Also, ich muss da jetzt auch mal etwas dazu schreiben:
Ich bilde seit vielen Jahren Praktikanten aller Ausbildungsstufen im Rettungsdienst aus.
Ich erwarte von den Praktikanten, dass sie pünktlich da sind, ein ordentliches Auftreten haben, sich zu benehmen wissen und motiviert sind, viel zu lernen.
Wichtig ist auch, dass ich mich darauf verlassen kann, dass er bzw. sie, sofern es mal gefährlich oder unschön wird, genau das macht, was die Besatzung ihm/ihr sagt (schließlich haben wir die Verantwortung).
Ich bespreche gleich zu Beginn mit dem Praktikanten, was seine Ziele sind, was er meint, dass er schon kann, für was er schon Unterschriften im Ausbildungsheft hat (und es trotzdem nochmal besprechen möchte, denn Unterschrift heißt nicht zwingend, dass man etwas wirklich kann
) und was er er lernen möchte.
Ich erwarte von keinem Praktikanten, dass er die Dinge schon kann, denn dann würde er die Ausbildung nicht machen
doofe Fragen gibt es nicht; aber wenn ich einen Praktikanten länger dabei habe, erwarte ich natürlich schon, dass er auch mal nach der Schicht Dinge nachliest.
Ich nehme mir, sofern das einsatztechnisch möglich ist, gleich zu Beginn der Schicht Zeit, den Praktikanten (sofern noch nicht geschehen) ausführlich den RTW + das Equipement zu zeigen; wichtig ist mir hier, dass er lernt, was es in der Wundertüte RTW versteckt ist, wie es heißt, wofür es da ist und wie man es rein und raus kriegt
Zudem bespreche ich die wichtigsten Basics; gerade hier kann man eine sehr gute Grundlage für professionelles Arbeiten legen! Meist werden in den RD-Schulen die Basics wie Puls-, RR- u. BZ-Messen, Pulsoxy interpretieren, EKG-kleben, Infusion herrichten, Verbände, Schienen, Samsplint, Vakuumbett, Stifneck, Trage etc. nur unzureichend erklärt - die Begründung ist meist: "das lernt ihr ja eh im Praktikum"...
; aber gerade hier kann man so vieles falsch machen und eine gute Ausbildung (inkl. der Anatomie und Physiologie die dahinter steht) ist Gold wert!
Das mit den MPG-Einweisungen ist meist auch ein recht großes Problem, weil die meisten Praktikanten diese bis zu den RTW-Schichten nicht haben und es den Schulen auch oft egal ist
Invasive Dinge kommen bei mir aber für Praktikanten nicht in die Tüte (abgesehen von RAiPs), weil einfach die Rechtslage schon für uns RA gelinde gesagt sehr schwierig ist. Ich weiß sehr genau, dass gerade diese Dinge sehr reizvoll sind, aber dafür ist das KH-Praktikum bzw. die RA- bzw. Notfallsanitäter-Ausbildung da
sollte ein NA mit vor Ort sein und er den Praktikanten unter seine Fittiche nehmen, ist das natürlich etwas anderes und wird selbstverständlich unterstützt!
Sofern es die Zeit zulässt, wird auch jeder Einsatz nachbesprochen.
No go´s für Praktikanten sind: kenne ich schon, habe ich schon gesehen und muss ich mir nicht nochmal angucken (ich sag nur "RTW-Checken") und ich will heute aber unbedingt invasive Maßnahme xyz machen...; genauso wenig werden medizinische Entscheidungen vor dem Pat. besprochen.
Die Praktikanten sollten aber eines immer noch bedenken: die wenigsten Mitarbeiter im Rettungsdienst bekommen Geld für das Ausbilden (ich jedenfalls nicht - auch nicht als LRA); ich tue das, weil ich ebenfalls meistens eine sehr gute, engagierte Ausbildung bekommen habe und es für selbstverständlich halte (und es mir außerdem großen Spaß macht)! Aber viele Kollegen sind es inzwischen leid, dass sie zusätzlich zum normalen, meist schlecht bezahlten Alltagsgeschäft, auch noch kostenlos die praktische Ausbildung der Praktikanten übernehmen sollen
nicht auszubilden ist zwar auch keine Lösung, aber ich kann den Frust der Kollegen durchaus nachvollziehen!