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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #6
    Registrierter Benutzer Avatar von Viehdoc
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    Ich glaube auch ehrlich gesagt, dass es nicht der Großteil ist, der es bereut. Sonst hätten wir sicher nicht so viele Tierärzte und der Ansturm aufs Studium wär geringer... aber oft hört man ja mehr von den schlechten Dingen.
    Klar ist da immer das Problem der Bezahlung, aber das weiß ja eigentlich jeder vorher (hoffe ich). Und dass Not- und Nachtdienste anstehen, sollte auch jedem klar sein ;).



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  2. #7
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    ja, da hast du wohl recht, die negativen sachen sprechen sich meist schneller rum als die positiven. vor allem weil die unzufriedenen ja auch meist lauter jammern als was die zufriedenen sich freuen ;)



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  3. #8
    Registrierter Benutzer Avatar von Elvira93
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    ja, das hatte ich nicht bedacht ;). negative Sachen machen ja immer schneller die Runde .
    aber schön, dass ihr alle was positives zu sagen habt.
    Wäre ja super, nochmal was von wem zu hören, der vielleicht schon fertig ist?
    If you can dream it, you can do it!

    (Walt Disney)



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  4. #9
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    Ich würde das Studium nicht noch einmal aufnehmen.

    Zu mir - ich habe nach dem Abitur eine Ausbildung zur Pferdewirtin Schwerpunkt Rennreiten (Galopp) gemacht. In Deutschland lässt sich als Jockey leider nur schwer Geld verdienen. Von Renngewinnen in den unteren Leistungsklassen kann man kaum leben, in die Listen- und Grupperennen muss man erstmal kommen, als Frau eher utopisch. Also bin ich etwa ein Jahr nach Beendigung meiner Ausbildung in die USA gegangen. Nachdem mir ein Jährling während eines 'Speedtests' buchstäblich unterm Hintern weggestorben ist und ich relativ schwer verletzt wurde, war der Rennsport erst einmal nichts mehr für mich. Also zurück nach Deutschland. Die Entscheidung zum Vetmed-Studium war ziemlich überstürzt. Der Abischnitt hat gepasst, medizinisches Interesse war da, ansonsten ist mir halt nichts Besseres eingefallen.

    Ich habe das Studium mit einem sehr guten Staatsexamen abgeschlossen und anschließend eine 2-jährige Dissertation begonnen (Bereich Pferd, 50 - 60 h/Woche). Glücklicherweise habe ich zumindest ein Stipendium über 800 Euro erhalten. In der Veterinärmedizin ist die Finanzierung nicht selbstverständlich und hing, zumindest in meinem Fall, maßgeblich von den Noten ab. Da ich während des Studiums auch nicht mehr Geld zur Verfügung hatte und die Zeit zum Geld ausgeben sowieso nicht vorhanden war, war das damals kein Problem.

    Nach 7,5 Jahren stand ich also da, mit Examen und Doktortitel, richtig verdient hatte ich bis dahin noch nichts. Kleintier kam nie in Frage, Nutztier hätte ich mir vorstellen können, bin aber dann doch im Pferdebereich geblieben. Nun haben wir ja zwar auch die Variante des deutschen Fachtierarztes, allerdings wurde mir suggeriert, dass man, sofern man Karriere machen möchte, doch bitte den Diplomate anstreben möge. Grundsätzlich ja nicht verkehrt, vor allem, wenn man mal in Ausland möchte, allerdings ist der Weg dorthin immer noch reinste Ausbeutung.

    Man beginnt mit einem Internship. Bevorzugt werden Bewerber mit Dissertation im Bereich der entsprechenden Tierart, wenn's geht doch bitte auch noch ordentlich klinischer Erfahrung. Ich muss vor meiner Anstellung vier Wochen 'hospitieren', sprich: arbeiten ohne Vergütung. Aber hey, das machte nichts, das Internship selbst wurde ja schließlich auch nicht bezahlt. Im Gegenteil, man sollte seiner Klinik dankbar sein, dass die Ausbildung kostenlos ist
    Das Internship dauert ein normalerweise ein Jahr, wobei man durch alle möglichen Bereiche seiner Klinik rotiert. Dazu muss ich sagen, dass ich wirklich alles gesehen habe, was so möglich ist - Innere, Chirugie, Neurologie, Derma, Ortho, Kardio, Bildgebung usw. Ja, man lernt verdammt viel, denn man ist für seine Patienten selbst verantwortlich, auch wenn natürlich immer noch ein Oberarzt da ist.

