realm of extreme possibility...
Irgendwie scheint es bei diesem Thema besonders schwer zu sein, nicht nur auf sich selbst zu schauen, sondern immer vergleichen zu müssen.
Ich für meinen Teil habe jahrelang zuviel gegessen und mich unwohl gefühlt und nachweislich bereits Stoffwechselstörungen dafür als Quittung erhalten, dann habe ich ein Jahr zu wenig gegessen, fühle mich jetzt wieder wohl und habe die Störungen aufgehoben und dabei keine anderen entwickelt. Welches Hilfsmittel man dafür benutzt, ist doch nicht wichtig. Ich habe das Kalorienzählen gebraucht, weil ich eben einfach kein Gefühl für Kalorien und keins für den Kalorienbedarf hatte, sondern bei freiem Lauf immer weiter zugenommen habe. Erst durch ein Jahr lang Zählen inkl. auf die Zahl fürs Eiweiß achten und Sport, habe ich jetzt wieder den Blick für passendes Essen und auch meine Fitness zurück, um ausreichend Bewegung zu haben. Ich habe so manche Gerichte neu dazu im Repertoire und andere einfach verändert. Vieles schmeckt nicht mal anders, aber es übersteigt eben nicht mehr dauerhaft meine Grenze.
Ich bin froh, jetzt wieder regelmäßig größere Portionen, Kuchen und auch mal zwischendurch über den Bedarf essen zu können, aber ich bin auch sehr dankbar dafür, dass ich mir selbst dieses Jahr gewidmet und durchgehalten habe. Sonst waren immer andere Projekte und Aufgaben im Vordergrund, dieses Mal war ich selbst dran. Insbesondere weil eben auch diese ganz knapp vor Typ 2-Diabetes-Lage weg ist, hat es sich auch für die Zukunft gelohnt.
Ich kann nach wie vor nur für mich sprechen, aber ich habe mich selbst nie in Gefahr für einen pathologischen Verlauf gesehen und die, die den ganzen Prozess hier in der Nähe mitbekommen haben, auch nicht. Damit will ich nicht ausschließen, dass eine eher zwanghaft angelegte Persönlichkeit über diesen Weg eine Essstörung entwickelt, aber grundsätzlich ist Kalorienzählen keine zwanghafte Handlung. Und es gibt sicherlich genügend andere Wege, um zur Wunschfigur, Wunschgewicht oder was auch immer zu kommen. Bei mir hat halt diese funktioniert.
Wer sich Tracken und Rechnen nur als Spaßbremse am Essen und es für sich selbst als Zwang ansieht, soll es einfach lassen, dann ist es nicht der richtige Weg für ihn/sie. Aber warum darf es nicht bei anderen in Ordnung sein?
Ein Standpunkt ist kein Grund, sich nicht zu bewegen.
Annekii, du hast noch einen Punkt erwähnt, den ich eben vergessen hatte in meinem langen Posting (war halt so im Fluss).
Es ist ja auch okay und mit Sicherheit auch wichtig, sich übers Tracken (ich finde den Begriff selbst noch immer irgendwie seltsam und gewöhnungsbedürftig ) seine Störung im Essverhalten, die letztlich zur Gewichtszunahme führten, zu verdeutlichen. Wenn das Tracking aber zum dauerhaften Tool wird bzw. essenziell geworden ist, um das Gewicht zu halten, zeigt mir das auf der anderen Seite aber doch auch, dass sich ein Lerneffekt hinsichtlich der Entwicklung eines gesunden Essverhaltens nicht wirklich eingestellt hat. In dem Fall würde ich da dann schon von einer Essstörung sprechen. Bei dir zum Beispiel, annekii, scheint das ja sehr gut funktioniert zu haben . Du brauchst das Tracken ja offenbar gar nicht mehr, weil du deine Mengen nun kennst und auch Sünden besser einschätzen kannst.
Also jedem Tierchen sein Plaisirchen.
Wollen wir dann wieder zurück zum Thema kommen?
Aber ist das denn hier jetzt bei jemandem so? Ich wusste während des ganzen Jahres der Gewichtsabnahme und während des Trackings nicht, dass ich es auch so schnell nun ohne kann. Ich habe ja erst vor einem Monat damit aufgehört und mir vorgenommen, dass ich wieder damit anfange, wenn ich meine Grenze überschreite, aber es passiert bisher nicht. Das ist super, aber für mich nicht selbstverständlich. Und ja, ich persönlich würde aber auch jahrelanges Kalorienzählen in Kauf nehmen, wenn ich es anders nicht hinkriegen würde. Ich halte es nach wie vor für gesünder als meine Situation vorher.
Diejenigen, die hier gerade zählen, sind doch noch im Abnehmen und Ernährung umstellen damit, oder? Da ist doch noch gar nicht der Moment erreicht, in dem man schaut, wie es nun ohne weitergeht. Ist es bei irgendwem hier zu einem essentiellen Tool geworden, obwohl das Ziel erreicht ist?
Ein Standpunkt ist kein Grund, sich nicht zu bewegen.