Bin zufällig auf das Forum und diesen Thread gestossen und fühle mich zur Antwort genötigt (bin seit 25 Jahren Facharzt für Radiologie).
Für Radiologie ist man geeignet, wenn man neugierig ist und gerne lernt: "Diagnosis is where fun is, therapy is, where the work is." Wir wollen Fragen beantworten, Geheimnisse entdecken.
Ohne Patientenkontakt geht das nicht. Ich sehe jeden Patienten in meiner Praxis, Befunden ohne Patientenkontakt bringt wenig. Der Alltag in der Praxis ist abwechslungsreicher als der in der Klinik!
In der Klinik gibt es oft keine Dienste für Anfänger, in der Regel wird ein Facharztstandard erwartet. Meine Arbeitszeiten in der Praxis übersteigen das Vorstellungsvermögen eines Studenten, in der Regel habe ich 65 Wochenstunden (in den letzten drei Jahren zusammen vier Wochen Urlaub). Das muß man mögen, das muß man können. Wem das zuviel ist, der werde besser nicht Radiologe, oder er wird in einem kleinen Krankenhaus kleine Brötchen backen.
Verdienen kann man gut, wenn man viel arbeitet. Aber die Gewinnzone erreiche ich erst nach 50 Wochenstunden! Die Fixkosten sind hoch. Aber ein Einkommen von 250k€ ist dann realistisch. Es gibt allerdings auch Praxen, die von der Bank gehalten werden. Eine zu optimistische Planung kann einen tief ins Miese bringen. Meine Schulden sind auch heute noch siebenstellig; aber das gehört zum Plan und ist im Griff. Ein solches Gebilde ist natürlich fragil und kann durch klein wirkende Ereignisse zum Einsturz gebracht werden: ein Krach in einer Gemeinschaftspraxis zwischen den Partnern z.B. ist ruinös.
Gilderoy