    Mein Arbeitstag:
    Zwischen 6:30 und 7:00 Uhr Arbeitsbeginn (offiziell 7:30, aber mindestens eine Übergabe musste immer besonders vorbereitet werden...), Feierabend offiziell um 17:00, kann mich allerdings nicht daran erinnern, jemals um 5 rausgekommen zu sein. Realistischer war zwischen 19:00 und 20:00 Uhr. Sind wir also bei einem Arbeitspensum von etwa 12 Stunden täglich. Pausen musste ich einfordern oder heimlich während täglichen Fallbesprechungen futtern. Weiterhin gab es täglich irgendwas Besonderes für die Interns (Journal Club, Projekte o.Ä.). Im Prinzip wird von Montag bis Freitag also etwa 12 Stunden gearbeitet, zudem war es an meiner Klinik so geregelt, dass die Interns sämtliche Nacht- und Wochenenddienste abdecken mussten - und zwar alleine! Wir waren 7 Interns und durften den Kuchen selbstständig unter uns aufteilen. Im Durchschnitt habe ich etwa 75 - 80 h die Woche gearbeitet. Nacht- und Wochenenddienste wurden nach TL-V vergütet (knapp 13 Euro).

    Um es nochmal deutlich zu machen: man 'verdient' in diesem System etwa 200 Euro monatlich über die Dienste, da alles andere nicht bezahlt wird. Meine Klinik ist leider auch kein Einzelfall, diese Ausbeutung ist gängige Praxis. Ich möchte an dieser Stelle nur mal daran erinnern, dass ich kein Student war, sondern ein approbierter Tierarzt mit Dissertation. Finanziert wurde ich damals von meinem Bruder, mit dem ich zusammen gewohnt habe. Von 200 Euro kann natürlich niemand leben und ein Nebenjob ist definitiv nicht möglich.


    Nächster Schritt auf dem Weg zum Diplomate: das Residency-Programm.
    Dieses Programm führt letztendlich auch direkt zum Diplomate-Titel, sofern man denn die sehr anspruchsvolle Prüfung besteht, deren Erwartungshorizont die des dt. Fachtierarztes übersteigt. Um zugelassen zu werden, müssen ein Haufen Voraussetzungen erfüllt werden. Neben der Klinikzeit geht es auch um Publikationen, ohne geht da nichts. Der Titel wird zudem in Zusammenhang mit einer bestimmten Fachrichtung erworben. Meine Ausbildung ist auf vier Jahre angesetzt, das letzte Jahr sollte im Ausland absolviert werden. Gezahlt werden 800 Euro monatlich, zzgl. der Dienste. An der regulären Arbeitszeit hat sich nicht viel geändert, abgesehen davon, dass nun auch noch viel Zeit in Publikationen investiert werden muss. Wer nicht an Forschung interessiert ist, ist in so einem Programm definitiv falsch.

    Wo bin ich also angekommen, etwa 5 Jahre nach Beendigung meines Studiums?
    Mit Selbststudium komme ich auf knapp 14 Stunden Arbeitszeit täglich, für rund 1000 Euro brutto im Monat. Die Weiterbildung zum Diplomate unterliegt strengen Auflagen, die Weiterbildungsberechtigung haben in Deutschland vergleichsweise nur wenige Kliniken. Wer den internat. Facharzt möchte, kommt um dieses System nicht herum. Und so lange diese Stelle selbst bei diesem miesen Verdienst so hart umkämpft sind, wird sich am Gehaltsmodell wohl auch nicht viel ändern.

    Versteht mich nicht falsch - ich werde mein Residency-Programm zu Ende bringen und die Stellen für Diplomates sind, wenn auch im Ausland eher als in Deutschland, definitiv da und werden auch besser bezahlt. Von einem Diplomate meiner Klinik weiß ich, dass sie 3700 Euro brutto verdient. 5,5 Jahre Studium, in ihrem Fall knapp 3 Jahre Dissertation, 5 Jahre Weiterbildungszeit für den FA-Titel. Kann man drüber streiten, ob 3700 Euro da gerechtfertigt sind
    Da sind die Gehälter der Humanmediziner definitiv attraktiver.

    Nochmal würde ich dieses Martyrium aber vermutlich nicht durchstehen. Ich habe keine Kinder (und will auch keine), keinen festen Freund und eigentlich keinen Freundeskreis, der nicht aus Tiermedizinern besteht. Nun könnte man sagen, okay, selbst Schuld, wenn man sich den Stress antut, aber die veterinärmedizinische Praxis ist allgemein gekennzeichnet von viel Arbeit und wenig Geld.

    Was meine ehemaligen Kommilitonen so machen (Gehalt in brutto):

    1x Amtstierarzt
    3,5 Jahre Dissertation, gute Noten im Examen. Verdienst nach Tarif, ist mit 3200 Euro angeblich schon an der oberen Grenze angekommen (müsste man mal nachschauen..)

    3x Kleintierklinik
    "Normale" Assistenzärzte, alle mit Diss, Verdienst zwischen 900 und 1200 Euro. Arbeitszeit zwischen 50 und 60 h die Woche, Nacht- und Wochenenddienste werden angeblich nicht extra vergütet

    1x Kleintierpraxis
    "Normale Assistenzärztin" unter zwei Praxisinhabern. Verdienst 1400 Euro, zzgl. Dienste. Keine Dissertation geschrieben.

    1x Fahrpraxis Pferd
    Hat zunächst in einer Pferdeklinik gearbeitet, bereits ein Jahr nach dem Studium etwa in die Selbstständigkeit gegangen. Hat nach eigener Aussage etwa 1000 Euro im Monat übrig, inkl. ständiger Rufbereitschaft, wie das halt so läuft

    1x Pferdeklinik
    "Normale" Assistenzärztin, Dissertation, recht renommierte Pferdeklinik in Deutschland, verdient 1200 Euro bei 50 h Woche, zzgl. Dienste

    1x Fahrpraxis Rind
    Keine Dissertation, von Anfang an am Umsatz beteiligt, hat im Einstiegsjahr etwa 2000 Euro verdient, inzwischen bei 2750 angekommen - keine Dienste!

    1x Gemischtpraxis (Rind/Kleintier)
    Dissertation, macht vorwiegend Kleintier, 1700 Euro brutto, geregelte 40 h Woche, Dienste freiwillig und vergütet



    Zu mehr ehemaligen Mitstudenten habe ich leider keinen Kontakt und 'fremde' Tierärzte plaudern nicht so gerne über Gehälter und Arbeitsbedingungen. Angesichts des Aufwandes (5,5 Jahre Studium + ggf. 2-4 Jahre Dissertation) finde ich die Vergütung in allen Fällen zu gering. Der Kleintierbereich ist überlaufen und wird anscheinend überall miserabel bezahlt. Bei den Nutztieren sieht es offenbar noch besser aus, allerdings sollte man sich vor dem Studium stets darüber im Klaren sein, dass jedes Jahr wesentlich mehr Absolventen von der Uni kommen, als eigentlich gebraucht werden. Die Stellensituation ist in der Tiermedizin bei Weitem nicht so entspannt wie bei den Humanmedizinern.

    Ich würde heute auf jeden Fall Humanmedizin studieren, dann in die Neurologie, Psychiatrie, Patho oder Labormedizin. Dann hätte ich auch eine vernünftig bezahlte Weiterbildungszeit und die Humani-FAs werden vermutlich immer sehr viel mehr verdienen, als die VetMed-Kollegen. Zeit für eigene Tiere habe ich nicht. Ich würde sehr gerne reiten, muss nicht mal ein eigenes Pferd sein, aber dafür fehlen sowohl Zeit als auch Geld.

    Überlegt euch das mit dem Studium ganz genau - wenn die Humanmedizin auch nur ansatzweise in Frage kommt, schreibt euch dort ein



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  5. #10
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    Hi,

    wow danke für deinen ausführlichen Einblick und die vielen Infos . Das hört sich ja mal gar nicht so gut an .
    Ich finde es besonders erschreckend, dass man noch so einen langen Weg gehen muss, um ordentlich bezahlt zu werden, obwohl unser Studium schon so lang ist... Ich mein klar, im Grunde sind wir "Fachidioten", die noch viel praktisches lernen müssen, aber trotzdem kann das ja irgendwie nicht sein... Mir war ja von Anfang an klar, dass ich nicht unbedingt die Welt verdienen werde, aber das ist dann ja schon arg wenig, wenn man bei 1000€ brutto ist!

    VG Julia



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